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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
zu haben/ und hoffete er die Pursch nunmehro anders
zu Chor zu treiben/ dannenhero schlosse er ihre Kayn
gäntzlich zu/ und nachdem er ihnen angedeutet/ worzu
sie condemnirt wären/ ließ er ihnen eine Kanne voll
Wasser/ und Jedem ein Wäitzen-Brodt von ander-
halb Pfund auf den Tag reichen. Diese Condemnir-
te offenbahrten solches ihren andern Cammeraden
bald durch die Löcher der Käyen/ welche sehr schwürig
darüber waren/ dannenhero wie sie über Tisch kamen/
und anfiengen zu essen/ nahm ein Jeder ein besonder
Stück von allen Gerüchten/ und ein Stück Brodt/
ja es ward auch etwas Wein an die Seite gesetzet/
und als der Wirth fragete/ was solches bedeuten sol-
te? Gaben sie ihm zur Antwort/ das ist für die einge-
sperrete Gefangene/ welche sich noch nicht gegen euch
verantwortet haben/ und dannoch zu Wasser und
Brodt verurtheilet sind. Meynet ihr/ ihr wollet euer
Wochen-Geld vollauf ziehen/ und die Leute mit
Wasser und Brodt hinhalten? Keiner Weges/ man
möchte hiernächst mit uns auch also umspringen/ die-
ses sollen die Gefangenen essen. Der Wirth protesti-
rete sehr hart wider Gewalt/ gieng abermahl zur
Obrigkeit/ und erhielte die Confirmation der vorigen
Sententz/ jedoch also/ daß die benannten 2. Muthwilli-
gen nur auf 6. Tage also sitzen solten. Und dafern die
andern Gefangenen abermahl den Verurtheilten
Speise zuzubringen erkühnen würden/ solten sie
durch die Wacht darvon abgehalten werden. Wie
sie nun am Mittag über der Mahlzeit erschienen/ kam
ein Diener von der Obrigkeit/ und brachte diesen
Außspruch mündlich herfür/ darauf ließ der Wirth
die Wacht holen/ welche bey Tisch stund/ und zusahe/
ob die Essenden den Wirth auch weiter molestiren
möchten. Der Corporal sahe den Rittmeister/ mit

welchem

Deß Academiſchen
zu haben/ und hoffete er die Purſch nunmehro anders
zu Chor zu treiben/ dannenhero ſchloſſe er ihre Kayn
gaͤntzlich zu/ und nachdem er ihnen angedeutet/ worzu
ſie condemnirt waͤren/ ließ er ihnen eine Kanne voll
Waſſer/ und Jedem ein Waͤitzen-Brodt von ander-
halb Pfund auf den Tag reichen. Dieſe Condemnir-
te offenbahrten ſolches ihren andern Cammeraden
bald durch die Loͤcher der Kaͤyen/ welche ſehr ſchwuͤrig
daruͤber waren/ dannenhero wie ſie uͤber Tiſch kamen/
und anfiengen zu eſſen/ nahm ein Jeder ein beſonder
Stuͤck von allen Geruͤchten/ und ein Stuͤck Brodt/
ja es ward auch etwas Wein an die Seite geſetzet/
und als der Wirth fragete/ was ſolches bedeuten ſol-
te? Gaben ſie ihm zur Antwort/ das iſt fuͤr die einge-
ſperrete Gefangene/ welche ſich noch nicht gegen euch
verantwortet haben/ und dannoch zu Waſſer und
Brodt verurtheilet ſind. Meynet ihr/ ihr wollet euer
Wochen-Geld vollauf ziehen/ und die Leute mit
Waſſer und Brodt hinhalten? Keiner Weges/ man
moͤchte hiernaͤchſt mit uns auch alſo umſpringen/ die-
ſes ſollen die Gefangenen eſſen. Der Wirth proteſti-
rete ſehr hart wider Gewalt/ gieng abermahl zur
Obrigkeit/ und erhielte die Confirmation der vorigen
Sententz/ jedoch alſo/ daß die benannten 2. Muthwilli-
gen nur auf 6. Tage alſo ſitzen ſolten. Und dafern die
andern Gefangenen abermahl den Verurtheilten
Speiſe zuzubringen erkuͤhnen wuͤrden/ ſolten ſie
durch die Wacht darvon abgehalten werden. Wie
ſie nun am Mittag uͤber der Mahlzeit erſchienen/ kam
ein Diener von der Obrigkeit/ und brachte dieſen
Außſpruch muͤndlich herfuͤr/ darauf ließ der Wirth
die Wacht holen/ welche bey Tiſch ſtund/ und zuſahe/
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moͤchten. Der Corporal ſahe den Rittmeiſter/ mit

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[1032/1054] Deß Academiſchen zu haben/ und hoffete er die Purſch nunmehro anders zu Chor zu treiben/ dannenhero ſchloſſe er ihre Kayn gaͤntzlich zu/ und nachdem er ihnen angedeutet/ worzu ſie condemnirt waͤren/ ließ er ihnen eine Kanne voll Waſſer/ und Jedem ein Waͤitzen-Brodt von ander- halb Pfund auf den Tag reichen. Dieſe Condemnir- te offenbahrten ſolches ihren andern Cammeraden bald durch die Loͤcher der Kaͤyen/ welche ſehr ſchwuͤrig daruͤber waren/ dannenhero wie ſie uͤber Tiſch kamen/ und anfiengen zu eſſen/ nahm ein Jeder ein beſonder Stuͤck von allen Geruͤchten/ und ein Stuͤck Brodt/ ja es ward auch etwas Wein an die Seite geſetzet/ und als der Wirth fragete/ was ſolches bedeuten ſol- te? Gaben ſie ihm zur Antwort/ das iſt fuͤr die einge- ſperrete Gefangene/ welche ſich noch nicht gegen euch verantwortet haben/ und dannoch zu Waſſer und Brodt verurtheilet ſind. Meynet ihr/ ihr wollet euer Wochen-Geld vollauf ziehen/ und die Leute mit Waſſer und Brodt hinhalten? Keiner Weges/ man moͤchte hiernaͤchſt mit uns auch alſo umſpringen/ die- ſes ſollen die Gefangenen eſſen. Der Wirth proteſti- rete ſehr hart wider Gewalt/ gieng abermahl zur Obrigkeit/ und erhielte die Confirmation der vorigen Sententz/ jedoch alſo/ daß die benannten 2. Muthwilli- gen nur auf 6. Tage alſo ſitzen ſolten. Und dafern die andern Gefangenen abermahl den Verurtheilten Speiſe zuzubringen erkuͤhnen wuͤrden/ ſolten ſie durch die Wacht darvon abgehalten werden. Wie ſie nun am Mittag uͤber der Mahlzeit erſchienen/ kam ein Diener von der Obrigkeit/ und brachte dieſen Außſpruch muͤndlich herfuͤr/ darauf ließ der Wirth die Wacht holen/ welche bey Tiſch ſtund/ und zuſahe/ ob die Eſſenden den Wirth auch weiter moleſtiren moͤchten. Der Corporal ſahe den Rittmeiſter/ mit welchem

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1032. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1054>, abgerufen am 14.11.2024.