Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Deß Academischen
welche einen Mord begangen/ auf hencken zu lassen/
darüber entstund ein Auflauff/ und muste der Vogt
die todten Cörper vom Galgen nehmen/ ihre Ange-
sichter küssen/ und sie ehrlich begraben lassen. Die
Frequentz der Studenten war damahl zu Pariß so
groß/ daß/ als bey dieser Procession der Rector durch
die Maturiner-Kirche/ (dahin wurden die Cörper
begraben/) gienge/ die Aeltesten der Studenten und
Clerisey allererst in die Vorstatt S. Denys tratten/
dannenhero mag man Pontano wol glauben/ wann
er spricht/ daß daselbst auf einmahl 10000. Studen-
ten gesehen worden/ die allein in der Philosophie
studiret.
6. Als König Ludwig XII. A. 1498. nach seiner
Krönung die Universitäts-Privilegia in etwas ein-
schräncken wolte/ da haben auf deß Rectoris Befehl
die Professores nicht lesen/ die Geistlichen nicht predi-
gen/ auch die Medici und Chirurgi keine Krancke be-
suchen dürffen.
7. Der siebende Tumult entstund Anno 1548.
wegen einer Wiese/ welche die Münche zu S. Germain
den andern Geistlichen nehmen wolten.

Nächst Pariß ist Orleans, Bourges und Poictiers,
hernach Angiers, Thoulouse, Cahors, Montpelliers,
Avignon, Orange, Valenz, Caen, Dole
in Burgund
und Massilien/ vor andern berühmt mit ihren Aca-
demi
en.

Unter den Jtaliänischen Academien ist die zu
Rom wol die Fürnehmste/ als welche auß den Athe-
niensischen Reliquiis von den Päpsten aufgerichtet
worden. Nächst dieser folget die zu Bologne, auf
welcher Innocentius, Römischer Papst/ unter dem
fürtrefflichen Juristen Azone studiret hat. Allhier ist
Bartolus in seinem 20. Jahr Licentiatus, und im fol-

genden
Deß Academiſchen
welche einen Mord begangen/ auf hencken zu laſſen/
daruͤber entſtund ein Auflauff/ und muſte der Vogt
die todten Coͤrper vom Galgen nehmen/ ihre Ange-
ſichter kuͤſſen/ und ſie ehrlich begraben laſſen. Die
Frequentz der Studenten war damahl zu Pariß ſo
groß/ daß/ als bey dieſer Proceſſion der Rector durch
die Maturiner-Kirche/ (dahin wurden die Coͤrper
begraben/) gienge/ die Aelteſten der Studenten und
Cleriſey allererſt in die Vorſtatt S. Denys tratten/
dannenhero mag man Pontano wol glauben/ wann
er ſpricht/ daß daſelbſt auf einmahl 10000. Studen-
ten geſehen worden/ die allein in der Philoſophie
ſtudiret.
6. Als Koͤnig Ludwig XII. A. 1498. nach ſeiner
Kroͤnung die Univerſitaͤts-Privilegia in etwas ein-
ſchraͤncken wolte/ da haben auf deß Rectoris Befehl
die Profeſſores nicht leſen/ die Geiſtlichen nicht predi-
gen/ auch die Medici und Chirurgi keine Krancke be-
ſuchen duͤrffen.
7. Der ſiebende Tumult entſtund Anno 1548.
wegen einer Wieſe/ welche die Muͤnche zu S. Germain
den andern Geiſtlichen nehmen wolten.

Naͤchſt Pariß iſt Orleans, Bourges und Poictiers,
hernach Angiers, Thoulouſe, Cahors, Montpelliers,
Avignon, Orange, Valenz, Caën, Dole
in Burgund
und Maſſilien/ vor andern beruͤhmt mit ihren Aca-
demi
en.

Unter den Jtaliaͤniſchen Academien iſt die zu
Rom wol die Fuͤrnehmſte/ als welche auß den Athe-
nienſiſchen Reliquiis von den Paͤpſten aufgerichtet
worden. Naͤchſt dieſer folget die zu Bologne, auf
welcher Innocentius, Roͤmiſcher Papſt/ unter dem
fuͤrtrefflichen Juriſten Azone ſtudiret hat. Allhier iſt
Bartolus in ſeinem 20. Jahr Licentiatus, und im fol-

genden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0176" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
welche einen Mord begangen/ auf hencken zu la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
daru&#x0364;ber ent&#x017F;tund ein Auflauff/ und mu&#x017F;te der Vogt<lb/>
die todten Co&#x0364;rper vom Galgen nehmen/ ihre Ange-<lb/>
&#x017F;ichter ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;ie ehrlich begraben la&#x017F;&#x017F;en. Die<lb/><hi rendition="#aq">Frequen</hi>tz der Studenten war damahl zu Pariß &#x017F;o<lb/>
groß/ daß/ als bey die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Proce&#x017F;&#x017F;ion</hi> der <hi rendition="#aq">Rector</hi> durch<lb/>
die Maturiner-Kirche/ (dahin wurden die Co&#x0364;rper<lb/>
begraben/) gienge/ die Aelte&#x017F;ten der Studenten und<lb/>
Cleri&#x017F;ey allerer&#x017F;t in die Vor&#x017F;tatt <hi rendition="#aq">S. Denys</hi> tratten/<lb/>
dannenhero mag man <hi rendition="#aq">Pontano</hi> wol glauben/ wann<lb/>
er &#x017F;pricht/ daß da&#x017F;elb&#x017F;t auf einmahl 10000. Studen-<lb/>
ten ge&#x017F;ehen worden/ die allein in der <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophie</hi><lb/>
&#x017F;tudiret.</item><lb/>
            <item>6. Als Ko&#x0364;nig Ludwig <hi rendition="#aq">XII. A.</hi> 1498. nach &#x017F;einer<lb/>
Kro&#x0364;nung die <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;ts-<hi rendition="#aq">Privilegia</hi> in etwas ein-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;ncken wolte/ da haben auf deß <hi rendition="#aq">Rectoris</hi> Befehl<lb/>
die <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ores</hi> nicht le&#x017F;en/ die Gei&#x017F;tlichen nicht predi-<lb/>
gen/ auch die <hi rendition="#aq">Medici</hi> und <hi rendition="#aq">Chirurgi</hi> keine Krancke be-<lb/>
&#x017F;uchen du&#x0364;rffen.</item><lb/>
            <item>7. Der &#x017F;iebende Tumult ent&#x017F;tund <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1548.<lb/>
wegen einer Wie&#x017F;e/ welche die Mu&#x0364;nche zu <hi rendition="#aq">S. Germain</hi><lb/>
den andern Gei&#x017F;tlichen nehmen wolten.</item>
          </list><lb/>
          <p>Na&#x0364;ch&#x017F;t Pariß i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Orleans, Bourges</hi> und <hi rendition="#aq">Poictiers,</hi><lb/>
hernach <hi rendition="#aq">Angiers, Thoulou&#x017F;e, Cahors, Montpelliers,<lb/>
Avignon, Orange, Valenz, Caën, Dole</hi> in Burgund<lb/>
und <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;ili</hi>en/ vor andern beru&#x0364;hmt mit ihren <hi rendition="#aq">Aca-<lb/>
demi</hi>en.</p><lb/>
          <p>Unter den Jtalia&#x0364;ni&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Academi</hi>en i&#x017F;t die zu<lb/>
Rom wol die Fu&#x0364;rnehm&#x017F;te/ als welche auß den Athe-<lb/>
nien&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Reliquiis</hi> von den Pa&#x0364;p&#x017F;ten aufgerichtet<lb/>
worden. Na&#x0364;ch&#x017F;t die&#x017F;er folget die zu <hi rendition="#aq">Bologne,</hi> auf<lb/>
welcher <hi rendition="#aq">Innocentius,</hi> Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Pap&#x017F;t/ unter dem<lb/>
fu&#x0364;rtrefflichen <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;t</hi>en <hi rendition="#aq">Azone</hi> &#x017F;tudiret hat. Allhier i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">Bartolus</hi> in &#x017F;einem 20. Jahr <hi rendition="#aq">Licentiatus,</hi> und im fol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">genden</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0176] Deß Academiſchen welche einen Mord begangen/ auf hencken zu laſſen/ daruͤber entſtund ein Auflauff/ und muſte der Vogt die todten Coͤrper vom Galgen nehmen/ ihre Ange- ſichter kuͤſſen/ und ſie ehrlich begraben laſſen. Die Frequentz der Studenten war damahl zu Pariß ſo groß/ daß/ als bey dieſer Proceſſion der Rector durch die Maturiner-Kirche/ (dahin wurden die Coͤrper begraben/) gienge/ die Aelteſten der Studenten und Cleriſey allererſt in die Vorſtatt S. Denys tratten/ dannenhero mag man Pontano wol glauben/ wann er ſpricht/ daß daſelbſt auf einmahl 10000. Studen- ten geſehen worden/ die allein in der Philoſophie ſtudiret. 6. Als Koͤnig Ludwig XII. A. 1498. nach ſeiner Kroͤnung die Univerſitaͤts-Privilegia in etwas ein- ſchraͤncken wolte/ da haben auf deß Rectoris Befehl die Profeſſores nicht leſen/ die Geiſtlichen nicht predi- gen/ auch die Medici und Chirurgi keine Krancke be- ſuchen duͤrffen. 7. Der ſiebende Tumult entſtund Anno 1548. wegen einer Wieſe/ welche die Muͤnche zu S. Germain den andern Geiſtlichen nehmen wolten. Naͤchſt Pariß iſt Orleans, Bourges und Poictiers, hernach Angiers, Thoulouſe, Cahors, Montpelliers, Avignon, Orange, Valenz, Caën, Dole in Burgund und Maſſilien/ vor andern beruͤhmt mit ihren Aca- demien. Unter den Jtaliaͤniſchen Academien iſt die zu Rom wol die Fuͤrnehmſte/ als welche auß den Athe- nienſiſchen Reliquiis von den Paͤpſten aufgerichtet worden. Naͤchſt dieſer folget die zu Bologne, auf welcher Innocentius, Roͤmiſcher Papſt/ unter dem fuͤrtrefflichen Juriſten Azone ſtudiret hat. Allhier iſt Bartolus in ſeinem 20. Jahr Licentiatus, und im fol- genden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/176
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/176>, abgerufen am 23.11.2024.