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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
spotteten seiner/ und sagten: Wann er ihnen solches
vor dem Gefecht gezeiget/ so hätte er wol damit kön-
nen loßkommen/ aber weil er ihrer so viel nicht geach-
tet/ und es zum Streit hätte kommen lassen/ achteten
sie ihn nun für ihren Feind/ ob sie gleich sonsten mit
Franckreich in Frieden lebeten. Also muste sich der
Capitain in sein Unglück schicken/ alle und Jede auf
dem Schiff befindliche Menschen ohne Unterschied
wurden gefangen genommen/ da es dann den Con-
dado
und seine Leute zum andern mahl betraff. Die
2. Räuber theileten aber die Leute und übrige Beute
also/ daß zwar Condado, Troll und Venereus mit Ce-
rebacchio
bey einander blieben/ aber Cavina ward zu
anderer Gesellschafft gebracht/ und muste er mit vielen
Frantzosen auf der kleinern Gallee wegziehen. Der
vorige Corsar bohrete das fast gantz rett-lose Fran-
tzösische Schiff endlich in Grund/ und lieff mit seiner
Beute nach Tripoli in Syrien/ allwo er den Capi-
tain
frey erklärete/ aber die übrigen Frantzosen und
den Condado mit seinen Leuten/ botte er feil. Er
wäre wol schwerlich hieher gekommen/ wann er nicht
mit einem rechten Menschenkauffer/ der allhier wohn-
hafft/ und ein Jude war/ bekandt wäre gewesen. Die-
ser Jud hatte seine gewisse Türcken/ denen er Geld
vorstreckete/ Christliche Sclaven zu kauffen/ weil er
selber keine halten oder kauffen durffte/ er hielte es
aber mit den Türcken also/ daß er allemahl den grö-
sten Gewinn von dem Löse-Geld zog. Dieser Jud
kam mit seinen Türcken bald zum Marckte/ da die
Gefangene wie das Vieh in Ketten bey einander
stunden/ und besahe sie. Die Türcken musten han-
deln/ aber der Jud examinirte die Sclaven. Conda-
do
nennete sich einen Soldaten auß Lombardie, so
nach Dalmatien in Venenetianische Dienste mit sei-

nen

Romans II. Buch.
ſpotteten ſeiner/ und ſagten: Wann er ihnen ſolches
vor dem Gefecht gezeiget/ ſo haͤtte er wol damit koͤn-
nen loßkommen/ aber weil er ihrer ſo viel nicht geach-
tet/ und es zum Streit haͤtte kommen laſſen/ achteten
ſie ihn nun fuͤr ihren Feind/ ob ſie gleich ſonſten mit
Franckreich in Frieden lebeten. Alſo muſte ſich der
Capitain in ſein Ungluͤck ſchicken/ alle und Jede auf
dem Schiff befindliche Menſchen ohne Unterſchied
wurden gefangen genommen/ da es dann den Con-
dado
und ſeine Leute zum andern mahl betraff. Die
2. Raͤuber theileten aber die Leute und uͤbrige Beute
alſo/ daß zwar Condado, Troll und Venereus mit Ce-
rebacchio
bey einander blieben/ aber Cavina ward zu
anderer Geſellſchafft gebracht/ und muſte er mit vielen
Frantzoſen auf der kleinern Gallee wegziehen. Der
vorige Corſar bohrete das faſt gantz rett-loſe Fran-
tzoͤſiſche Schiff endlich in Grund/ und lieff mit ſeiner
Beute nach Tripoli in Syrien/ allwo er den Capi-
tain
frey erklaͤrete/ aber die uͤbrigen Frantzoſen und
den Condado mit ſeinen Leuten/ botte er feil. Er
waͤre wol ſchwerlich hieher gekommen/ wann er nicht
mit einem rechten Menſchenkauffer/ der allhier wohn-
hafft/ und ein Jude war/ bekandt waͤre geweſen. Die-
ſer Jud hatte ſeine gewiſſe Tuͤrcken/ denen er Geld
vorſtreckete/ Chriſtliche Sclaven zu kauffen/ weil er
ſelber keine halten oder kauffen durffte/ er hielte es
aber mit den Tuͤrcken alſo/ daß er allemahl den groͤ-
ſten Gewinn von dem Loͤſe-Geld zog. Dieſer Jud
kam mit ſeinen Tuͤrcken bald zum Marckte/ da die
Gefangene wie das Vieh in Ketten bey einander
ſtunden/ und beſahe ſie. Die Tuͤrcken muſten han-
deln/ aber der Jud examinirte die Sclaven. Conda-
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nennete ſich einen Soldaten auß Lombardie, ſo
nach Dalmatien in Venenetianiſche Dienſte mit ſei-

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[1019/1041] Romans II. Buch. ſpotteten ſeiner/ und ſagten: Wann er ihnen ſolches vor dem Gefecht gezeiget/ ſo haͤtte er wol damit koͤn- nen loßkommen/ aber weil er ihrer ſo viel nicht geach- tet/ und es zum Streit haͤtte kommen laſſen/ achteten ſie ihn nun fuͤr ihren Feind/ ob ſie gleich ſonſten mit Franckreich in Frieden lebeten. Alſo muſte ſich der Capitain in ſein Ungluͤck ſchicken/ alle und Jede auf dem Schiff befindliche Menſchen ohne Unterſchied wurden gefangen genommen/ da es dann den Con- dado und ſeine Leute zum andern mahl betraff. Die 2. Raͤuber theileten aber die Leute und uͤbrige Beute alſo/ daß zwar Condado, Troll und Venereus mit Ce- rebacchio bey einander blieben/ aber Cavina ward zu anderer Geſellſchafft gebracht/ und muſte er mit vielen Frantzoſen auf der kleinern Gallee wegziehen. Der vorige Corſar bohrete das faſt gantz rett-loſe Fran- tzoͤſiſche Schiff endlich in Grund/ und lieff mit ſeiner Beute nach Tripoli in Syrien/ allwo er den Capi- tain frey erklaͤrete/ aber die uͤbrigen Frantzoſen und den Condado mit ſeinen Leuten/ botte er feil. Er waͤre wol ſchwerlich hieher gekommen/ wann er nicht mit einem rechten Menſchenkauffer/ der allhier wohn- hafft/ und ein Jude war/ bekandt waͤre geweſen. Die- ſer Jud hatte ſeine gewiſſe Tuͤrcken/ denen er Geld vorſtreckete/ Chriſtliche Sclaven zu kauffen/ weil er ſelber keine halten oder kauffen durffte/ er hielte es aber mit den Tuͤrcken alſo/ daß er allemahl den groͤ- ſten Gewinn von dem Loͤſe-Geld zog. Dieſer Jud kam mit ſeinen Tuͤrcken bald zum Marckte/ da die Gefangene wie das Vieh in Ketten bey einander ſtunden/ und beſahe ſie. Die Tuͤrcken muſten han- deln/ aber der Jud examinirte die Sclaven. Conda- do nennete ſich einen Soldaten auß Lombardie, ſo nach Dalmatien in Venenetianiſche Dienſte mit ſei- nen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1019. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1041>, abgerufen am 23.11.2024.