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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
durfften/ also lobete er den Klingenfeld/ und offerirte
ihm seine eigene Rüst-Kammer/ um sich nach seinem
Belieben mit Gewöhr darauß zu versehen. Er nahm
aber jetzo seinen Abtritt/ und sagte/ daß er bald wie-
der kommen wolte. Wie er wieder zum Jubilier kam/
ließ er den Frey-Brieff von demselben und dem Cor-
saren unterschreiben/ und nachdem man ihnen das
bedungene Geld außgezahlet/ da sprach Klingenfeld
zum Corsaren: Mein Herr/ verziehet nur noch ein
klein wenig allhier/ biß ich wieder komme/ dann ich
habe euch noch etwas zu sagen.

Gleichwie nun der Corsar sich keines Argen ver-
sahe/ also verzog er bey dem Jubilierer/ mit welchem
und dem Hagemann er einen guten Trunck Sarbet
zu sich nahm. Klingenfeld gieng unterdessen zum
Bassa/ wählete einen starcken Schild und einen gu-
ten Säbel/ und als es unter den Türcken ruchbar
ward/ daß er den Corsaren zum Kampff außfordern
wolte/ da küsseten sie ihm die Hand/ und preiseten sein
löbliches Vorhaben/ ersucheten ihn darneben/ sich
wol zu halten/ und deß Aga Tod zu rächen/ welcher
seiner in seiner Kranckheit so fleissig hätte gepfleget.
Klingenfeld versprach sein Bestes zu thun. Und also
kam er zum Corsar/ und sprach: Hör du Tyrannischer
Hund/ ich bin nun wieder ein freyer Mann/ und dem
Stande nach um ein ziemliches besser/ als du/ ich
erinnere mich aber deß Barbarischen Tractaments/
das du mich auf deinem Schiff hast fühlen lassen/
und hast du nun das Hertz gehabt/ den Aga zum
Kampff außzufordern/ so solt du wissen/ daß ich dir
den Kampff auf Leib und Leben hiermit auch wil an-
gedeutet haben/ um Revenge an dir zu erlangen/ we-
gen deiner Boßheit/ die du an mir hast erwiesen. Der
Corsar/ so ein frecher Mann/ sahe ihn an/ und lachete/

sprach

Deß Academiſchen
durfften/ alſo lobete er den Klingenfeld/ und offerirte
ihm ſeine eigene Ruͤſt-Kammer/ um ſich nach ſeinem
Belieben mit Gewoͤhr darauß zu verſehen. Er nahm
aber jetzo ſeinen Abtritt/ und ſagte/ daß er bald wie-
der kommen wolte. Wie er wieder zum Jubilier kam/
ließ er den Frey-Brieff von demſelben und dem Cor-
ſaren unterſchreiben/ und nachdem man ihnen das
bedungene Geld außgezahlet/ da ſprach Klingenfeld
zum Corſaren: Mein Herꝛ/ verziehet nur noch ein
klein wenig allhier/ biß ich wieder komme/ dann ich
habe euch noch etwas zu ſagen.

Gleichwie nun der Corſar ſich keines Argen ver-
ſahe/ alſo verzog er bey dem Jubilierer/ mit welchem
und dem Hagemann er einen guten Trunck Sarbet
zu ſich nahm. Klingenfeld gieng unterdeſſen zum
Baſſa/ waͤhlete einen ſtarcken Schild und einen gu-
ten Saͤbel/ und als es unter den Tuͤrcken ruchbar
ward/ daß er den Corſaren zum Kampff außfordern
wolte/ da kuͤſſeten ſie ihm die Hand/ und preiſeten ſein
loͤbliches Vorhaben/ erſucheten ihn darneben/ ſich
wol zu halten/ und deß Aga Tod zu raͤchen/ welcher
ſeiner in ſeiner Kranckheit ſo fleiſſig haͤtte gepfleget.
Klingenfeld verſprach ſein Beſtes zu thun. Und alſo
kam er zum Corſar/ und ſprach: Hoͤr du Tyranniſcher
Hund/ ich bin nun wieder ein freyer Mann/ und dem
Stande nach um ein ziemliches beſſer/ als du/ ich
erinnere mich aber deß Barbariſchen Tractaments/
das du mich auf deinem Schiff haſt fuͤhlen laſſen/
und haſt du nun das Hertz gehabt/ den Aga zum
Kampff außzufordern/ ſo ſolt du wiſſen/ daß ich dir
den Kampff auf Leib und Leben hiermit auch wil an-
gedeutet haben/ um Revenge an dir zu erlangen/ we-
gen deiner Boßheit/ die du an mir haſt erwieſen. Der
Corſar/ ſo ein frecher Mann/ ſahe ihn an/ und lachete/

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[1002/1024] Deß Academiſchen durfften/ alſo lobete er den Klingenfeld/ und offerirte ihm ſeine eigene Ruͤſt-Kammer/ um ſich nach ſeinem Belieben mit Gewoͤhr darauß zu verſehen. Er nahm aber jetzo ſeinen Abtritt/ und ſagte/ daß er bald wie- der kommen wolte. Wie er wieder zum Jubilier kam/ ließ er den Frey-Brieff von demſelben und dem Cor- ſaren unterſchreiben/ und nachdem man ihnen das bedungene Geld außgezahlet/ da ſprach Klingenfeld zum Corſaren: Mein Herꝛ/ verziehet nur noch ein klein wenig allhier/ biß ich wieder komme/ dann ich habe euch noch etwas zu ſagen. Gleichwie nun der Corſar ſich keines Argen ver- ſahe/ alſo verzog er bey dem Jubilierer/ mit welchem und dem Hagemann er einen guten Trunck Sarbet zu ſich nahm. Klingenfeld gieng unterdeſſen zum Baſſa/ waͤhlete einen ſtarcken Schild und einen gu- ten Saͤbel/ und als es unter den Tuͤrcken ruchbar ward/ daß er den Corſaren zum Kampff außfordern wolte/ da kuͤſſeten ſie ihm die Hand/ und preiſeten ſein loͤbliches Vorhaben/ erſucheten ihn darneben/ ſich wol zu halten/ und deß Aga Tod zu raͤchen/ welcher ſeiner in ſeiner Kranckheit ſo fleiſſig haͤtte gepfleget. Klingenfeld verſprach ſein Beſtes zu thun. Und alſo kam er zum Corſar/ und ſprach: Hoͤr du Tyranniſcher Hund/ ich bin nun wieder ein freyer Mann/ und dem Stande nach um ein ziemliches beſſer/ als du/ ich erinnere mich aber deß Barbariſchen Tractaments/ das du mich auf deinem Schiff haſt fuͤhlen laſſen/ und haſt du nun das Hertz gehabt/ den Aga zum Kampff außzufordern/ ſo ſolt du wiſſen/ daß ich dir den Kampff auf Leib und Leben hiermit auch wil an- gedeutet haben/ um Revenge an dir zu erlangen/ we- gen deiner Boßheit/ die du an mir haſt erwieſen. Der Corſar/ ſo ein frecher Mann/ ſahe ihn an/ und lachete/ ſprach

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1002. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1024>, abgerufen am 22.07.2024.