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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Cereb. Gnaviter impudentem esse oportet, qui semel
verecundiae fines transierit.
Klingenfeld: Habt ihr
auch wol ehemahlen Lust gehabt/ euch zu verheura-
then? Cereb. Exsors conjugii non bene vivit. Klingen-
feld: So habt ihr dann schon eine Liebste/ und was
ist sie für eine? Cereb. Mulier admodum anus. Klin-
genfeld: Hat sie dann auch gute Mittel? Cereb. Digna
res, ubi nervos intendas.
Klingenfeld: So werdet ihr
ja dann bald fort machen? Cereb. Sat cito, si sat bene.
Klingenfeld: Aber/ bey einer alten runtzelichten
Frauen könte ich keine Freude finden. Cereb. Et genus
& formam regina pecunia donat.
Klingenfeld: Wann
sie nur in der That reich ist. Cereb. Fere libenter homi-
nes id, quod volunt, credunt.
Klingenfeld: Hat sie
euch auch lange mit dem Jawort aufgehalten? Ce-
reb. Veni, vidi, vici.
Klingenfeld: Was waren doch
eure erste Complimenten? Cereb. Ut salutabis, ita re-
salutaberis.
Klingenfeld: Warum verziehet ihr dann
so lange mit der Hochzeit? Cereb. Concute, num qua
tibi vitiorum inseverit tibi natura.
Klingenfeld: Gibt
sie sich für reich auß/ so wird sie auch wol in einem
schönen Hauß wohnen? Cereb. Tectum augustum, in-
gens, centum subnixa columnis.
Klingenfeld: Jch
glaube/ ihr dörfftet eurer Alten/ wann ihr zu jungen
Dirnen kommt/ schlechte Parol halten? Cereb. Nox
& amor, vinumque, nihil moderabile svadent.
Klin-
genfeld: Hat sie auch wol geweinet/ als ihr in die
Fremde räysetet? Cereb. Ut flerent, oculos erudiere
suos.
Klingenfeld: Welcher Religion ist sie zugethan?
Cereb. Colit Deum, laudat Zwinglium. Klingenfeld:
Jhr müsset zusehen/ daß sie eurer Religion beypflichte.
Cereb. Religionem imperare non possumus, quia ne-
mo cogitur, ut credat invitus.
Klingenfeld: Lebet ihr
Vatter annoch? Cereb. Abhinc duos & quinquaginta

annos

Deß Academiſchen
Cereb. Gnaviter impudentem eſſe oportet, qui ſemel
verecundiæ fines tranſierit.
Klingenfeld: Habt ihr
auch wol ehemahlen Luſt gehabt/ euch zu verheura-
then? Cereb. Exſors conjugii non benè vivit. Klingen-
feld: So habt ihr dann ſchon eine Liebſte/ und was
iſt ſie fuͤr eine? Cereb. Mulier admodum anus. Klin-
genfeld: Hat ſie dann auch gute Mittel? Cereb. Digna
res, ubi nervos intendas.
Klingenfeld: So werdet ihr
ja dann bald fort machen? Cereb. Sat citò, ſi ſat benè.
Klingenfeld: Aber/ bey einer alten runtzelichten
Frauen koͤnte ich keine Freude finden. Cereb. Et genus
& formam regina pecunia donat.
Klingenfeld: Wann
ſie nur in der That reich iſt. Cereb. Ferè libenter homi-
nes id, quod volunt, credunt.
Klingenfeld: Hat ſie
euch auch lange mit dem Jawort aufgehalten? Ce-
reb. Veni, vidi, vici.
Klingenfeld: Was waren doch
eure erſte Complimenten? Cereb. Ut ſalutabis, ita re-
ſalutaberis.
Klingenfeld: Warum verziehet ihr dann
ſo lange mit der Hochzeit? Cereb. Concute, num qua
tibi vitiorum inſeverit tibi natura.
Klingenfeld: Gibt
ſie ſich fuͤr reich auß/ ſo wird ſie auch wol in einem
ſchoͤnen Hauß wohnen? Cereb. Tectum auguſtum, in-
gens, centum ſubnixa columnis.
Klingenfeld: Jch
glaube/ ihr doͤrfftet eurer Alten/ wann ihr zu jungen
Dirnen kommt/ ſchlechte Parol halten? Cereb. Nox
& amor, vinumque, nihil moderabile ſvadent.
Klin-
genfeld: Hat ſie auch wol geweinet/ als ihr in die
Fremde raͤyſetet? Cereb. Ut flerent, oculos erudiêre
ſuos.
Klingenfeld: Welcher Religion iſt ſie zugethan?
Cereb. Colit Deum, laudat Zwinglium. Klingenfeld:
Jhr muͤſſet zuſehen/ daß ſie eurer Religion beypflichte.
Cereb. Religionem imperare non poſſumus, quia ne-
mo cogitur, ut credat invitus.
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[212/0224] Deß Academiſchen Cereb. Gnaviter impudentem eſſe oportet, qui ſemel verecundiæ fines tranſierit. Klingenfeld: Habt ihr auch wol ehemahlen Luſt gehabt/ euch zu verheura- then? Cereb. Exſors conjugii non benè vivit. Klingen- feld: So habt ihr dann ſchon eine Liebſte/ und was iſt ſie fuͤr eine? Cereb. Mulier admodum anus. Klin- genfeld: Hat ſie dann auch gute Mittel? Cereb. Digna res, ubi nervos intendas. Klingenfeld: So werdet ihr ja dann bald fort machen? Cereb. Sat citò, ſi ſat benè. Klingenfeld: Aber/ bey einer alten runtzelichten Frauen koͤnte ich keine Freude finden. Cereb. Et genus & formam regina pecunia donat. Klingenfeld: Wann ſie nur in der That reich iſt. Cereb. Ferè libenter homi- nes id, quod volunt, credunt. Klingenfeld: Hat ſie euch auch lange mit dem Jawort aufgehalten? Ce- reb. Veni, vidi, vici. Klingenfeld: Was waren doch eure erſte Complimenten? Cereb. Ut ſalutabis, ita re- ſalutaberis. Klingenfeld: Warum verziehet ihr dann ſo lange mit der Hochzeit? Cereb. Concute, num qua tibi vitiorum inſeverit tibi natura. Klingenfeld: Gibt ſie ſich fuͤr reich auß/ ſo wird ſie auch wol in einem ſchoͤnen Hauß wohnen? Cereb. Tectum auguſtum, in- gens, centum ſubnixa columnis. Klingenfeld: Jch glaube/ ihr doͤrfftet eurer Alten/ wann ihr zu jungen Dirnen kommt/ ſchlechte Parol halten? Cereb. Nox & amor, vinumque, nihil moderabile ſvadent. Klin- genfeld: Hat ſie auch wol geweinet/ als ihr in die Fremde raͤyſetet? Cereb. Ut flerent, oculos erudiêre ſuos. Klingenfeld: Welcher Religion iſt ſie zugethan? Cereb. Colit Deum, laudat Zwinglium. Klingenfeld: Jhr muͤſſet zuſehen/ daß ſie eurer Religion beypflichte. Cereb. Religionem imperare non poſſumus, quia ne- mo cogitur, ut credat invitus. Klingenfeld: Lebet ihr Vatter annoch? Cereb. Abhinc duos & quinquaginta annos

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/224>, abgerufen am 27.11.2024.