Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. aber/ wann ich von euch eben also/ wie Cerebacchius,hinder das Liecht geführet würde? Margara. Jhr habt ja Augen und Ohren bey euch/ wann ihr meine Person und Stimme nicht kennet/ so thut/ was ihr wollet/ aber bildet euch das von mir gar nicht ein/ eure Person ist schon all zu tieff in meinem Hertzen einge- wurtzelt/ und es ist mir gantz und gar unmöglich/ euch auf die allergeringste Weise zu beleydigen. Hiermit langete sie eine Flasche mit dem schönsten Veltliner- Wein/ und verehrete ihm dieselbe zu Bekräfftigung deß/ das sie zu ihm gesaget hatte. Troll wolte als ein Courtisan angesehen seyn/ trunck demnach die Flasche auf ihre Gesundheit auß/ daß ihm die Augen darbey übergiengen/ er versprach ihr auch/ daß keine lebendi- ge Seele von ihrer Courtesie auß seinem Munde je- mahlen das Allergeringste solte zu wissen bekommen/ und weil er gleicher Gestalt ein unmenschliches Ver- langen zu ihr in seinem Leibe empfünde/ so möchte sie doch so gut seyn/ und Mittel und Wege vorschlagen/ wie und welcher Gestalt er diese Nacht gantz allein in gewünschter Süssigkeit mit ihr zubringen möchte. Jch wil euch/ war ihre Antwort/ einen sichern An- schlag geben/ habt ihr nur/ gleich wie ich/ das Hertz/ denselben anzuführen/ so wollen wir mit einander eine glückseelige Nacht haben. Jhr wisset/ daß das Frauenzimmer in Jtalien gar eingezogen gehalten wird/ und selten außkommet/ solches beklaget meine Mutter selber zum öfftern/ darum/ weil sie gleichwol gerne schöne Kleider nach der neuesten Modell hätte/ lässet sie bißweilen in der Nacht einen gewissen Juden zu ihr kommen/ der allerhand schöne Galanterien mit sich bringet/ und weil mein Vatter frühzeitig schlaffen gehet/ handelt sie mit diesem Juden um seine Sachen/ weil aber das Hauß alsdann schon vest zugeschlossen/ der
Romans I. Buch. aber/ wann ich von euch eben alſo/ wie Cerebacchius,hinder das Liecht gefuͤhret wuͤrde? Margara. Jhr habt ja Augen und Ohren bey euch/ wann ihr meine Perſon und Stimme nicht kennet/ ſo thut/ was ihr wollet/ aber bildet euch das von mir gar nicht ein/ eure Perſon iſt ſchon all zu tieff in meinem Hertzen einge- wurtzelt/ und es iſt mir gantz und gar unmoͤglich/ euch auf die allergeringſte Weiſe zu beleydigen. Hiermit langete ſie eine Flaſche mit dem ſchoͤnſten Veltliner- Wein/ und verehrete ihm dieſelbe zu Bekraͤfftigung deß/ das ſie zu ihm geſaget hatte. Troll wolte als ein Courtiſan angeſehen ſeyn/ trunck demnach die Flaſche auf ihre Geſundheit auß/ daß ihm die Augen darbey uͤbergiengen/ er verſprach ihr auch/ daß keine lebendi- ge Seele von ihrer Courteſie auß ſeinem Munde je- mahlen das Allergeringſte ſolte zu wiſſen bekommen/ und weil er gleicher Geſtalt ein unmenſchliches Ver- langen zu ihr in ſeinem Leibe empfuͤnde/ ſo moͤchte ſie doch ſo gut ſeyn/ und Mittel und Wege vorſchlagen/ wie und welcher Geſtalt er dieſe Nacht gantz allein in gewuͤnſchter Suͤſſigkeit mit ihr zubringen moͤchte. Jch wil euch/ war ihre Antwort/ einen ſichern An- ſchlag geben/ habt ihr nur/ gleich wie ich/ das Hertz/ denſelben anzufuͤhren/ ſo wollen wir mit einander eine gluͤckſeelige Nacht haben. Jhr wiſſet/ daß das Frauenzimmer in Jtalien gar eingezogen gehalten wird/ und ſelten außkommet/ ſolches beklaget meine Mutter ſelber zum oͤfftern/ darum/ weil ſie gleichwol gerne ſchoͤne Kleider nach der neueſten Modell haͤtte/ laͤſſet ſie bißweilen in der Nacht einen gewiſſen Juden zu ihr kommen/ der allerhand ſchoͤne Galanterien mit ſich bringet/ und weil mein Vatter fruͤhzeitig ſchlaffen gehet/ handelt ſie mit dieſem Juden um ſeine Sachen/ weil aber das Hauß alsdann ſchon veſt zugeſchloſſen/ der
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Romans I. Buch.
aber/ wann ich von euch eben alſo/ wie Cerebacchius,
hinder das Liecht gefuͤhret wuͤrde? Margara. Jhr
habt ja Augen und Ohren bey euch/ wann ihr meine
Perſon und Stimme nicht kennet/ ſo thut/ was ihr
wollet/ aber bildet euch das von mir gar nicht ein/ eure
Perſon iſt ſchon all zu tieff in meinem Hertzen einge-
wurtzelt/ und es iſt mir gantz und gar unmoͤglich/ euch
auf die allergeringſte Weiſe zu beleydigen. Hiermit
langete ſie eine Flaſche mit dem ſchoͤnſten Veltliner-
Wein/ und verehrete ihm dieſelbe zu Bekraͤfftigung
deß/ das ſie zu ihm geſaget hatte. Troll wolte als ein
Courtiſan angeſehen ſeyn/ trunck demnach die Flaſche
auf ihre Geſundheit auß/ daß ihm die Augen darbey
uͤbergiengen/ er verſprach ihr auch/ daß keine lebendi-
ge Seele von ihrer Courteſie auß ſeinem Munde je-
mahlen das Allergeringſte ſolte zu wiſſen bekommen/
und weil er gleicher Geſtalt ein unmenſchliches Ver-
langen zu ihr in ſeinem Leibe empfuͤnde/ ſo moͤchte ſie
doch ſo gut ſeyn/ und Mittel und Wege vorſchlagen/
wie und welcher Geſtalt er dieſe Nacht gantz allein in
gewuͤnſchter Suͤſſigkeit mit ihr zubringen moͤchte.
Jch wil euch/ war ihre Antwort/ einen ſichern An-
ſchlag geben/ habt ihr nur/ gleich wie ich/ das Hertz/
denſelben anzufuͤhren/ ſo wollen wir mit einander
eine gluͤckſeelige Nacht haben. Jhr wiſſet/ daß das
Frauenzimmer in Jtalien gar eingezogen gehalten
wird/ und ſelten außkommet/ ſolches beklaget meine
Mutter ſelber zum oͤfftern/ darum/ weil ſie gleichwol
gerne ſchoͤne Kleider nach der neueſten Modell haͤtte/
laͤſſet ſie bißweilen in der Nacht einen gewiſſen Juden
zu ihr kommen/ der allerhand ſchoͤne Galanterien mit
ſich bringet/ und weil mein Vatter fruͤhzeitig ſchlaffen
gehet/ handelt ſie mit dieſem Juden um ſeine Sachen/
weil aber das Hauß alsdann ſchon veſt zugeſchloſſen/
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/283>, abgerufen am 16.02.2025. |