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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
wein. Es ward aber auf deß Wirths Anstifften auch
dieses verhindert/ daß die Burger nichts mehr ein-
bringen durfften/ sondern/ wann sie etwas haben wol-
ten/ solten sie es absonderlich bezahlen. Darauf wur-
den unsere Gefangene Rathschlüssig/ entlehnten
Geld/ und kaufften magere junge Hühner und Ca-
paunen/ denenselben brocketen sie alles Brodt vor/ so
man ihnen täglich reichete; Sie selber aber bekamen
an Seilen deß Nachts/ und durch andere Behendig-
keiten schon etwas zu essen und zu trincken/ und weil
der eine Gefangene Gomery, wie der Jenige bezeu-
gete/ so deß Nachts bey ihm schlieff/ vom Wirth
heimlich etwas zu essen bekam/ da erzürneten sich die
andern darüber/ und suchten ihm einen Possen zu
thun. Sein Cammerad/ so den andern Gefangenen
getreu war/ hieß Giurgi, dieser überlegete die Sache
mit den andern/ ihre Käy ware ünter der/ darinn der
Pastor lag/ also ließ man/ wie er in der grossen Stu-
ben war/ eine starcke Chorde auf sein Bett/ daran
das Haupt-Küssen bevestiget ward. Wie er nun
schlaffen gangen war/ sprach Giurgy: Bruder/ was
sehe ich? Jener der ohne dem sehr scheu war/ forsche-
te/ was er dann sehe? Jch sehe/ sprach dieser/ einen
Esel mit einem Menschen-Kopff dort vor dem Fenster
stehen/ welcher Mine machet/ als wolte er einen
Sprung nach unserm Bette thun. Gomery verkroche
sich unter die Decke/ aber Giurgy sprach: Es wird
gut seyn/ wann wir um ein Liecht anhalten/ sonst solte
ein Mensch in solchem Fall leicht verzagen/ oder ver-
zweiffeln können.

Er stund also auf/ und indem er an der verschlos-
senen Thüre rappelte/ zog der Priester die Chorde/
samt dem Küssen/ unter Gomery herfür/ nach der
Bühne/ daß dieser erschrack/ und überlaut zu schreyen

anfieng.

Deß Academiſchen
wein. Es ward aber auf deß Wirths Anſtifften auch
dieſes verhindert/ daß die Burger nichts mehr ein-
bringen durfften/ ſondern/ wann ſie etwas haben wol-
ten/ ſolten ſie es abſonderlich bezahlen. Darauf wur-
den unſere Gefangene Rathſchluͤſſig/ entlehnten
Geld/ und kaufften magere junge Huͤhner und Ca-
paunen/ denenſelben brocketen ſie alles Brodt vor/ ſo
man ihnen taͤglich reichete; Sie ſelber aber bekamen
an Seilen deß Nachts/ und durch andere Behendig-
keiten ſchon etwas zu eſſen und zu trincken/ und weil
der eine Gefangene Gomery, wie der Jenige bezeu-
gete/ ſo deß Nachts bey ihm ſchlieff/ vom Wirth
heimlich etwas zu eſſen bekam/ da erzuͤrneten ſich die
andern daruͤber/ und ſuchten ihm einen Poſſen zu
thun. Sein Cammerad/ ſo den andern Gefangenen
getreu war/ hieß Giurgi, dieſer uͤberlegete die Sache
mit den andern/ ihre Kaͤy ware uͤnter der/ darinn der
Paſtor lag/ alſo ließ man/ wie er in der groſſen Stu-
ben war/ eine ſtarcke Chorde auf ſein Bett/ daran
das Haupt-Kuͤſſen beveſtiget ward. Wie er nun
ſchlaffen gangen war/ ſprach Giurgy: Bruder/ was
ſehe ich? Jener der ohne dem ſehr ſcheu war/ forſche-
te/ was er dann ſehe? Jch ſehe/ ſprach dieſer/ einen
Eſel mit einem Menſchen-Kopff dort vor dem Fenſter
ſtehen/ welcher Mine machet/ als wolte er einen
Sprung nach unſerm Bette thun. Gomery verkroche
ſich unter die Decke/ aber Giurgy ſprach: Es wird
gut ſeyn/ wann wir um ein Liecht anhalten/ ſonſt ſolte
ein Menſch in ſolchem Fall leicht verzagen/ oder ver-
zweiffeln koͤnnen.

Er ſtund alſo auf/ und indem er an der verſchloſ-
ſenen Thuͤre rappelte/ zog der Prieſter die Chorde/
ſamt dem Kuͤſſen/ unter Gomery herfuͤr/ nach der
Buͤhne/ daß dieſer erſchrack/ und uͤberlaut zu ſchreyen

anfieng.
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[1034/1056] Deß Academiſchen wein. Es ward aber auf deß Wirths Anſtifften auch dieſes verhindert/ daß die Burger nichts mehr ein- bringen durfften/ ſondern/ wann ſie etwas haben wol- ten/ ſolten ſie es abſonderlich bezahlen. Darauf wur- den unſere Gefangene Rathſchluͤſſig/ entlehnten Geld/ und kaufften magere junge Huͤhner und Ca- paunen/ denenſelben brocketen ſie alles Brodt vor/ ſo man ihnen taͤglich reichete; Sie ſelber aber bekamen an Seilen deß Nachts/ und durch andere Behendig- keiten ſchon etwas zu eſſen und zu trincken/ und weil der eine Gefangene Gomery, wie der Jenige bezeu- gete/ ſo deß Nachts bey ihm ſchlieff/ vom Wirth heimlich etwas zu eſſen bekam/ da erzuͤrneten ſich die andern daruͤber/ und ſuchten ihm einen Poſſen zu thun. Sein Cammerad/ ſo den andern Gefangenen getreu war/ hieß Giurgi, dieſer uͤberlegete die Sache mit den andern/ ihre Kaͤy ware uͤnter der/ darinn der Paſtor lag/ alſo ließ man/ wie er in der groſſen Stu- ben war/ eine ſtarcke Chorde auf ſein Bett/ daran das Haupt-Kuͤſſen beveſtiget ward. Wie er nun ſchlaffen gangen war/ ſprach Giurgy: Bruder/ was ſehe ich? Jener der ohne dem ſehr ſcheu war/ forſche- te/ was er dann ſehe? Jch ſehe/ ſprach dieſer/ einen Eſel mit einem Menſchen-Kopff dort vor dem Fenſter ſtehen/ welcher Mine machet/ als wolte er einen Sprung nach unſerm Bette thun. Gomery verkroche ſich unter die Decke/ aber Giurgy ſprach: Es wird gut ſeyn/ wann wir um ein Liecht anhalten/ ſonſt ſolte ein Menſch in ſolchem Fall leicht verzagen/ oder ver- zweiffeln koͤnnen. Er ſtund alſo auf/ und indem er an der verſchloſ- ſenen Thuͤre rappelte/ zog der Prieſter die Chorde/ ſamt dem Kuͤſſen/ unter Gomery herfuͤr/ nach der Buͤhne/ daß dieſer erſchrack/ und uͤberlaut zu ſchreyen anfieng.

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1034. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1056>, abgerufen am 14.11.2024.