Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
Wie er nun alleweil geschäfftig ward/ etliche seiner
Compagnons zu butzen/ kam ein einfältiger Bauer
herein getretten/ der dem Wirth einige junge Hüh-
ner verkaufft hatte/ dieser war begierig/ die allhier
sitzende Gefangene zu sehen. Wie er nun in die grosse
Stube kam/ da solche Ketten-Leute bey einander wa-
ren/ und der Bauer das Balbier-Zeug auf dem Tisch
ligen/ auch den Pastorn auf dem Stuhl sitzen sahe/
welcher gleich darauf aufstund/ weil er schon balbie-
ret war/ so fragete der ehrliche Haußmann: Ob man
allhier für Geld balbierete? Troll hatte zum Schertz
eine Schürtze vorgebunden/ und sich wie ein Balbie-
rer außstaffieret/ derowegen sprach er: Freylich ist
hier eine Balbier-Stube/ habt ihr Lust/ so setzet euch
nieder. Als der Bauer hierauf zum Stuhl gieng/ sa-
he ihn Troll ein wenig an/ und sprach: Alter Vatter/
ich pflege erstlich mit meinen Gästen zu accordiren/
ehe ich sie scheere/ was wolt ihr mir für meine Mühe
geben? Der Bauer antwortete: Jch gebe sonsten
allwege 4. Aspern/ hier aber wil ich 5. geben/ weil ich
die Ehre habe/ in solchem fürnehmen Hauß geputzet
zu werden. Venereus gab sich jetzo auch ins Wort/
und fragte den Bauren: Was er ihm für seinen ab-
geschornen Bahrt geben solte? Dieser antwortete:
Er habe den Bahrt sein Lebtage nicht verkaufft/ und
hätte er das gewust/ daß man allhier Geld für einen
abgeschornen Bahrt gäbe/ so wolte er nimmer anders
wohin gegangen seyn. Was wolt ihr mir aber wol
geben? forschete er jetzo. Worauf Venereus: Ver-
kaufft ihr ihn überhaupt/ oder nach den Haaren?
Der Bauer aber gedachte/ wann er ihn nach den
Haaren verkauffen könte/ so handelte er wol am
besten/ foderte also für jedes Haar ein Maidin. Vene-
reus
antwortete/ ich gebe euch für alle 5. Haare einen

Asper,

Deß Academiſchen
Wie er nun alleweil geſchaͤfftig ward/ etliche ſeiner
Compagnons zu butzen/ kam ein einfaͤltiger Bauer
herein getretten/ der dem Wirth einige junge Huͤh-
ner verkaufft hatte/ dieſer war begierig/ die allhier
ſitzende Gefangene zu ſehen. Wie er nun in die groſſe
Stube kam/ da ſolche Ketten-Leute bey einander wa-
ren/ und der Bauer das Balbier-Zeug auf dem Tiſch
ligen/ auch den Paſtorn auf dem Stuhl ſitzen ſahe/
welcher gleich darauf aufſtund/ weil er ſchon balbie-
ret war/ ſo fragete der ehrliche Haußmann: Ob man
allhier fuͤr Geld balbierete? Troll hatte zum Schertz
eine Schuͤrtze vorgebunden/ und ſich wie ein Balbie-
rer außſtaffieret/ derowegen ſprach er: Freylich iſt
hier eine Balbier-Stube/ habt ihr Luſt/ ſo ſetzet euch
nieder. Als der Bauer hierauf zum Stuhl gieng/ ſa-
he ihn Troll ein wenig an/ und ſprach: Alter Vatter/
ich pflege erſtlich mit meinen Gaͤſten zu accordiren/
ehe ich ſie ſcheere/ was wolt ihr mir fuͤr meine Muͤhe
geben? Der Bauer antwortete: Jch gebe ſonſten
allwege 4. Aſpern/ hier aber wil ich 5. geben/ weil ich
die Ehre habe/ in ſolchem fuͤrnehmen Hauß geputzet
zu werden. Venereus gab ſich jetzo auch ins Wort/
und fragte den Bauren: Was er ihm fuͤr ſeinen ab-
geſchornen Bahrt geben ſolte? Dieſer antwortete:
Er habe den Bahrt ſein Lebtage nicht verkaufft/ und
haͤtte er das gewuſt/ daß man allhier Geld fuͤr einen
abgeſchornen Bahrt gaͤbe/ ſo wolte er nim̃er anders
wohin gegangen ſeyn. Was wolt ihr mir aber wol
geben? forſchete er jetzo. Worauf Venereus: Ver-
kaufft ihr ihn uͤberhaupt/ oder nach den Haaren?
Der Bauer aber gedachte/ wann er ihn nach den
Haaren verkauffen koͤnte/ ſo handelte er wol am
beſten/ foderte alſo fuͤr jedes Haar ein Maidin. Vene-
reus
antwortete/ ich gebe euch fuͤr alle 5. Haare einen

