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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
mann die Augen auf einmahl geöffnet/ daß er seinem
Freund um den Halß fiel/ und ihn hertzlich küssete:
Ach wer hat euch in dieses Selaven-Kleid gestecket?
sprach er darbey/ saget/ womit ich euch helffen kan/
ich wil alles herbey schaffen/ was in meinem Vermö-
gen ist. Klingenfeld nahm ihn bey der Hand/ und
führete ihn zu einem Jtaliäner/ welcher die Occiden-
tali
schen Christen zu beherbergen pflegete/ und hie-
selbst erzehlete er ihm sein Unglück/ und wie es seiner
übrigen Gesellschafft ergangen; Wir sind beyde
Teutschen/ sprach er endlich/ und unser Vatterland
ist nicht weit von einander abgesondert/ thut mir
demnach in meiner Noth den grossen Gefallen/ und
strecket mir 400. Kronen für/ damit ich meine Frey-
heit/ welche jetzo feil ist/ darfür einlösen/ und noch ei-
nen Zehr-Pfenning über behalte/ um den Condado
und unsere übrige Gesellschafft in Syrien aufzu-
suchen/ allwo sie gleicher Gestalt in Sclaverey ge-
bracht sind. Hagemann sprach: Jch dancke dem
Himmel/ daß ich Gelegenheit finde/ euch/ mein wah-
rer Freund/ die jenige Wohlthat/ welche ihr mir bey
Mantua erwiesen/ da ihr mich auß der Mörder Hän-
den errettetet/ anjetzo wieder zu ersetzen/ gehet hin zu
eurem Herrn/ und nehmet die völlige Abrede/ wegen
eures Lösegelds mit ihm/ und kommet alsdann/ so
wil ich euch geben/ so viel ihr verlanget/ dann mein
gantzes Vermögen stehet zu euren Diensten. Nicht
also/ replicirte Klingenfeld/ ich begehre das Geld
nicht umsonst/ sondern es soll euch/ oder den eurigen
in Teutschland mit einem gebührlichen Uberschuß
wieder gut gethan werden/ weßfalls ihr alsobald eine
Obligation aufsetzen könnet. Als aber Hagemann
betheuerte/ daß er das Geld nicht wieder verlangete/
sondern ihm solches wolle geschencket wissen/ da küs-

seten

Deß Academiſchen
mann die Augen auf einmahl geoͤffnet/ daß er ſeinem
Freund um den Halß fiel/ und ihn hertzlich kuͤſſete:
Ach wer hat euch in dieſes Selaven-Kleid geſtecket?
ſprach er darbey/ ſaget/ womit ich euch helffen kan/
ich wil alles herbey ſchaffen/ was in meinem Vermoͤ-
gen iſt. Klingenfeld nahm ihn bey der Hand/ und
fuͤhrete ihn zu einem Jtaliaͤner/ welcher die Occiden-
tali
ſchen Chriſten zu beherbergen pflegete/ und hie-
ſelbſt erzehlete er ihm ſein Ungluͤck/ und wie es ſeiner
uͤbrigen Geſellſchafft ergangen; Wir ſind beyde
Teutſchen/ ſprach er endlich/ und unſer Vatterland
iſt nicht weit von einander abgeſondert/ thut mir
demnach in meiner Noth den groſſen Gefallen/ und
ſtrecket mir 400. Kronen fuͤr/ damit ich meine Frey-
heit/ welche jetzo feil iſt/ darfuͤr einloͤſen/ und noch ei-
nen Zehr-Pfenning uͤber behalte/ um den Condado
und unſere uͤbrige Geſellſchafft in Syrien aufzu-
ſuchen/ allwo ſie gleicher Geſtalt in Sclaverey ge-
bracht ſind. Hagemann ſprach: Jch dancke dem
Himmel/ daß ich Gelegenheit finde/ euch/ mein wah-
rer Freund/ die jenige Wohlthat/ welche ihr mir bey
Mantua erwieſen/ da ihr mich auß der Moͤrder Haͤn-
den errettetet/ anjetzo wieder zu erſetzen/ gehet hin zu
eurem Herꝛn/ und nehmet die voͤllige Abrede/ wegen
eures Loͤſegelds mit ihm/ und kommet alsdann/ ſo
wil ich euch geben/ ſo viel ihr verlanget/ dann mein
gantzes Vermoͤgen ſtehet zu euren Dienſten. Nicht
alſo/ replicirte Klingenfeld/ ich begehre das Geld
nicht umſonſt/ ſondern es ſoll euch/ oder den eurigen
in Teutſchland mit einem gebuͤhrlichen Uberſchuß
wieder gut gethan werden/ weßfalls ihr alſobald eine
Obligation aufſetzen koͤnnet. Als aber Hagemann
betheuerte/ daß er das Geld nicht wieder verlangete/
ſondern ihm ſolches wolle geſchencket wiſſen/ da kuͤſ-

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[1000/1022] Deß Academiſchen mann die Augen auf einmahl geoͤffnet/ daß er ſeinem Freund um den Halß fiel/ und ihn hertzlich kuͤſſete: Ach wer hat euch in dieſes Selaven-Kleid geſtecket? ſprach er darbey/ ſaget/ womit ich euch helffen kan/ ich wil alles herbey ſchaffen/ was in meinem Vermoͤ- gen iſt. Klingenfeld nahm ihn bey der Hand/ und fuͤhrete ihn zu einem Jtaliaͤner/ welcher die Occiden- taliſchen Chriſten zu beherbergen pflegete/ und hie- ſelbſt erzehlete er ihm ſein Ungluͤck/ und wie es ſeiner uͤbrigen Geſellſchafft ergangen; Wir ſind beyde Teutſchen/ ſprach er endlich/ und unſer Vatterland iſt nicht weit von einander abgeſondert/ thut mir demnach in meiner Noth den groſſen Gefallen/ und ſtrecket mir 400. Kronen fuͤr/ damit ich meine Frey- heit/ welche jetzo feil iſt/ darfuͤr einloͤſen/ und noch ei- nen Zehr-Pfenning uͤber behalte/ um den Condado und unſere uͤbrige Geſellſchafft in Syrien aufzu- ſuchen/ allwo ſie gleicher Geſtalt in Sclaverey ge- bracht ſind. Hagemann ſprach: Jch dancke dem Himmel/ daß ich Gelegenheit finde/ euch/ mein wah- rer Freund/ die jenige Wohlthat/ welche ihr mir bey Mantua erwieſen/ da ihr mich auß der Moͤrder Haͤn- den errettetet/ anjetzo wieder zu erſetzen/ gehet hin zu eurem Herꝛn/ und nehmet die voͤllige Abrede/ wegen eures Loͤſegelds mit ihm/ und kommet alsdann/ ſo wil ich euch geben/ ſo viel ihr verlanget/ dann mein gantzes Vermoͤgen ſtehet zu euren Dienſten. Nicht alſo/ replicirte Klingenfeld/ ich begehre das Geld nicht umſonſt/ ſondern es ſoll euch/ oder den eurigen in Teutſchland mit einem gebuͤhrlichen Uberſchuß wieder gut gethan werden/ weßfalls ihr alſobald eine Obligation aufſetzen koͤnnet. Als aber Hagemann betheuerte/ daß er das Geld nicht wieder verlangete/ ſondern ihm ſolches wolle geſchencket wiſſen/ da kuͤſ- ſeten

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1000. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1022>, abgerufen am 23.11.2024.