Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. Schorsteinfegers-Kleider anlegen/ und vor seiner Frauen undSchwieger-Vatter offentlich bekennen müste/ wie er ein war- hafftiger Schorsteinfeger seines Handwercks. Solches wil ihm zwar schwer in Kopff/ gleichwol betrachtete er/ daß durch ihre Hülffe er sein Glück gemacht legete demnach/ begehrter Maffen/ seine schmutzige Kleider an den Leib/ und die lange Stange auf den Halß/ womit er vor seine Wohnung kommet/ und die Chry- senia zu sprechen begehret/ die Magd wil ihn nicht einlassen/ aber er kehret sich nicht daran/ dringet zu seiner Frauen in die Kam- mer/ und gibt zu erkennen/ daß er der Jacomo, ihr Mann/ aber darbey ein Schorsteinfeger seines Handwercks sey/ welches er ihr hiermit habe offenbahren wollen/ im übrigen sey er bereit/ das Jenige/ was ihm an Mitteln mangele/ durch getreue Liebe/ und seinen guten Verstand/ zu ersetzen. Chrysenia erstarret über dieser Zeitung/ aber ihr Vatter kan sich ehe begreiffen/ welcher/ nach gepflogenem Rath mit seinen Freunden/ den Jacomo, als seinen Schwieger-Sohn/ behält/ und mit seiner Person/ ob die- selbe Blut-arm/ er auch seinetwegen den vorigen Wechsel bezah- len muste/ zufrieden ist. Die Chrysenia gibt sich endlich auch darein/ und hat hernach sehr wo/ mit ihm gelebet. Sonsten ist dieses Exempel eine Warnung/ daß man nicht so hoch fleigen soll/ damit man nicht auf einmahl einen gewaltigen Sprung thun müsse. Niemand soll sich über seines Gleichen achten/ sondern einen Jeden nach seinem Stande ehren. Klingenfeld sprach jetzo: Diese Jungfrau ist Zu R 4
Romans I. Buch. Schorſteinfegers-Kleider anlegen/ und vor ſeiner Frauen undSchwieger-Vatter offentlich bekennen muͤſte/ wie er ein war- hafftiger Schorſteinfeger ſeines Handwercks. Solches wil ihm zwar ſchwer in Kopff/ gleichwol betrachtete er/ daß durch ihre Huͤlffe er ſein Gluͤck gemacht legete demnach/ begehrter Maffen/ ſeine ſchmutzige Kleider an den Leib/ und die lange Stange auf den Halß/ womit er vor ſeine Wohnung kommet/ und die Chry- ſenia zu ſprechen begehret/ die Magd wil ihn nicht einlaſſen/ aber er kehret ſich nicht daran/ dringet zu ſeiner Frauen in die Kam- mer/ und gibt zu erkennen/ daß er der Jacomo, ihr Mann/ aber darbey ein Schorſteinfeger ſeines Handwercks ſey/ welches er ihr hiermit habe offenbahren wollen/ im uͤbrigen ſey er bereit/ das Jenige/ was ihm an Mitteln mangele/ durch getreue Liebe/ und ſeinen guten Verſtand/ zu erſetzen. Chryſenia erſtarret uͤber dieſer Zeitung/ aber ihr Vatter kan ſich ehe begreiffen/ welcher/ nach gepflogenem Rath mit ſeinen Freunden/ den Jacomo, als ſeinen Schwieger-Sohn/ behaͤlt/ und mit ſeiner Perſon/ ob die- ſelbe Blut-arm/ er auch ſeinetwegen den vorigen Wechſel bezah- len muſte/ zufrieden iſt. Die Chryſenia gibt ſich endlich auch darein/ und hat hernach ſehr wo/ mit ihm gelebet. Sonſten iſt dieſes Exempel eine Warnung/ daß man nicht ſo hoch fleigen ſoll/ damit man nicht auf einmahl einen gewaltigen Sprung thun muͤſſe. Niemand ſoll ſich uͤber ſeines Gleichen achten/ ſondern einen Jeden nach ſeinem Stande ehren. Klingenfeld ſprach jetzo: Dieſe Jungfrau iſt Zu R 4
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Romans I. Buch.
Schorſteinfegers-Kleider anlegen/ und vor ſeiner Frauen und
Schwieger-Vatter offentlich bekennen muͤſte/ wie er ein war-
hafftiger Schorſteinfeger ſeines Handwercks. Solches wil ihm
zwar ſchwer in Kopff/ gleichwol betrachtete er/ daß durch ihre
Huͤlffe er ſein Gluͤck gemacht legete demnach/ begehrter Maffen/
ſeine ſchmutzige Kleider an den Leib/ und die lange Stange auf
den Halß/ womit er vor ſeine Wohnung kommet/ und die Chry-
ſenia zu ſprechen begehret/ die Magd wil ihn nicht einlaſſen/ aber
er kehret ſich nicht daran/ dringet zu ſeiner Frauen in die Kam-
mer/ und gibt zu erkennen/ daß er der Jacomo, ihr Mann/ aber
darbey ein Schorſteinfeger ſeines Handwercks ſey/ welches er
ihr hiermit habe offenbahren wollen/ im uͤbrigen ſey er bereit/
das Jenige/ was ihm an Mitteln mangele/ durch getreue Liebe/
und ſeinen guten Verſtand/ zu erſetzen. Chryſenia erſtarret uͤber
dieſer Zeitung/ aber ihr Vatter kan ſich ehe begreiffen/ welcher/
nach gepflogenem Rath mit ſeinen Freunden/ den Jacomo, als
ſeinen Schwieger-Sohn/ behaͤlt/ und mit ſeiner Perſon/ ob die-
ſelbe Blut-arm/ er auch ſeinetwegen den vorigen Wechſel bezah-
len muſte/ zufrieden iſt. Die Chryſenia gibt ſich endlich auch
darein/ und hat hernach ſehr wo/ mit ihm gelebet. Sonſten iſt
dieſes Exempel eine Warnung/ daß man nicht ſo hoch fleigen
ſoll/ damit man nicht auf einmahl einen gewaltigen Sprung
thun muͤſſe. Niemand ſoll ſich uͤber ſeines Gleichen achten/
ſondern einen Jeden nach ſeinem Stande ehren.
Klingenfeld ſprach jetzo: Dieſe Jungfrau iſt
rechtſchaffen bezahlet worden/ und glaube ich/ es wer-
den ſich viel ihres Gleichen daran kehren. Jch weiß
hingegen/ daß manche junge Frau/ oder Jungfer/ ſich
auf allerhand Wege bemuͤhet/ einen Juͤngling an
ſich zu ziehen/ und fangen ſie es offt ſo klug an/ daß es
eine hohe Verwunderung verurſachet/ wie dann deß-
falls jene Dame zu Genua inſonderheit zu preiſen/ wel-
che durch ihren witzigen Anſchlag gnugſam hat zu er-
kennen gegeben/ daß Spitzfuͤndigkeit und Verſtand
in hoͤchſtem Grad bey ihr gewohnet. Jch weiß wol/
mein Printz/ daß ihr gerne ein Mehrers hiervon ver-
nehmet/ derowegen wil ich euch dieſe Hiſtorie gar
gerne/ wie ich ſie gehoͤret habe/ mittheilen:
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