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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
ihre Tochter zu lösen willens gewesen/ zu deß Scipio-
nis
Füssen/ mit demüthiger Bitte/ er möchte diese
Verehrung/ weil er ihnen ihre Tochter umsonst loß-
gebe/ als ein Zeichen ihrer Danckbarkeit/ nicht ver-
schmähen. Scipio aber/ der weder seiner Höflichkeit/
noch großmüthigen Mildigkeit durch solches Praesent
den Glantz vermindert wissen wolte/ brauchte solches
Geld zur Erhöhung seiner Leutseeligkeit/ versetzte eine
Gnade mit der andern/ befahl/ der Bräutigam solte
alles Gold mit einander hinnehmen/ und ihm solches
von seinetwegen geschencket seyn/ über den Braut-
Schatz/ den ihm der Braut Eltern geben würden.
Was soll man doch an diesem Helden am meisten
loben? Daß er so rühmlich das Gold und den Geitz/
oder die Augen-Lust überwunden; Beydes ist was
Fürtreffliches/ und ein Grosses von einem Kriegs-
Mann/ noch grösser von einem Heyden/ das Grösse-
ste von einem Feinde. Durch solche Preiß-würdige
Mässigkeit/ hohe Leutseeligkeit und Gnade/ hat er
vielmehr gewonnen/ weder solche ihm gepraesentirte
Beute außtrug. Dann mit diesem seydenen Faden
zog er einen grossen Theil von Spanien/ ohne
Schwerdt-Streich/ in Römischen Gewalt/ und zur
Gunst gegen seiner Person/ sintemahl die Land-
Herren gleichsam die Wette lieffen/ einer solchen
Tugend zu huldigen/ die nicht allein durch Tapffer-
keit/ sondern auch keusche Freundlichkeit den Lorbeer-
Krantz verdienete.

So wenig als ein schwartzer Mohr einem weissen
Menschen in der Farbe gleich siehet/ so wenig hat
auch der Mauritanische König Abderamines von
solcher Keuschheit etwas an sich gehabt. Man hatte
diesem Barbarischen König nach der Niederlag/ so
die Christen bey Juncaria, unter dem König Ordonio

empfan-

Deß Academiſchen
ihre Tochter zu loͤſen willens geweſen/ zu deß Scipio-
nis
Fuͤſſen/ mit demuͤthiger Bitte/ er moͤchte dieſe
Verehrung/ weil er ihnen ihre Tochter umſonſt loß-
gebe/ als ein Zeichen ihrer Danckbarkeit/ nicht ver-
ſchmaͤhen. Scipio aber/ der weder ſeiner Hoͤflichkeit/
noch großmuͤthigen Mildigkeit durch ſolches Præſent
den Glantz vermindert wiſſen wolte/ brauchte ſolches
Geld zur Erhoͤhung ſeiner Leutſeeligkeit/ verſetzte eine
Gnade mit der andern/ befahl/ der Braͤutigam ſolte
alles Gold mit einander hinnehmen/ und ihm ſolches
von ſeinetwegen geſchencket ſeyn/ uͤber den Braut-
Schatz/ den ihm der Braut Eltern geben wuͤrden.
Was ſoll man doch an dieſem Helden am meiſten
loben? Daß er ſo ruͤhmlich das Gold und den Geitz/
oder die Augen-Luſt uͤberwunden; Beydes iſt was
Fuͤrtreffliches/ und ein Groſſes von einem Kriegs-
Mann/ noch groͤſſer von einem Heyden/ das Groͤſſe-
ſte von einem Feinde. Durch ſolche Preiß-wuͤrdige
Maͤſſigkeit/ hohe Leutſeeligkeit und Gnade/ hat er
vielmehr gewonnen/ weder ſolche ihm gepræſentirte
Beute außtrug. Dann mit dieſem ſeydenen Faden
zog er einen groſſen Theil von Spanien/ ohne
Schwerdt-Streich/ in Roͤmiſchen Gewalt/ und zur
Gunſt gegen ſeiner Perſon/ ſintemahl die Land-
Herren gleichſam die Wette lieffen/ einer ſolchen
Tugend zu huldigen/ die nicht allein durch Tapffer-
keit/ ſondern auch keuſche Freundlichkeit den Lorbeer-
Krantz verdienete.

So wenig als ein ſchwartzer Mohr einem weiſſen
Menſchen in der Farbe gleich ſiehet/ ſo wenig hat
auch der Mauritaniſche Koͤnig Abderamines von
ſolcher Keuſchheit etwas an ſich gehabt. Man hatte
dieſem Barbariſchen Koͤnig nach der Niederlag/ ſo
die Chriſten bey Juncaria, unter dem Koͤnig Ordonio

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[1008/1030] Deß Academiſchen ihre Tochter zu loͤſen willens geweſen/ zu deß Scipio- nis Fuͤſſen/ mit demuͤthiger Bitte/ er moͤchte dieſe Verehrung/ weil er ihnen ihre Tochter umſonſt loß- gebe/ als ein Zeichen ihrer Danckbarkeit/ nicht ver- ſchmaͤhen. Scipio aber/ der weder ſeiner Hoͤflichkeit/ noch großmuͤthigen Mildigkeit durch ſolches Præſent den Glantz vermindert wiſſen wolte/ brauchte ſolches Geld zur Erhoͤhung ſeiner Leutſeeligkeit/ verſetzte eine Gnade mit der andern/ befahl/ der Braͤutigam ſolte alles Gold mit einander hinnehmen/ und ihm ſolches von ſeinetwegen geſchencket ſeyn/ uͤber den Braut- Schatz/ den ihm der Braut Eltern geben wuͤrden. Was ſoll man doch an dieſem Helden am meiſten loben? Daß er ſo ruͤhmlich das Gold und den Geitz/ oder die Augen-Luſt uͤberwunden; Beydes iſt was Fuͤrtreffliches/ und ein Groſſes von einem Kriegs- Mann/ noch groͤſſer von einem Heyden/ das Groͤſſe- ſte von einem Feinde. Durch ſolche Preiß-wuͤrdige Maͤſſigkeit/ hohe Leutſeeligkeit und Gnade/ hat er vielmehr gewonnen/ weder ſolche ihm gepræſentirte Beute außtrug. Dann mit dieſem ſeydenen Faden zog er einen groſſen Theil von Spanien/ ohne Schwerdt-Streich/ in Roͤmiſchen Gewalt/ und zur Gunſt gegen ſeiner Perſon/ ſintemahl die Land- Herren gleichſam die Wette lieffen/ einer ſolchen Tugend zu huldigen/ die nicht allein durch Tapffer- keit/ ſondern auch keuſche Freundlichkeit den Lorbeer- Krantz verdienete. So wenig als ein ſchwartzer Mohr einem weiſſen Menſchen in der Farbe gleich ſiehet/ ſo wenig hat auch der Mauritaniſche Koͤnig Abderamines von ſolcher Keuſchheit etwas an ſich gehabt. Man hatte dieſem Barbariſchen Koͤnig nach der Niederlag/ ſo die Chriſten bey Juncaria, unter dem Koͤnig Ordonio empfan-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1030>, abgerufen am 23.11.2024.