Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. universitatibus concessis, ipso jure priventur. Da-mit ins künfftige die Weißheit blühe/ und die freyen Studien wachsen und grünen mögen/ soll keiner zu den Tituln der Würden und Ehren angenommen werden/ dann der dahin geschickt und bewähret gefunden ist/ an Sitten und Wissenschafften/ und sonsten wol verdienet/ und darum soll die Promo- tion nicht leichtlich und gar zu geschwinde ergehen/ dann/ wie bewust/ und vielen lächerlich ist/ viel tragen den Namen der Magistern/ und gebührete ihnen noch unter den Schülern zu lernen. Die wider diese Ordnung thun/ sollen der Königlichen Freyheit/ welche den Universitäten geschencket/ be- raubet werden. Julius der Dritte/ Römische Bischoff/ hat die können P 2
Romans I. Buch. univerſitatibus conceſſis, ipſo jure priventur. Da-mit ins kuͤnfftige die Weißheit bluͤhe/ und die freyen Studien wachſen und gruͤnen moͤgen/ ſoll keiner zu den Tituln der Wuͤrden und Ehren angenommen werden/ dann der dahin geſchickt und bewaͤhret gefunden iſt/ an Sitten und Wiſſenſchafften/ und ſonſten wol verdienet/ und darum ſoll die Promo- tion nicht leichtlich und gar zu geſchwinde ergehen/ dann/ wie bewuſt/ und vielen laͤcherlich iſt/ viel tragen den Namen der Magiſtern/ und gebuͤhrete ihnen noch unter den Schuͤlern zu lernen. Die wider dieſe Ordnung thun/ ſollen der Koͤniglichen Freyheit/ welche den Univerſitaͤten geſchencket/ be- raubet werden. Julius der Dritte/ Roͤmiſche Biſchoff/ hat die koͤnnen P 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0239" n="227"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">univerſitatibus conceſſis, ipſo jure priventur.</hi> Da-<lb/> mit ins kuͤnfftige die Weißheit bluͤhe/ und die freyen<lb/><hi rendition="#aq">Studi</hi>en wachſen und gruͤnen moͤgen/ ſoll keiner zu<lb/> den Tituln der Wuͤrden und Ehren angenommen<lb/> werden/ dann der dahin geſchickt und bewaͤhret<lb/> gefunden iſt/ an Sitten und Wiſſenſchafften/ und<lb/> ſonſten wol verdienet/ und darum ſoll die <hi rendition="#aq">Promo-<lb/> tion</hi> nicht leichtlich und gar zu geſchwinde ergehen/<lb/> dann/ wie bewuſt/ und vielen laͤcherlich iſt/ viel<lb/> tragen den Namen der <hi rendition="#aq">Magiſter</hi>n/ und gebuͤhrete<lb/> ihnen noch unter den Schuͤlern zu lernen. Die<lb/> wider dieſe Ordnung thun/ ſollen der Koͤniglichen<lb/> Freyheit/ welche den <hi rendition="#aq">Univerſit</hi>aͤten geſchencket/ be-<lb/> raubet werden.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Julius</hi> der Dritte/ Roͤmiſche Biſchoff/ hat die<lb/> Bullen- oder Brieff-Doctoren/ die unter ſeinem Na-<lb/> men gemacht worden/ ſelbſt verworffen. Jſt es dem-<lb/> nach nicht eine geringe Urſach geweſen/ daß der Adel<lb/> die <hi rendition="#aq">Academi</hi>ſchen Wuͤrden verachtet/ und ihrem Ge-<lb/> ſchlecht fuͤr eine Schande gedeutet/ ſo ihre Kinder<lb/> ſolche annehmen wolten. Daß nun ſtoltze/ aber nicht<lb/> im geringſten erfahrne Leute