seine Stimme und Rede behalten hat. Davon Ovidius also schreibet:
Sed tamen haeret amor, crescitq; pudore repulsae, Et tenuant vigiles corpus miserabile curae, Adducitq; cutem macies & in aera succus, Corporis omnis abit: vox tantum atq; ossa supersunt: Vox manet, ossa ferunt lapidis traxisse figuram.
Zu Cyzicum, welches weyland eine berühmte Stadt und Jnsel in dem Propontide, waren ehemah- len 7. Thürne/ welche die Stimmen aufsiengen/ und wie ein Echo in grosser Anzahl wieder zurück schicke- ten/ und solches auß deß Orts Natur/ und von unge- fähr. Zu Olympia geschahe solches auß der Kunst in einem Gewölbe/ welches man deßwegen Heptapho- non, oder Sieben-Laut/ nennete/ weil es eine Stimme so viel mahl nachredete. Zu Megara ist ein Stein/ von welchem man saget/ daß Apollo seine Leyer dar- an gesetzet/ als er dem Alcathoo, der die Mauer zu Me- gara bauete/ helffen wolte/ und dieser Stein ist das Zeugnüß/ dann so Jemand mit einem andern Stein daran klopffet/ so gibt er einen Klang/ wie die Säiten auf seiner Leyer gethan haben/ welches mir/ saget Pausanius in Atticis arte fin. p. 95. gantz wunderselzam ist fürkommen/ wiewol ich den Colossum, welcher zu Thebae in Egypten über den Nilum, nicht weit von dem Ort/ den man Syringes, oder Röhren/ nennet/ mit grösserer Verwunderung betrachtet habe. Da ist ein Bild eines sitzenden Menschen/ welches die Einwohner Pharmenopham nennen/ und sagen/ daß diese Person daselbst wohnhafft gewesen. Andere sagen/ es sey Sesostris Bild. Dieses Bild hat Cam- byses, als ein Feind der Egyptischen Götter/ verstöret/ und nun liget annoch der Ober-Leib auf der Erden/
das
N 3
Romans I. Buch.
ſeine Stimme und Rede behalten hat. Davon Ovidius alſo ſchreibet:
Sed tamen hæret amor, creſcitq́; pudore repulſæ, Et tenuant vigiles corpus miſerabile curæ, Adducitq́; cutem macies & in aëra ſuccus, Corporis omnis abit: vox tantum atq́; oſſa ſuperſunt: Vox manet, oſſa ferunt lapidis traxiſſe figuram.
Zu Cyzicum, welches weyland eine beruͤhmte Stadt und Jnſel in dem Propontide, waren ehemah- len 7. Thuͤrne/ welche die Stimmen aufſiengen/ und wie ein Echo in groſſer Anzahl wieder zuruͤck ſchicke- ten/ und ſolches auß deß Orts Natur/ und von unge- faͤhr. Zu Olympia geſchahe ſolches auß der Kunſt in einem Gewoͤlbe/ welches man deßwegen Heptapho- non, oder Sieben-Laut/ nennete/ weil es eine Stim̃e ſo viel mahl nachredete. Zu Megara iſt ein Stein/ von welchem man ſaget/ daß Apollo ſeine Leyer dar- an geſetzet/ als er dem Alcathoo, der die Mauer zu Me- gara bauete/ helffen wolte/ und dieſer Stein iſt das Zeugnuͤß/ dann ſo Jemand mit einem andern Stein daran klopffet/ ſo gibt er einen Klang/ wie die Saͤiten auf ſeiner Leyer gethan haben/ welches mir/ ſaget Pauſanius in Atticis arte fin. p. 95. gantz wunderſelzam iſt fuͤrkommen/ wiewol ich den Coloſſum, welcher zu Thebæ in Egypten uͤber den Nilum, nicht weit von dem Ort/ den man Syringes, oder Roͤhren/ nennet/ mit groͤſſerer Verwunderung betrachtet habe. Da iſt ein Bild eines ſitzenden Menſchen/ welches die Einwohner Pharmenopham nennen/ und ſagen/ daß dieſe Perſon daſelbſt wohnhafft geweſen. Andere ſagen/ es ſey Seſoſtris Bild. Dieſes Bild hat Cam- byſes, als ein Feind der Egyptiſchen Goͤtter/ verſtoͤret/ und nun liget annoch der Ober-Leib auf der Erden/
das
N 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0209"n="197"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Romans <hirendition="#aq">I.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>ſeine Stimme und Rede behalten hat. Davon<lb/><hirendition="#aq">Ovidius</hi> alſo ſchreibet:</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Sed tamen hæret amor, creſcitq́; pudore repulſæ,<lb/>
Et tenuant vigiles corpus miſerabile curæ,<lb/>
Adducitq́; cutem macies & in aëra ſuccus,<lb/>
Corporis omnis abit: vox tantum atq́; oſſa ſuperſunt:<lb/>
Vox manet, oſſa ferunt lapidis traxiſſe figuram.</hi></quote></cit><lb/><p>Zu <hirendition="#aq">Cyzicum,</hi> welches weyland eine beruͤhmte<lb/>
Stadt und Jnſel in dem <hirendition="#aq">Propontide,</hi> waren ehemah-<lb/>
len 7. Thuͤrne/ welche die Stimmen aufſiengen/ und<lb/>
wie ein <hirendition="#aq">Echo</hi> in groſſer Anzahl wieder zuruͤck ſchicke-<lb/>
ten/ und ſolches auß deß Orts Natur/ und von unge-<lb/>
faͤhr. Zu <hirendition="#aq">Olympia</hi> geſchahe ſolches auß der Kunſt in<lb/>
einem Gewoͤlbe/ welches man deßwegen <hirendition="#aq">Heptapho-<lb/>
non,</hi> oder Sieben-Laut/ nennete/ weil es eine Stim̃e<lb/>ſo viel mahl nachredete. Zu <hirendition="#aq">Megara</hi> iſt ein Stein/<lb/>
von welchem man ſaget/ daß <hirendition="#aq">Apollo</hi>ſeine Leyer dar-<lb/>
an geſetzet/ als er dem <hirendition="#aq">Alcathoo,</hi> der die Mauer zu <hirendition="#aq">Me-<lb/>
gara</hi> bauete/ helffen wolte/ und dieſer Stein iſt das<lb/>
Zeugnuͤß/ dann ſo Jemand mit einem andern Stein<lb/>
daran klopffet/ ſo gibt er einen Klang/ wie die Saͤiten<lb/>
auf ſeiner Leyer gethan haben/ welches mir/ ſaget<lb/><hirendition="#aq">Pauſanius in Atticis arte fin. p.</hi> 95. gantz wunderſelzam<lb/>
iſt fuͤrkommen/ wiewol ich den <hirendition="#aq">Coloſſum,</hi> welcher zu<lb/><hirendition="#aq">Thebæ</hi> in Egypten uͤber den <hirendition="#aq">Nilum,</hi> nicht weit von<lb/>
dem Ort/ den man <hirendition="#aq">Syringes,</hi> oder Roͤhren/ nennet/<lb/>
mit groͤſſerer Verwunderung betrachtet habe. Da<lb/>
iſt ein Bild eines ſitzenden Menſchen/ welches die<lb/>
Einwohner <hirendition="#aq">Pharmenopham</hi> nennen/ und ſagen/ daß<lb/>
dieſe Perſon daſelbſt wohnhafft geweſen. Andere<lb/>ſagen/ es ſey <hirendition="#aq">Seſoſtris</hi> Bild. Dieſes Bild hat <hirendition="#aq">Cam-<lb/>
byſes,</hi> als ein Feind der Egyptiſchen Goͤtter/ verſtoͤret/<lb/>
und nun liget annoch der Ober-Leib auf der Erden/<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">das</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[197/0209]
Romans I. Buch.
ſeine Stimme und Rede behalten hat. Davon
Ovidius alſo ſchreibet:
Sed tamen hæret amor, creſcitq́; pudore repulſæ,
Et tenuant vigiles corpus miſerabile curæ,
Adducitq́; cutem macies & in aëra ſuccus,
Corporis omnis abit: vox tantum atq́; oſſa ſuperſunt:
Vox manet, oſſa ferunt lapidis traxiſſe figuram.
Zu Cyzicum, welches weyland eine beruͤhmte
Stadt und Jnſel in dem Propontide, waren ehemah-
len 7. Thuͤrne/ welche die Stimmen aufſiengen/ und
wie ein Echo in groſſer Anzahl wieder zuruͤck ſchicke-
ten/ und ſolches auß deß Orts Natur/ und von unge-
faͤhr. Zu Olympia geſchahe ſolches auß der Kunſt in
einem Gewoͤlbe/ welches man deßwegen Heptapho-
non, oder Sieben-Laut/ nennete/ weil es eine Stim̃e
ſo viel mahl nachredete. Zu Megara iſt ein Stein/
von welchem man ſaget/ daß Apollo ſeine Leyer dar-
an geſetzet/ als er dem Alcathoo, der die Mauer zu Me-
gara bauete/ helffen wolte/ und dieſer Stein iſt das
Zeugnuͤß/ dann ſo Jemand mit einem andern Stein
daran klopffet/ ſo gibt er einen Klang/ wie die Saͤiten
auf ſeiner Leyer gethan haben/ welches mir/ ſaget
Pauſanius in Atticis arte fin. p. 95. gantz wunderſelzam
iſt fuͤrkommen/ wiewol ich den Coloſſum, welcher zu
Thebæ in Egypten uͤber den Nilum, nicht weit von
dem Ort/ den man Syringes, oder Roͤhren/ nennet/
mit groͤſſerer Verwunderung betrachtet habe. Da
iſt ein Bild eines ſitzenden Menſchen/ welches die
Einwohner Pharmenopham nennen/ und ſagen/ daß
dieſe Perſon daſelbſt wohnhafft geweſen. Andere
ſagen/ es ſey Seſoſtris Bild. Dieſes Bild hat Cam-
byſes, als ein Feind der Egyptiſchen Goͤtter/ verſtoͤret/
und nun liget annoch der Ober-Leib auf der Erden/
das
N 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/209>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.