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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
es eine so schwere Flaschen mit Wein wäre/ sie solte
euch nicht zu schwer zu tragen ankommen? Cere-
bacchius
antwortete: Ja/ ich wolte sie alsdann im
Lauffen schon leichter machen/ aber dieses Eysen ist
meinem Magen all zu schwer zu verdauen. Als end-
lich die Reyhe an Trollen kam/ tratt er zu Condado,
und sagte: Herr/ ich wil den Schelmischen Juden
diese Bürde auch empfinden lassen/ und hiermit nahm
er das Eysen auf die Schulter/ und lieff schnell gnug
über den Marckt/ als er aber wieder zurück kam neben
den Juden/ glitschete er mit Fleiß zur Seiten auß/
und warff dem Buben das grosse Eysen recht auf
den Leib/ daß derselbe wie ein geschlagener Ochs dar-
nieder platzete/ und nicht allein einen Arm zerbrach/
sondern auf der Brust von dem Eysen auch sehr ge-
quetschet ward/ daß keine Hoffnung zu seiner Wie-
deraufkunfft war. Man brachte ihn zwar in ein
Hauß/ aber er starb/ da die andern noch auf dem
Marckt stunden/ und als Troll meynete/ dieses Un-
glück würde ihn sein Leben kosten/ da erfuhr man bald
das Gegentheil/ dann die 2. Türcken/ für welche der
Jud accordirte/ lobeten seine That/ und sagten ihm
zu/ daß sie ihn zwar kauffen/ aber hernach vor das hal-
be außgelegte Geld ihn wieder frey geben wolten/
weil er dem Juden vom Brodt geholffen/ sintemahl
sie demselben noch über 4000. Kronen schuldig/ wor-
vor sie nichts zu bezahlen gehalten würden/ wann sie
nur dem Beg allhier den vierdten Theil der Schuld
entrichteten; Dessen war unsere gantze gefangene Ge-
sellschafft wol zufrieden/ und von Hertzen darüber er-
freuet/ und darauf kaufften die Türcken alle Gefan-
gene/ deren etwa 13. waren. Vor Condado, Vene-
reum
und Cerebacchium gaben sie zusammen 500.
Kronen. Troll aber ward vor 200. Kronen allein er-

han-

Romans II. Buch.
es eine ſo ſchwere Flaſchen mit Wein waͤre/ ſie ſolte
euch nicht zu ſchwer zu tragen ankommen? Cere-
bacchius
antwortete: Ja/ ich wolte ſie alsdann im
Lauffen ſchon leichter machen/ aber dieſes Eyſen iſt
meinem Magen all zu ſchwer zu verdauen. Als end-
lich die Reyhe an Trollen kam/ tratt er zu Condado,
und ſagte: Herꝛ/ ich wil den Schelmiſchen Juden
dieſe Buͤrde auch empfinden laſſen/ und hiermit nahm
er das Eyſen auf die Schulter/ und lieff ſchnell gnug
uͤber den Marckt/ als er aber wieder zuruͤck kam neben
den Juden/ glitſchete er mit Fleiß zur Seiten auß/
und warff dem Buben das groſſe Eyſen recht auf
den Leib/ daß derſelbe wie ein geſchlagener Ochs dar-
nieder platzete/ und nicht allein einen Arm zerbrach/
ſondern auf der Bruſt von dem Eyſen auch ſehr ge-
quetſchet ward/ daß keine Hoffnung zu ſeiner Wie-
deraufkunfft war. Man brachte ihn zwar in ein
Hauß/ aber er ſtarb/ da die andern noch auf dem
Marckt ſtunden/ und als Troll meynete/ dieſes Un-
gluͤck wuͤrde ihn ſein Leben koſten/ da erfuhr man bald
das Gegentheil/ dann die 2. Tuͤrcken/ fuͤr welche der
Jud accordirte/ lobeten ſeine That/ und ſagten ihm
zu/ daß ſie ihn zwar kauffen/ aber hernach vor das hal-
be außgelegte Geld ihn wieder frey geben wolten/
weil er dem Juden vom Brodt geholffen/ ſintemahl
ſie demſelben noch uͤber 4000. Kronen ſchuldig/ wor-
vor ſie nichts zu bezahlen gehalten wuͤrden/ wann ſie
nur dem Beg allhier den vierdten Theil der Schuld
entrichteten; Deſſen war unſere gantze gefangene Ge-
ſellſchafft wol zufrieden/ und von Hertzen daruͤber er-
freuet/ und darauf kaufften die Tuͤrcken alle Gefan-
gene/ deren etwa 13. waren. Vor Condado, Vene-
reum
und Cerebacchium gaben ſie zuſammen 500.
Kronen. Troll aber ward vor 200. Kronen allein er-

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[1021/1043] Romans II. Buch. es eine ſo ſchwere Flaſchen mit Wein waͤre/ ſie ſolte euch nicht zu ſchwer zu tragen ankommen? Cere- bacchius antwortete: Ja/ ich wolte ſie alsdann im Lauffen ſchon leichter machen/ aber dieſes Eyſen iſt meinem Magen all zu ſchwer zu verdauen. Als end- lich die Reyhe an Trollen kam/ tratt er zu Condado, und ſagte: Herꝛ/ ich wil den Schelmiſchen Juden dieſe Buͤrde auch empfinden laſſen/ und hiermit nahm er das Eyſen auf die Schulter/ und lieff ſchnell gnug uͤber den Marckt/ als er aber wieder zuruͤck kam neben den Juden/ glitſchete er mit Fleiß zur Seiten auß/ und warff dem Buben das groſſe Eyſen recht auf den Leib/ daß derſelbe wie ein geſchlagener Ochs dar- nieder platzete/ und nicht allein einen Arm zerbrach/ ſondern auf der Bruſt von dem Eyſen auch ſehr ge- quetſchet ward/ daß keine Hoffnung zu ſeiner Wie- deraufkunfft war. Man brachte ihn zwar in ein Hauß/ aber er ſtarb/ da die andern noch auf dem Marckt ſtunden/ und als Troll meynete/ dieſes Un- gluͤck wuͤrde ihn ſein Leben koſten/ da erfuhr man bald das Gegentheil/ dann die 2. Tuͤrcken/ fuͤr welche der Jud accordirte/ lobeten ſeine That/ und ſagten ihm zu/ daß ſie ihn zwar kauffen/ aber hernach vor das hal- be außgelegte Geld ihn wieder frey geben wolten/ weil er dem Juden vom Brodt geholffen/ ſintemahl ſie demſelben noch uͤber 4000. Kronen ſchuldig/ wor- vor ſie nichts zu bezahlen gehalten wuͤrden/ wann ſie nur dem Beg allhier den vierdten Theil der Schuld entrichteten; Deſſen war unſere gantze gefangene Ge- ſellſchafft wol zufrieden/ und von Hertzen daruͤber er- freuet/ und darauf kaufften die Tuͤrcken alle Gefan- gene/ deren etwa 13. waren. Vor Condado, Vene- reum und Cerebacchium gaben ſie zuſammen 500. Kronen. Troll aber ward vor 200. Kronen allein er- han-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1021. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1043>, abgerufen am 23.11.2024.