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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
Wirth bey Troll nicht vermuthen/ sprang demnach
vom Tisch auf/ und wolte ihn bey den Haaren zur
Erden werffen/ aber dieser hatte zu dem Ende schon
einen kahlen Kopff gemacht/ dahero rungen sie mit
einander/ und theileten Schläge um Schläge auß.
Troll kam zwar unten zu ligen/ aber die Mit-Gefan-
genen sprungen herzu/ und wolten sie von einander
scheiden/ in welchem Tumult doch der Wirth die
meiste Schläge bekam/ daß er endlich wolgepläuet
darvon schied/ und sich zu rächen drohete/ dessen doch
die andern mit einander lacheten/ ohne einer/ der es
allwege mit dem Wirth hielte/ und demselben alles
anbrachte/ was die andern heimlich berathschlageten/
dieser war ein Kauffmann gewesen/ saß aber um
Schulden halben hier. Es kam auch deß jenigen Frau
bißweilen zu ihrem gefangenen Mann/ den ihre El-
tern dahin hatten setzen lassen; Diese/ als eine geile
Dame, kam nur/ um bey ihm zu schlaffen/ aber der
Wirth wolte ihr solches nimmer gestatten/ und wann
sie bey Abend-Zeiten in der grossen Stuben ziemlich
späth bey der Gesellschafft blieb/ kunte sie der Wirth
nicht herauß treiben/ wol wissend/ daß sie in Gegen-
wart der übrigen Gefangenen nichts Eheliches für-
nehmen könten. Solches klagte der Mann unserm
Troll/ und bathe ihn/ es dahin zu bringen/ daß er ohn-
vermercket eine halbe Viertel-Stunde bey seiner
Frauen allein bleiben könte. Troll sagte solches dem
Venereo, welcher ein Mittel an die Hand gab. Wie
nun die Frau einsmahls gegen Abend wieder kam/
hatte es der Wirth von dem einen Verräther schon
erfahren/ was man für Abrede genommen/ dannen-
hero hatte er einen Corporal mit 5. Männern von
der Wacht kommen lassen/ welche verhüten solten/
daß Mann und Frau nicht zusammen kämen. Vene-

reus
T t t 2

Romans II. Buch.
Wirth bey Troll nicht vermuthen/ ſprang demnach
vom Tiſch auf/ und wolte ihn bey den Haaren zur
Erden werffen/ aber dieſer hatte zu dem Ende ſchon
einen kahlen Kopff gemacht/ dahero rungen ſie mit
einander/ und theileten Schlaͤge um Schlaͤge auß.
Troll kam zwar unten zu ligen/ aber die Mit-Gefan-
genen ſprungen herzu/ und wolten ſie von einander
ſcheiden/ in welchem Tumult doch der Wirth die
meiſte Schlaͤge bekam/ daß er endlich wolgeplaͤuet
darvon ſchied/ und ſich zu raͤchen drohete/ deſſen doch
die andern mit einander lacheten/ ohne einer/ der es
allwege mit dem Wirth hielte/ und demſelben alles
anbrachte/ was die andern heimlich berathſchlageten/
dieſer war ein Kauffmann geweſen/ ſaß aber um
Schulden halben hier. Es kam auch deß jenigen Frau
bißweilen zu ihrem gefangenen Mann/ den ihre El-
tern dahin hatten ſetzen laſſen; Dieſe/ als eine geile
Dame, kam nur/ um bey ihm zu ſchlaffen/ aber der
Wirth wolte ihr ſolches nimmer geſtatten/ und wann
ſie bey Abend-Zeiten in der groſſen Stuben ziemlich
ſpaͤth bey der Geſellſchafft blieb/ kunte ſie der Wirth
nicht herauß treiben/ wol wiſſend/ daß ſie in Gegen-
wart der uͤbrigen Gefangenen nichts Eheliches fuͤr-
nehmen koͤnten. Solches klagte der Mann unſerm
Troll/ und bathe ihn/ es dahin zu bringen/ daß er ohn-
vermercket eine halbe Viertel-Stunde bey ſeiner
Frauen allein bleiben koͤnte. Troll ſagte ſolches dem
Venereo, welcher ein Mittel an die Hand gab. Wie
nun die Frau einsmahls gegen Abend wieder kam/
hatte es der Wirth von dem einen Verraͤther ſchon
erfahren/ was man fuͤr Abrede genommen/ dannen-
hero hatte er einen Corporal mit 5. Maͤnnern von
der Wacht kommen laſſen/ welche verhuͤten ſolten/
daß Mann und Frau nicht zuſammen kaͤmen. Vene-

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[1027/1049] Romans II. Buch. Wirth bey Troll nicht vermuthen/ ſprang demnach vom Tiſch auf/ und wolte ihn bey den Haaren zur Erden werffen/ aber dieſer hatte zu dem Ende ſchon einen kahlen Kopff gemacht/ dahero rungen ſie mit einander/ und theileten Schlaͤge um Schlaͤge auß. Troll kam zwar unten zu ligen/ aber die Mit-Gefan- genen ſprungen herzu/ und wolten ſie von einander ſcheiden/ in welchem Tumult doch der Wirth die meiſte Schlaͤge bekam/ daß er endlich wolgeplaͤuet darvon ſchied/ und ſich zu raͤchen drohete/ deſſen doch die andern mit einander lacheten/ ohne einer/ der es allwege mit dem Wirth hielte/ und demſelben alles anbrachte/ was die andern heimlich berathſchlageten/ dieſer war ein Kauffmann geweſen/ ſaß aber um Schulden halben hier. Es kam auch deß jenigen Frau bißweilen zu ihrem gefangenen Mann/ den ihre El- tern dahin hatten ſetzen laſſen; Dieſe/ als eine geile Dame, kam nur/ um bey ihm zu ſchlaffen/ aber der Wirth wolte ihr ſolches nimmer geſtatten/ und wann ſie bey Abend-Zeiten in der groſſen Stuben ziemlich ſpaͤth bey der Geſellſchafft blieb/ kunte ſie der Wirth nicht herauß treiben/ wol wiſſend/ daß ſie in Gegen- wart der uͤbrigen Gefangenen nichts Eheliches fuͤr- nehmen koͤnten. Solches klagte der Mann unſerm Troll/ und bathe ihn/ es dahin zu bringen/ daß er ohn- vermercket eine halbe Viertel-Stunde bey ſeiner Frauen allein bleiben koͤnte. Troll ſagte ſolches dem Venereo, welcher ein Mittel an die Hand gab. Wie nun die Frau einsmahls gegen Abend wieder kam/ hatte es der Wirth von dem einen Verraͤther ſchon erfahren/ was man fuͤr Abrede genommen/ dannen- hero hatte er einen Corporal mit 5. Maͤnnern von der Wacht kommen laſſen/ welche verhuͤten ſolten/ daß Mann und Frau nicht zuſammen kaͤmen. Vene- reus T t t 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1027. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1049>, abgerufen am 13.11.2024.