Aſper,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1064" n="1042"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
Wie er nun alleweil ge&#x017F;cha&#x0364;fftig ward/ etliche &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#aq">Compagnons</hi> zu butzen/ kam ein einfa&#x0364;ltiger Bauer<lb/>
herein getretten/ der dem Wirth einige junge Hu&#x0364;h-<lb/>
ner verkaufft hatte/ die&#x017F;er war begierig/ die allhier<lb/>
&#x017F;itzende Gefangene zu &#x017F;ehen. Wie er nun in die gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Stube kam/ da &#x017F;olche Ketten-Leute bey einander wa-<lb/>
ren/ und der Bauer das Balbier-Zeug auf dem Ti&#x017F;ch<lb/>
ligen/ auch den <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;tor</hi>n auf dem Stuhl &#x017F;itzen &#x017F;ahe/<lb/>
welcher gleich darauf auf&#x017F;tund/ weil er &#x017F;chon balbie-<lb/>
ret war/ &#x017F;o fragete der ehrliche Haußmann: Ob man<lb/>
allhier fu&#x0364;r Geld balbierete? Troll hatte zum Schertz<lb/>
eine Schu&#x0364;rtze vorgebunden/ und &#x017F;ich wie ein Balbie-<lb/>
rer auß&#x017F;taffieret/ derowegen &#x017F;prach er: Freylich i&#x017F;t<lb/>
hier eine Balbier-Stube/ habt ihr Lu&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;etzet euch<lb/>
nieder. Als der Bauer hierauf zum Stuhl gieng/ &#x017F;a-<lb/>
he ihn Troll ein wenig an/ und &#x017F;prach: Alter Vatter/<lb/>
ich pflege er&#x017F;tlich mit meinen Ga&#x0364;&#x017F;ten zu <hi rendition="#aq">accordi</hi>ren/<lb/>
ehe ich &#x017F;ie &#x017F;cheere/ was wolt ihr mir fu&#x0364;r meine Mu&#x0364;he<lb/>
geben? Der Bauer antwortete: Jch gebe &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
allwege 4. A&#x017F;pern/ hier aber wil ich 5. geben/ weil ich<lb/>
die Ehre habe/ in &#x017F;olchem fu&#x0364;rnehmen Hauß geputzet<lb/>
zu werden. <hi rendition="#aq">Venereus</hi> gab &#x017F;ich jetzo auch ins Wort/<lb/>
und fragte den Bauren: Was er ihm fu&#x0364;r &#x017F;einen ab-<lb/>
ge&#x017F;chornen Bahrt geben &#x017F;olte? Die&#x017F;er antwortete:<lb/>
Er habe den Bahrt &#x017F;ein Lebtage nicht verkaufft/ und<lb/>
ha&#x0364;tte er das gewu&#x017F;t/ daß man allhier Geld fu&#x0364;r einen<lb/>
abge&#x017F;chornen Bahrt ga&#x0364;be/ &#x017F;o wolte er nim&#x0303;er anders<lb/>
wohin gegangen &#x017F;eyn. Was wolt ihr mir aber wol<lb/>
geben? for&#x017F;chete er jetzo. Worauf <hi rendition="#aq">Venereus:</hi> Ver-<lb/>
kaufft ihr ihn u&#x0364;berhaupt/ oder nach den Haaren?<lb/>
Der Bauer aber gedachte/ wann er ihn nach den<lb/>
Haaren verkauffen ko&#x0364;nte/ &#x017F;o handelte er wol am<lb/>
be&#x017F;ten/ foderte al&#x017F;o fu&#x0364;r jedes Haar ein <hi rendition="#aq">Maidin. Vene-<lb/>
reus</hi> antwortete/ ich gebe euch fu&#x0364;r alle 5. Haare einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">A&#x017F;per,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1042/1064] Deß Academiſchen Wie er nun alleweil geſchaͤfftig ward/ etliche ſeiner Compagnons zu butzen/ kam ein einfaͤltiger Bauer herein getretten/ der dem Wirth einige junge Huͤh- ner verkaufft hatte/ dieſer war begierig/ die allhier ſitzende Gefangene zu ſehen. Wie er nun in die groſſe Stube kam/ da ſolche Ketten-Leute bey einander wa- ren/ und der Bauer das Balbier-Zeug auf dem Tiſch ligen/ auch den Paſtorn auf dem Stuhl ſitzen ſahe/ welcher gleich darauf aufſtund/ weil er ſchon balbie- ret war/ ſo fragete der ehrliche Haußmann: Ob man allhier fuͤr Geld balbierete? Troll hatte zum Schertz eine Schuͤrtze vorgebunden/ und ſich wie ein Balbie- rer außſtaffieret/ derowegen ſprach er: Freylich iſt hier eine Balbier-Stube/ habt ihr Luſt/ ſo ſetzet euch nieder. Als der Bauer hierauf zum Stuhl gieng/ ſa- he ihn Troll ein wenig an/ und ſprach: Alter Vatter/ ich pflege erſtlich mit meinen Gaͤſten zu accordiren/ ehe ich ſie ſcheere/ was wolt ihr mir fuͤr meine Muͤhe geben? Der Bauer antwortete: Jch gebe ſonſten allwege 4. Aſpern/ hier aber wil ich 5. geben/ weil ich die Ehre habe/ in ſolchem fuͤrnehmen Hauß geputzet zu werden. Venereus gab ſich jetzo auch ins Wort/ und fragte den Bauren: Was er ihm fuͤr ſeinen ab- geſchornen Bahrt geben ſolte? Dieſer antwortete: Er habe den Bahrt ſein Lebtage nicht verkaufft/ und haͤtte er das gewuſt/ daß man allhier Geld fuͤr einen abgeſchornen Bahrt gaͤbe/ ſo wolte er nim̃er anders wohin gegangen ſeyn. Was wolt ihr mir aber wol geben? forſchete er jetzo. Worauf Venereus: Ver- kaufft ihr ihn uͤberhaupt/ oder nach den Haaren? Der Bauer aber gedachte/ wann er ihn nach den Haaren verkauffen koͤnte/ ſo handelte er wol am beſten/ foderte alſo fuͤr jedes Haar ein Maidin. Vene- reus antwortete/ ich gebe euch fuͤr alle 5. Haare einen Aſper,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1064
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1042. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1064>, abgerufen am 23.11.2024.