Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
Thür/ Troll stellete sich neben ihn/ zohe den Hut ab/
und sprach: I prae, Domine, ego sequar, dem Herrn
gebühret der Ober-Rang, er hat einen silbernen De-
gen an der Seiten. Jener sperrete sich nicht lange/
sondern weil er merckete/ daß keine Boßheit in dem
Diener stack/ kehrete er sich weiter nicht an seine Re-
den/ sondern gieng seines Weges/ und Troll blieb ihm
beständig an der lincken Seiten/ er forschete wol
dreissig mahl auf der Strassen/ wo der Hertzog lo-
gi
rte/ aber man wiese ihn allwege an einen gewissen
Ort. Endlich kamen sie mit einander vor das Schloß/
woselbst der Gegenparth stehen blieb/ um sich von der
Schildwache examiniren zu lassen/ aber Troll wolte
gerade hindurch lauffen/ wannenhero ihm die Schild-
wacht die Musqueten vorhielte/ und ihn zurück stieß.
Der possierliche Knecht nahm solches sehr übel auf/
und sagte: Hem! Papae, huy! Und als der Soldat/
der ein Schweitzer war/ diese Worte hörete/ reichete
er ihm die Hand/ und sagte: Du hast recht/ Lands-
Knecht/ ich heisse Hein Papegey/ weil du mich dann
so eigentlich kennest/ so magst du passiren. Jn dem-
selben Augenblick aber tratt ein Officier herauß/ und
fragte den Diener/ wo er hin wolte? Jhr sehet ja
wol/ war seine Antwort/ daß mein Nasus nach jenem
Thor gerichtet ist/ und wann ich nicht wüste/ daß Se-
renissimus Dux vester,
mein gnädigster Herr/ allhier
sein Logiment hätte/ so hätte ich die Brühe von euch
und eures gleichen/ ihr seyd doch rechte Executores
plebis,
vollkommene Baurenschinder/ und kein ehr-
licher homo civicus kan vor die Virginität seiner
Tochter mit gutem Gewissen Bürge werden/ weil
er weiß/ daß ihr alle auß dem Geschlechte der Diete-
richen seyd/ und es euch keine Difficultät gibt/ jedes
Schloß/ das euch fürgeleget wird/ oder das ihr euch

selber

Deß Academiſchen
Thuͤr/ Troll ſtellete ſich neben ihn/ zohe den Hut ab/
und ſprach: I præ, Domine, ego ſequar, dem Herꝛn
gebuͤhret der Ober-Rang, er hat einen ſilbernen De-
gen an der Seiten. Jener ſperrete ſich nicht lange/
ſondern weil er merckete/ daß keine Boßheit in dem
Diener ſtack/ kehrete er ſich weiter nicht an ſeine Re-
den/ ſondern gieng ſeines Weges/ und Troll blieb ihm
beſtaͤndig an der lincken Seiten/ er forſchete wol
dreiſſig mahl auf der Straſſen/ wo der Hertzog lo-
gi
rte/ aber man wieſe ihn allwege an einen gewiſſen
Ort. Endlich kamen ſie mit einander vor das Schloß/
woſelbſt der Gegenparth ſtehen blieb/ um ſich von der
Schildwache examiniren zu laſſen/ aber Troll wolte
gerade hindurch lauffen/ wannenhero ihm die Schild-
wacht die Muſqueten vorhielte/ und ihn zuruͤck ſtieß.
Der poſſierliche Knecht nahm ſolches ſehr uͤbel auf/
und ſagte: Hem! Papæ, huy! Und als der Soldat/
der ein Schweitzer war/ dieſe Worte hoͤrete/ reichete
er ihm die Hand/ und ſagte: Du haſt recht/ Lands-
Knecht/ ich heiſſe Hein Papegey/ weil du mich dann
ſo eigentlich kenneſt/ ſo magſt du paſſiren. Jn dem-
ſelben Augenblick aber tratt ein Officier herauß/ und
fragte den Diener/ wo er hin wolte? Jhr ſehet ja
wol/ war ſeine Antwort/ daß mein Naſus nach jenem
Thor gerichtet iſt/ und wann ich nicht wuͤſte/ daß Se-
reniſſimus Dux veſter,
mein gnaͤdigſter Herꝛ/ allhier
ſein Logiment haͤtte/ ſo haͤtte ich die Bruͤhe von euch
und eures gleichen/ ihr ſeyd doch rechte Executores
plebis,
vollkommene Baurenſchinder/ und kein ehr-
licher homo civicus kan vor die Virginitaͤt ſeiner
Tochter mit gutem Gewiſſen Buͤrge werden/ weil
er weiß/ daß ihr alle auß dem Geſchlechte der Diete-
richen ſeyd/ und es euch keine Difficultaͤt gibt/ jedes
Schloß/ das euch fuͤrgeleget wird/ oder das ihr euch

ſelber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0126" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
Thu&#x0364;r/ Troll &#x017F;tellete &#x017F;ich neben ihn/ zohe den Hut ab/<lb/>
und &#x017F;prach: <hi rendition="#aq">I præ, Domine, ego &#x017F;equar,</hi> dem Her&#xA75B;n<lb/>
gebu&#x0364;hret der Ober-<hi rendition="#aq">Rang,</hi> er hat einen &#x017F;ilbernen De-<lb/>
gen an der Seiten. Jener &#x017F;perrete &#x017F;ich nicht lange/<lb/>
&#x017F;ondern weil er merckete/ daß keine Boßheit in dem<lb/>
Diener &#x017F;tack/ kehrete er &#x017F;ich weiter nicht an &#x017F;eine Re-<lb/>
den/ &#x017F;ondern gieng &#x017F;eines Weges/ und Troll blieb ihm<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig an der lincken Seiten/ er for&#x017F;chete wol<lb/>
drei&#x017F;&#x017F;ig mahl auf der Stra&#x017F;&#x017F;en/ wo der Hertzog <hi rendition="#aq">lo-<lb/>
gi</hi>rte/ aber man wie&#x017F;e ihn allwege an einen gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ort. Endlich kamen &#x017F;ie mit einander vor das Schloß/<lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t der Gegenparth &#x017F;tehen blieb/ um &#x017F;ich von der<lb/>
Schildwache <hi rendition="#aq">examini</hi>ren zu la&#x017F;&#x017F;en/ aber Troll wolte<lb/>
gerade hindurch lauffen/ wannenhero ihm die Schild-<lb/>
wacht die Mu&#x017F;queten vorhielte/ und ihn zuru&#x0364;ck &#x017F;tieß.<lb/>
Der po&#x017F;&#x017F;ierliche Knecht nahm &#x017F;olches &#x017F;ehr u&#x0364;bel auf/<lb/>
und &#x017F;agte: <hi rendition="#aq">Hem! Papæ, huy!</hi> Und als der Soldat/<lb/>
der ein Schweitzer war/ die&#x017F;e Worte ho&#x0364;rete/ reichete<lb/>
er ihm die Hand/ und &#x017F;agte: Du ha&#x017F;t recht/ Lands-<lb/>
Knecht/ ich hei&#x017F;&#x017F;e Hein Papegey/ weil du mich dann<lb/>
&#x017F;o eigentlich kenne&#x017F;t/ &#x017F;o mag&#x017F;t du <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;i</hi>ren. Jn dem-<lb/>
&#x017F;elben Augenblick aber tratt ein Officier herauß/ und<lb/>
fragte den Diener/ wo er hin wolte? Jhr &#x017F;ehet ja<lb/>
wol/ war &#x017F;eine Antwort/ daß mein <hi rendition="#aq">Na&#x017F;us</hi> nach jenem<lb/>
Thor gerichtet i&#x017F;t/ und wann ich nicht wu&#x0364;&#x017F;te/ daß <hi rendition="#aq">Se-<lb/>
reni&#x017F;&#x017F;imus Dux ve&#x017F;ter,</hi> mein gna&#x0364;dig&#x017F;ter Her&#xA75B;/ allhier<lb/>
&#x017F;ein <hi rendition="#aq">Logiment</hi> ha&#x0364;tte/ &#x017F;o ha&#x0364;tte ich die Bru&#x0364;he von euch<lb/>
und eures gleichen/ ihr &#x017F;eyd doch rechte <hi rendition="#aq">Executores<lb/>
plebis,</hi> vollkommene Bauren&#x017F;chinder/ und kein ehr-<lb/>
licher <hi rendition="#aq">homo civicus</hi> kan vor die <hi rendition="#aq">Virginit</hi>a&#x0364;t &#x017F;einer<lb/>
Tochter mit gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en Bu&#x0364;rge werden/ weil<lb/>
er weiß/ daß ihr alle auß dem Ge&#x017F;chlechte der Diete-<lb/>
richen &#x017F;eyd/ und es euch keine <hi rendition="#aq">Difficult</hi>a&#x0364;t gibt/ jedes<lb/>
Schloß/ das euch fu&#x0364;rgeleget wird/ oder das ihr euch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elber</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0126] Deß Academiſchen Thuͤr/ Troll ſtellete ſich neben ihn/ zohe den Hut ab/ und ſprach: I præ, Domine, ego ſequar, dem Herꝛn gebuͤhret der Ober-Rang, er hat einen ſilbernen De- gen an der Seiten. Jener ſperrete ſich nicht lange/ ſondern weil er merckete/ daß keine Boßheit in dem Diener ſtack/ kehrete er ſich weiter nicht an ſeine Re- den/ ſondern gieng ſeines Weges/ und Troll blieb ihm beſtaͤndig an der lincken Seiten/ er forſchete wol dreiſſig mahl auf der Straſſen/ wo der Hertzog lo- girte/ aber man wieſe ihn allwege an einen gewiſſen Ort. Endlich kamen ſie mit einander vor das Schloß/ woſelbſt der Gegenparth ſtehen blieb/ um ſich von der Schildwache examiniren zu laſſen/ aber Troll wolte gerade hindurch lauffen/ wannenhero ihm die Schild- wacht die Muſqueten vorhielte/ und ihn zuruͤck ſtieß. Der poſſierliche Knecht nahm ſolches ſehr uͤbel auf/ und ſagte: Hem! Papæ, huy! Und als der Soldat/ der ein Schweitzer war/ dieſe Worte hoͤrete/ reichete er ihm die Hand/ und ſagte: Du haſt recht/ Lands- Knecht/ ich heiſſe Hein Papegey/ weil du mich dann ſo eigentlich kenneſt/ ſo magſt du paſſiren. Jn dem- ſelben Augenblick aber tratt ein Officier herauß/ und fragte den Diener/ wo er hin wolte? Jhr ſehet ja wol/ war ſeine Antwort/ daß mein Naſus nach jenem Thor gerichtet iſt/ und wann ich nicht wuͤſte/ daß Se- reniſſimus Dux veſter, mein gnaͤdigſter Herꝛ/ allhier ſein Logiment haͤtte/ ſo haͤtte ich die Bruͤhe von euch und eures gleichen/ ihr ſeyd doch rechte Executores plebis, vollkommene Baurenſchinder/ und kein ehr- licher homo civicus kan vor die Virginitaͤt ſeiner Tochter mit gutem Gewiſſen Buͤrge werden/ weil er weiß/ daß ihr alle auß dem Geſchlechte der Diete- richen ſeyd/ und es euch keine Difficultaͤt gibt/ jedes Schloß/ das euch fuͤrgeleget wird/ oder das ihr euch ſelber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/126
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/126>, abgerufen am 29.11.2024.