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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
suchte/ fand er 2. Köpsfe in seinem Bette. Gomery
machte sich unnütz/ daß man ihn für einen Kohl-Dieb
ansähe. Aber Troll winckete dem Bauren/ daß dieser
der rechte Dieb wäre/ welcher also über den Gomery
herkam/ und ihn rechtschaffen abprügelte. Troll
machte sich unter dem Tumult darvon/ und darauf
kam der Wirth mit seinem Knecht/ und schlug den
Bauern zum Hauß hinauß/ welches eine lächerliche
Kurtzweil war/ daran die sämtlichen Gefangenen eine
lange Zeit zu lachen hatten. Sie verzehreten aber her-
nach ihren Sallat in der Stille/ und waren frölich
darbey/ theileten auch weder dem Wirth/ noch dem
Gomery, etwas darvon mit/ damit sie nicht verrathen
würden.

Es kam mit diesen seltzamen Gefangenen so weit/
daß man in der gantzen Stadt Ptolomais darvon zu
sagen wuste/ dannenhero giengen zuletzt viel fürneh-
me Leute zu ihnen/ um sie/ fürnemlich aber den Troll
und Venereum, wegen ihrer seltzamen Streiche/ in
Person zu sehen. Sie bekamen darüber Geld über
Geld/ dann es kam Niemand dahin/ der nicht seine
milde Hand gegen sie eröffnet/ und/ in ihrem Leyd sie
zu trösten/ ihnen etwas verehret hätte. Aber ich muß
noch einen artigen Possen erzehlen/ den Troll kurtz
zuvor/ ehe er wieder auß dem Gefangen-Hauß kam/
einem unschuldigen Bauren gespielet/ wie dann das
wüste Bauren-Volck allwege sehr fürwitzig ist/ und
gern in alle Sachen seine Nase/ gleich einem hunge-
rigen Schwein/ stecken wil. Troll pflegete auf der
Räyse nicht allein seinen Herrn/ sondern auch meist
alle seine Gefährten/ zu balbieren/ dannenhero/ und
weil er hierzu sehr geschickt war/ bedieneten sich auch
seine Mit-Gefangenen jetzo seiner Geschicklichkeit/
wordurch er manch ehrliches Trinck Geld erwarb.

Wie
U u u

Romans II. Buch.
ſuchte/ fand er 2. Koͤpſfe in ſeinem Bette. Gomery
machte ſich unnuͤtz/ daß man ihn fuͤr einen Kohl-Dieb
anſaͤhe. Aber Troll winckete dem Bauren/ daß dieſer
der rechte Dieb waͤre/ welcher alſo uͤber den Gomery
herkam/ und ihn rechtſchaffen abpruͤgelte. Troll
machte ſich unter dem Tumult darvon/ und darauf
kam der Wirth mit ſeinem Knecht/ und ſchlug den
Bauern zum Hauß hinauß/ welches eine laͤcherliche
Kurtzweil war/ daran die ſaͤmtlichen Gefangenen eine
lange Zeit zu lachen hatten. Sie verzehreten aber her-
nach ihren Sallat in der Stille/ und waren froͤlich
darbey/ theileten auch weder dem Wirth/ noch dem
Gomery, etwas darvon mit/ damit ſie nicht verrathen
wuͤrden.

Es kam mit dieſen ſeltzamen Gefangenen ſo weit/
daß man in der gantzen Stadt Ptolomais darvon zu
ſagen wuſte/ dannenhero giengen zuletzt viel fuͤrneh-
me Leute zu ihnen/ um ſie/ fuͤrnemlich aber den Troll
und Venereum, wegen ihrer ſeltzamen Streiche/ in
Perſon zu ſehen. Sie bekamen daruͤber Geld uͤber
Geld/ dann es kam Niemand dahin/ der nicht ſeine
milde Hand gegen ſie eroͤffnet/ und/ in ihrem Leyd ſie
zu troͤſten/ ihnen etwas verehret haͤtte. Aber ich muß
noch einen artigen Poſſen erzehlen/ den Troll kurtz
zuvor/ ehe er wieder auß dem Gefangen-Hauß kam/
einem unſchuldigen Bauren geſpielet/ wie dann das
wuͤſte Bauren-Volck allwege ſehr fuͤrwitzig iſt/ und
gern in alle Sachen ſeine Naſe/ gleich einem hunge-
rigen Schwein/ ſtecken wil. Troll pflegete auf der
Raͤyſe nicht allein ſeinen Herꝛn/ ſondern auch meiſt
alle ſeine Gefaͤhrten/ zu balbieren/ dannenhero/ und
weil er hierzu ſehr geſchickt war/ bedieneten ſich auch
ſeine Mit-Gefangenen jetzo ſeiner Geſchicklichkeit/
wordurch er manch ehrliches Trinck Geld erwarb.

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[1041/1063] Romans II. Buch. ſuchte/ fand er 2. Koͤpſfe in ſeinem Bette. Gomery machte ſich unnuͤtz/ daß man ihn fuͤr einen Kohl-Dieb anſaͤhe. Aber Troll winckete dem Bauren/ daß dieſer der rechte Dieb waͤre/ welcher alſo uͤber den Gomery herkam/ und ihn rechtſchaffen abpruͤgelte. Troll machte ſich unter dem Tumult darvon/ und darauf kam der Wirth mit ſeinem Knecht/ und ſchlug den Bauern zum Hauß hinauß/ welches eine laͤcherliche Kurtzweil war/ daran die ſaͤmtlichen Gefangenen eine lange Zeit zu lachen hatten. Sie verzehreten aber her- nach ihren Sallat in der Stille/ und waren froͤlich darbey/ theileten auch weder dem Wirth/ noch dem Gomery, etwas darvon mit/ damit ſie nicht verrathen wuͤrden. Es kam mit dieſen ſeltzamen Gefangenen ſo weit/ daß man in der gantzen Stadt Ptolomais darvon zu ſagen wuſte/ dannenhero giengen zuletzt viel fuͤrneh- me Leute zu ihnen/ um ſie/ fuͤrnemlich aber den Troll und Venereum, wegen ihrer ſeltzamen Streiche/ in Perſon zu ſehen. Sie bekamen daruͤber Geld uͤber Geld/ dann es kam Niemand dahin/ der nicht ſeine milde Hand gegen ſie eroͤffnet/ und/ in ihrem Leyd ſie zu troͤſten/ ihnen etwas verehret haͤtte. Aber ich muß noch einen artigen Poſſen erzehlen/ den Troll kurtz zuvor/ ehe er wieder auß dem Gefangen-Hauß kam/ einem unſchuldigen Bauren geſpielet/ wie dann das wuͤſte Bauren-Volck allwege ſehr fuͤrwitzig iſt/ und gern in alle Sachen ſeine Naſe/ gleich einem hunge- rigen Schwein/ ſtecken wil. Troll pflegete auf der Raͤyſe nicht allein ſeinen Herꝛn/ ſondern auch meiſt alle ſeine Gefaͤhrten/ zu balbieren/ dannenhero/ und weil er hierzu ſehr geſchickt war/ bedieneten ſich auch ſeine Mit-Gefangenen jetzo ſeiner Geſchicklichkeit/ wordurch er manch ehrliches Trinck Geld erwarb. Wie U u u

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1063>, abgerufen am 14.11.2024.