ſeyn/ auf <hi rendition="#aq">Univerſit</hi>aͤten<lb/><hi rendition="#aq">Doctores, Licentiat</hi>en uñ <hi rendition="#aq">Magiſtri promovi</hi>rt worden/<lb/> wer wil es laͤugnen? Seyn Leute in <hi rendition="#aq">Theologia</hi> auf<lb/><hi rendition="#aq">Univerſit</hi>aͤten <hi rendition="#aq">Doctores, Licentiati promovi</hi>rt wor-<lb/> den/ die nicht gar 2. Jahr auf <hi rendition="#aq">Univerſit</hi>aͤten haben<lb/><hi rendition="#aq">ſtudi</hi>ret/ ſondern nach einem <hi rendition="#aq">Magiſtell</hi>en ſich geſoͤh-<lb/> net/ niemahls einige Probe <hi rendition="#aq">diſputando, opponendo,<lb/> reſpondendo, declamando</hi> gethan/ die nicht ein einzi-<lb/> ges <hi rendition="#aq">Specimen</hi> deß Fleiſſes und Geſchicklichkeit vor-<lb/> zeigen koͤnnen. Jn Warheit/ es ſeyn ſtoltze/ aber im<lb/> geringſten nicht erfahrne Leute/ <hi rendition="#aq">Doctor</hi>en und <hi rendition="#aq">Licen-<lb/> tiat</hi>en <hi rendition="#aq">promovi</hi>rt worden. Stoltze/ weil ſie die Ehren<lb/> kuͤrtzlich gefordert/ die ohne Diebſtahl ihnen nicht<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">koͤnnen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0239]
Romans I. Buch.
univerſitatibus conceſſis, ipſo jure priventur. Da-
mit ins kuͤnfftige die Weißheit bluͤhe/ und die freyen
Studien wachſen und gruͤnen moͤgen/ ſoll keiner zu
den Tituln der Wuͤrden und Ehren angenommen
werden/ dann der dahin geſchickt und bewaͤhret
gefunden iſt/ an Sitten und Wiſſenſchafften/ und
ſonſten wol verdienet/ und darum ſoll die Promo-
tion nicht leichtlich und gar zu geſchwinde ergehen/
dann/ wie bewuſt/ und vielen laͤcherlich iſt/ viel
tragen den Namen der Magiſtern/ und gebuͤhrete
ihnen noch unter den Schuͤlern zu lernen. Die
wider dieſe Ordnung thun/ ſollen der Koͤniglichen
Freyheit/ welche den Univerſitaͤten geſchencket/ be-
raubet werden.
Julius der Dritte/ Roͤmiſche Biſchoff/ hat die
Bullen- oder Brieff-Doctoren/ die unter ſeinem Na-
men gemacht worden/ ſelbſt verworffen. Jſt es dem-
nach nicht eine geringe Urſach geweſen/ daß der Adel
die Academiſchen Wuͤrden verachtet/ und ihrem Ge-
ſchlecht fuͤr eine Schande gedeutet/ ſo ihre Kinder
ſolche annehmen wolten. Daß nun ſtoltze/ aber nicht
im geringſten erfahrne Leute ſeyn/ auf Univerſitaͤten
Doctores, Licentiaten uñ Magiſtri promovirt worden/
wer wil es laͤugnen? Seyn Leute in Theologia auf
Univerſitaͤten Doctores, Licentiati promovirt wor-
den/ die nicht gar 2. Jahr auf Univerſitaͤten haben
ſtudiret/ ſondern nach einem Magiſtellen ſich geſoͤh-
net/ niemahls einige Probe diſputando, opponendo,
reſpondendo, declamando gethan/ die nicht ein einzi-
ges Specimen deß Fleiſſes und Geſchicklichkeit vor-
zeigen koͤnnen. Jn Warheit/ es ſeyn ſtoltze/ aber im
geringſten nicht erfahrne Leute/ Doctoren und Licen-
tiaten promovirt worden. Stoltze/ weil ſie die Ehren
kuͤrtzlich gefordert/ die ohne Diebſtahl ihnen nicht
koͤnnen
P 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |