Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
ser Mann hatte ihm bißhero/ so lange er sich in Jta-
lien aufgehalten/ seine Wechsel übermacht/ weil ihm
die Seinigen in Teutschland gar wol bekandt waren.
Mit diesem Geld kehrete er wieder in die Herberge/
und war guter Dinge/ sprach auch den lustigen Troll
von seinem Versprechen frey/ weil er nunmehro selber
wieder einen Noth-Pfenning bekommen hätte. Die-
sen Nachmittag kamen etliche ansehnliche Männer
zu ihnen in die Herberge/ und nachdem sie auß vielen
Discursen verstanden/ daß Klingenfeld den Studiis
und freyen Künsten nachzöge/ sprach einer zu ihm/ der
für einen fürnehmen Officier anzusehen/ wie er doch/
als ein ansehnlicher Mann/ sich zu den grossen Ver-
drießlichkeiten der Studirenden begeben könte/ da er
doch ausser Zweiffel wissen würde/ wie wenig jetzo
sothane Leute befördert würden/ und wie viel Unge-
mach sie hergegen außzustehen hätten. Klingenfeld
dargegen sprach: So viel ich vernehme/ werden die
Studenten an meinem Herrn einen schlechten Pro-
motorem
erhalten/ aber derselbe soll wissen/ daß die
Liebe zu den Studiis mich längst willig gemacht hat/
alle die jenige Verdrießlichkeiten/ die sich bey unserer
Profession herfür thun/ mit Gedult außzustehen/ in
Betrachtung/ daß die freye Künsten jederzeit bey
hohen Monarchen/ Königen und Fürsten hoch ange-
sehen/ und mit sonderbaren Freyheiten begabet ge-
wesen. Als der Edle Jtaliäner gerne ein mehrers
hiervon gewust hätte/ stellete ihn Klingenfeld mit
nachfolgendem Discurs zufrieden:

Das IX. Capitul/

Auf die studirende Jugend haben hobe Häupter allezeit viel
gehalten/ auch den Orten/ da man hohe Schulen angerichtet/ und den
Studenten selber sonderbare und grosse Privilegia ertheilet.

OBwol/ sprach er/ was die drey ersten Monarchien
anlanget/ keine sonderliche Gewißheit vorhan-

den/

Deß Academiſchen
ſer Mann hatte ihm bißhero/ ſo lange er ſich in Jta-
lien aufgehalten/ ſeine Wechſel uͤbermacht/ weil ihm
die Seinigen in Teutſchland gar wol bekandt waren.
Mit dieſem Geld kehrete er wieder in die Herberge/
und war guter Dinge/ ſprach auch den luſtigen Troll
von ſeinem Verſprechen frey/ weil er nunmehro ſelber
wieder einen Noth-Pfenning bekommen haͤtte. Die-
ſen Nachmittag kamen etliche anſehnliche Maͤnner
zu ihnen in die Herberge/ und nachdem ſie auß vielen
Diſcurſen verſtanden/ daß Klingenfeld den Studiis
und freyen Kuͤnſten nachzoͤge/ ſprach einer zu ihm/ der
fuͤr einen fuͤrnehmen Officier anzuſehen/ wie er doch/
als ein anſehnlicher Mann/ ſich zu den groſſen Ver-
drießlichkeiten der Studirenden begeben koͤnte/ da er
doch auſſer Zweiffel wiſſen wuͤrde/ wie wenig jetzo
ſothane Leute befoͤrdert wuͤrden/ und wie viel Unge-
mach ſie hergegen außzuſtehen haͤtten. Klingenfeld
dargegen ſprach: So viel ich vernehme/ werden die
Studenten an meinem Herꝛn einen ſchlechten Pro-
motorem
erhalten/ aber derſelbe ſoll wiſſen/ daß die
Liebe zu den Studiis mich laͤngſt willig gemacht hat/
alle die jenige Verdrießlichkeiten/ die ſich bey unſerer
Profeſſion herfuͤr thun/ mit Gedult außzuſtehen/ in
Betrachtung/ daß die freye Kuͤnſten jederzeit bey
hohen Monarchen/ Koͤnigen und Fuͤrſten hoch ange-
ſehen/ und mit ſonderbaren Freyheiten begabet ge-
weſen. Als der Edle Jtaliaͤner gerne ein mehrers
hiervon gewuſt haͤtte/ ſtellete ihn Klingenfeld mit
nachfolgendem Diſcurs zufrieden:

Das IX. Capitul/

Auf die ſtudirende Jugend haben hobe Haͤupter allezeit viel
gehalten/ auch den Orten/ da man hohe Schulen angerichtet/ und den
Studenten ſelber ſonderbare und groſſe Privilegia ertheilet.

OBwol/ ſprach er/ was die drey erſten Monarchien
anlanget/ keine ſonderliche Gewißheit vorhan-

den/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0106" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
&#x017F;er Mann hatte ihm bißhero/ &#x017F;o lange er &#x017F;ich in Jta-<lb/>
lien aufgehalten/ &#x017F;eine Wech&#x017F;el u&#x0364;bermacht/ weil ihm<lb/>
die Seinigen in Teut&#x017F;chland gar wol bekandt waren.<lb/>
Mit die&#x017F;em Geld kehrete er wieder in die Herberge/<lb/>
und war guter Dinge/ &#x017F;prach auch den lu&#x017F;tigen Troll<lb/>
von &#x017F;einem Ver&#x017F;prechen frey/ weil er nunmehro &#x017F;elber<lb/>
wieder einen Noth-Pfenning bekommen ha&#x0364;tte. Die-<lb/>
&#x017F;en Nachmittag kamen etliche an&#x017F;ehnliche Ma&#x0364;nner<lb/>
zu ihnen in die Herberge/ und nachdem &#x017F;ie auß vielen<lb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cur&#x017F;</hi>en ver&#x017F;tanden/ daß Klingenfeld den <hi rendition="#aq">Studiis</hi><lb/>
und freyen Ku&#x0364;n&#x017F;ten nachzo&#x0364;ge/ &#x017F;prach einer zu ihm/ der<lb/>
fu&#x0364;r einen fu&#x0364;rnehmen Officier anzu&#x017F;ehen/ wie er doch/<lb/>
als ein an&#x017F;ehnlicher Mann/ &#x017F;ich zu den gro&#x017F;&#x017F;en Ver-<lb/>
drießlichkeiten der Studirenden begeben ko&#x0364;nte/ da er<lb/>
doch au&#x017F;&#x017F;er Zweiffel wi&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde/ wie wenig jetzo<lb/>
&#x017F;othane Leute befo&#x0364;rdert wu&#x0364;rden/ und wie viel Unge-<lb/>
mach &#x017F;ie hergegen außzu&#x017F;tehen ha&#x0364;tten. Klingenfeld<lb/>
dargegen &#x017F;prach: So viel ich vernehme/ werden die<lb/>
Studenten an meinem Her&#xA75B;n einen &#x017F;chlechten <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
motorem</hi> erhalten/ aber der&#x017F;elbe &#x017F;oll wi&#x017F;&#x017F;en/ daß die<lb/>
Liebe zu den <hi rendition="#aq">Studiis</hi> mich la&#x0364;ng&#x017F;t willig gemacht hat/<lb/>
alle die jenige Verdrießlichkeiten/ die &#x017F;ich bey un&#x017F;erer<lb/><hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> herfu&#x0364;r thun/ mit Gedult außzu&#x017F;tehen/ in<lb/>
Betrachtung/ daß die freye Ku&#x0364;n&#x017F;ten jederzeit bey<lb/>
hohen Monarchen/ Ko&#x0364;nigen und Fu&#x0364;r&#x017F;ten hoch ange-<lb/>
&#x017F;ehen/ und mit &#x017F;onderbaren Freyheiten begabet ge-<lb/>
we&#x017F;en. Als der Edle Jtalia&#x0364;ner gerne ein mehrers<lb/>
hiervon gewu&#x017F;t ha&#x0364;tte/ &#x017F;tellete ihn Klingenfeld mit<lb/>
nachfolgendem <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> zufrieden:</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IX</hi>.</hi> Capitul/</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p><hi rendition="#fr">Auf die &#x017F;tudirende Jugend haben hobe Ha&#x0364;upter allezeit viel</hi><lb/>
gehalten/ auch den Orten/ da man hohe Schulen angerichtet/ und den<lb/>
Studenten &#x017F;elber &#x017F;onderbare und gro&#x017F;&#x017F;e Privilegia ertheilet.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi>Bwol/ &#x017F;prach er/ was die drey er&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Monarch</hi>ien<lb/>
anlanget/ keine &#x017F;onderliche Gewißheit vorhan-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0106] Deß Academiſchen ſer Mann hatte ihm bißhero/ ſo lange er ſich in Jta- lien aufgehalten/ ſeine Wechſel uͤbermacht/ weil ihm die Seinigen in Teutſchland gar wol bekandt waren. Mit dieſem Geld kehrete er wieder in die Herberge/ und war guter Dinge/ ſprach auch den luſtigen Troll von ſeinem Verſprechen frey/ weil er nunmehro ſelber wieder einen Noth-Pfenning bekommen haͤtte. Die- ſen Nachmittag kamen etliche anſehnliche Maͤnner zu ihnen in die Herberge/ und nachdem ſie auß vielen Diſcurſen verſtanden/ daß Klingenfeld den Studiis und freyen Kuͤnſten nachzoͤge/ ſprach einer zu ihm/ der fuͤr einen fuͤrnehmen Officier anzuſehen/ wie er doch/ als ein anſehnlicher Mann/ ſich zu den groſſen Ver- drießlichkeiten der Studirenden begeben koͤnte/ da er doch auſſer Zweiffel wiſſen wuͤrde/ wie wenig jetzo ſothane Leute befoͤrdert wuͤrden/ und wie viel Unge- mach ſie hergegen außzuſtehen haͤtten. Klingenfeld dargegen ſprach: So viel ich vernehme/ werden die Studenten an meinem Herꝛn einen ſchlechten Pro- motorem erhalten/ aber derſelbe ſoll wiſſen/ daß die Liebe zu den Studiis mich laͤngſt willig gemacht hat/ alle die jenige Verdrießlichkeiten/ die ſich bey unſerer Profeſſion herfuͤr thun/ mit Gedult außzuſtehen/ in Betrachtung/ daß die freye Kuͤnſten jederzeit bey hohen Monarchen/ Koͤnigen und Fuͤrſten hoch ange- ſehen/ und mit ſonderbaren Freyheiten begabet ge- weſen. Als der Edle Jtaliaͤner gerne ein mehrers hiervon gewuſt haͤtte/ ſtellete ihn Klingenfeld mit nachfolgendem Diſcurs zufrieden: Das IX. Capitul/ Auf die ſtudirende Jugend haben hobe Haͤupter allezeit viel gehalten/ auch den Orten/ da man hohe Schulen angerichtet/ und den Studenten ſelber ſonderbare und groſſe Privilegia ertheilet. OBwol/ ſprach er/ was die drey erſten Monarchien anlanget/ keine ſonderliche Gewißheit vorhan- den/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/106
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/106>, abgerufen am 18.11.2024.