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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
sten verwunderten/ über die ungemeine Gaben deß
Cerebacchii im Essen und Trincken. Er nahm ein
Stück Rind-Fleisch vor sich/ das zum wenigsten fünff
Pfund woge/ das schobe er in einer kleinen halben
Viertel-Stunde/ samt 3. Pfund Wäitzen-Brod/ mit
solcher Begierde in den Magen/ daß es nicht zu be-
schreiben. Darnach griff er nach einem Calicutischen
Hahn/ deren zween auf dem Tisch/ und asse vor seine
eigene Person denselben biß auf die Knochen auf/
der Mund schäumete ihm recht/ so gieng ihm die
Mahl-Mühle.

Die andern sagten ihm nichts/ sondern liessen
ihn gewähren/ legten ihm auch von den Fischen vor/
aber er gab selbige wieder von sich/ sagend: Capiun-
tur pisces Hamo,
mir ist bang/ es möchte noch ein An-
gel darinn stecken. Er nahm aber eine Flasche mit
Wein/ setzte sie vor den Mund/ und soffe sie in einem
Zug auß/ wischete das Maul/ und ließ den Wirth
wieder einfüllen. Nun wolan/ dachte Klingenfeld
bey sich selber/ dieser Mensch führet den Namen Ce-
rebacchius
wol mit dem besten Recht/ dann ich glau-
be/ Ceres habe seine Mutter/ und Bacchus sein Vatter
geheissen. Endlich ward eine Schüssel voll schönen
Sallats/ und 12. Krammets-Vögel aufgetragen/
als solches Cerebacchius sahe/ winckete er dem Wirth/
der darauf wieder kam/ und ihm eine besondere weit
grössere Schüssel mit Sallat fürsetzete/ samt einem
geräucherten Schincken. Den Sallat nahm er zwi-
schen die Finger/ und warff ihn zum Halß hinein/ als
wie ein Bauersmann/ (salvo honore,) den Mist auf
den Wagen wirfft. Zwischen jeden Mund-voll Sal-
lat/ steckete er eine gantze Scheibe vom Schincken
hernach/ und ehe eine halbe Viertel-Stunde ver-
lauffen/ hatte er den Schincken samt dem Sallat/ und

eine

Deß Academiſchen
ſten verwunderten/ uͤber die ungemeine Gaben deß
Cerebacchii im Eſſen und Trincken. Er nahm ein
Stuͤck Rind-Fleiſch vor ſich/ das zum wenigſten fuͤnff
Pfund woge/ das ſchobe er in einer kleinen halben
Viertel-Stunde/ ſamt 3. Pfund Waͤitzen-Brod/ mit
ſolcher Begierde in den Magen/ daß es nicht zu be-
ſchreiben. Darnach griff er nach einem Calicutiſchen
Hahn/ deren zween auf dem Tiſch/ und aſſe vor ſeine
eigene Perſon denſelben biß auf die Knochen auf/
der Mund ſchaͤumete ihm recht/ ſo gieng ihm die
Mahl-Muͤhle.

Die andern ſagten ihm nichts/ ſondern lieſſen
ihn gewaͤhren/ legten ihm auch von den Fiſchen vor/
aber er gab ſelbige wieder von ſich/ ſagend: Capiun-
tur piſces Hamô,
mir iſt bang/ es moͤchte noch ein An-
gel darinn ſtecken. Er nahm aber eine Flaſche mit
Wein/ ſetzte ſie vor den Mund/ und ſoffe ſie in einem
Zug auß/ wiſchete das Maul/ und ließ den Wirth
wieder einfuͤllen. Nun wolan/ dachte Klingenfeld
bey ſich ſelber/ dieſer Menſch fuͤhret den Namen Ce-
rebacchius
wol mit dem beſten Recht/ dann ich glau-
be/ Ceres habe ſeine Mutter/ und Bacchus ſein Vatter
geheiſſen. Endlich ward eine Schuͤſſel voll ſchoͤnen
Sallats/ und 12. Krammets-Voͤgel aufgetragen/
als ſolches Cerebacchius ſahe/ winckete er dem Wirth/
der darauf wieder kam/ und ihm eine beſondere weit
groͤſſere Schuͤſſel mit Sallat fuͤrſetzete/ ſamt einem
geraͤucherten Schincken. Den Sallat nahm er zwi-
ſchen die Finger/ und warff ihn zum Halß hinein/ als
wie ein Bauersmann/ (ſalvo honore,) den Miſt auf
den Wagen wirfft. Zwiſchen jeden Mund-voll Sal-
lat/ ſteckete er eine gantze Scheibe vom Schincken
hernach/ und ehe eine halbe Viertel-Stunde ver-
lauffen/ hatte er den Schincken ſamt dem Sallat/ und

eine
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[182/0194] Deß Academiſchen ſten verwunderten/ uͤber die ungemeine Gaben deß Cerebacchii im Eſſen und Trincken. Er nahm ein Stuͤck Rind-Fleiſch vor ſich/ das zum wenigſten fuͤnff Pfund woge/ das ſchobe er in einer kleinen halben Viertel-Stunde/ ſamt 3. Pfund Waͤitzen-Brod/ mit ſolcher Begierde in den Magen/ daß es nicht zu be- ſchreiben. Darnach griff er nach einem Calicutiſchen Hahn/ deren zween auf dem Tiſch/ und aſſe vor ſeine eigene Perſon denſelben biß auf die Knochen auf/ der Mund ſchaͤumete ihm recht/ ſo gieng ihm die Mahl-Muͤhle. Die andern ſagten ihm nichts/ ſondern lieſſen ihn gewaͤhren/ legten ihm auch von den Fiſchen vor/ aber er gab ſelbige wieder von ſich/ ſagend: Capiun- tur piſces Hamô, mir iſt bang/ es moͤchte noch ein An- gel darinn ſtecken. Er nahm aber eine Flaſche mit Wein/ ſetzte ſie vor den Mund/ und ſoffe ſie in einem Zug auß/ wiſchete das Maul/ und ließ den Wirth wieder einfuͤllen. Nun wolan/ dachte Klingenfeld bey ſich ſelber/ dieſer Menſch fuͤhret den Namen Ce- rebacchius wol mit dem beſten Recht/ dann ich glau- be/ Ceres habe ſeine Mutter/ und Bacchus ſein Vatter geheiſſen. Endlich ward eine Schuͤſſel voll ſchoͤnen Sallats/ und 12. Krammets-Voͤgel aufgetragen/ als ſolches Cerebacchius ſahe/ winckete er dem Wirth/ der darauf wieder kam/ und ihm eine beſondere weit groͤſſere Schuͤſſel mit Sallat fuͤrſetzete/ ſamt einem geraͤucherten Schincken. Den Sallat nahm er zwi- ſchen die Finger/ und warff ihn zum Halß hinein/ als wie ein Bauersmann/ (ſalvo honore,) den Miſt auf den Wagen wirfft. Zwiſchen jeden Mund-voll Sal- lat/ ſteckete er eine gantze Scheibe vom Schincken hernach/ und ehe eine halbe Viertel-Stunde ver- lauffen/ hatte er den Schincken ſamt dem Sallat/ und eine

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/194>, abgerufen am 23.11.2024.