Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorsprach.
mittelten Eltern herkommen/ dem Frauenzimmer nach-
gehen/ theils im Fressen und Sauffen sich wühlen/ theils
auf den Kleider-Pracht und Stutzen sich legen/ andere
balgen und schlagen sich/ in Meynung/ eine sonderbare
Ehre dardurch zu erwerben/ und was dergleichen Ex-
cess
en auf Academien mehr sind/ daß also schier nur die/
welche armer Herkunfft/ und sich anders keines Aufent-
halts zu getrösten haben/ auß Noth gezwungen auf gu-
te Wissenschafften legen/ welche demnach endlich für
den auß der Art geschlagenen Kindern der reichen und
fürnehmen Männer herfür gesuchet/ und zu hohen Eh-
ren befördert werden. Günstiger Leser/ du wirst aller-
hand Exempla in diesem Academischen Roman finden/
und glaube ich/ es sey nichts außgelassen/ was einiger
Massen darzu mag erfordert werden. Cavina zeiget an
seiner Person ein fleissiges Musen-Kind/ Cerebacchius
einen Debouchanten im Fressen und Sauffen/ Vene-
reus
einen Courtisan, und Klingenfeld einen Balger/
Troll aber einen halb-Gelehrten/ der immerdar ein
Hümpler und Stümpler bleibet/ diese Personen/ damit
sie ihre Rolle wol spielen/ räysen in Gesellschafft eines
fürnehmen und reichen Jtaliänischen Printzen/ der sie
allenthalben defrayrt/ biß sie verschiedene Academien
besuchet/ und das Studenten-Leben rechtschaffen prae-
senti
ret haben. Man soll aber nicht gedencken/ daß ich
mich gekitzelt/ mit den Händeln derer/ die das Academi-
sche Leben und Zeit mißbrauchet; Nein/ ich habe solche
Vögel nur abgemahlet/ damit man sie an ihren Federn
kenne/ und sich ihrer zu entschlagen hingegen dem Je-
nigen zu folgen wisse/ was als rühmlich und zur Lehre
ist vorgestellet worden. Lebe wol/ Vielgeneigter Leser/
und nimm das/ was dir anstehet/ und nutzlich ist/ auß
diesem Buch/ das übrige aber laß dir zur Warnung
dienen/ damit Du und die Deinen dich darnach
zu richten haben mögest.


Deß

Vorſprach.
mittelten Eltern herkommen/ dem Frauenzim̃er nach-
gehen/ theils im Freſſen und Sauffen ſich wuͤhlen/ theils
auf den Kleider-Pracht und Stutzen ſich legen/ andere
balgen und ſchlagen ſich/ in Meynung/ eine ſonderbare
Ehre dardurch zu erwerben/ und was dergleichen Ex-
ceſſ
en auf Academien mehr ſind/ daß alſo ſchier nur die/
welche armer Herkunfft/ und ſich anders keines Aufent-
halts zu getroͤſten haben/ auß Noth gezwungen auf gu-
te Wiſſenſchafften legen/ welche demnach endlich fuͤr
den auß der Art geſchlagenen Kindern der reichen und
fuͤrnehmen Maͤnner herfuͤr geſuchet/ und zu hohen Eh-
ren befoͤrdert werden. Guͤnſtiger Leſer/ du wirſt aller-
hand Exempla in dieſem Academiſchen Roman finden/
und glaube ich/ es ſey nichts außgelaſſen/ was einiger
Maſſen darzu mag erfordert werden. Cavina zeiget an
ſeiner Perſon ein fleiſſiges Muſen-Kind/ Cerebacchius
einen Debouchanten im Freſſen und Sauffen/ Vene-
reus
einen Courtiſan, und Klingenfeld einen Balger/
Troll aber einen halb-Gelehrten/ der immerdar ein
Huͤmpler und Stuͤmpler bleibet/ dieſe Perſonen/ damit
ſie ihre Rolle wol ſpielen/ raͤyſen in Geſellſchafft eines
fuͤrnehmen und reichen Jtaliaͤniſchen Printzen/ der ſie
allenthalben defrayrt/ biß ſie verſchiedene Academien
beſuchet/ und das Studenten-Leben rechtſchaffen præ-
ſenti
ret haben. Man ſoll aber nicht gedencken/ daß ich
mich gekitzelt/ mit den Haͤndeln derer/ die das Academi-
ſche Leben und Zeit mißbrauchet; Nein/ ich habe ſolche
Voͤgel nur abgemahlet/ damit man ſie an ihren Federn
kenne/ und ſich ihrer zu entſchlagen hingegen dem Je-
nigen zu folgen wiſſe/ was als ruͤhmlich und zur Lehre
iſt vorgeſtellet worden. Lebe wol/ Vielgeneigter Leſer/
und nimm das/ was dir anſtehet/ und nutzlich iſt/ auß
dieſem Buch/ das uͤbrige aber laß dir zur Warnung
dienen/ damit Du und die Deinen dich darnach
zu richten haben moͤgeſt.


Deß
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0010"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vor&#x017F;prach.</hi></fw><lb/>
mittelten Eltern herkommen/ dem Frauenzim&#x0303;er nach-<lb/>
gehen/ theils im Fre&#x017F;&#x017F;en und Sauffen &#x017F;ich wu&#x0364;hlen/ theils<lb/>
auf den Kleider-Pracht und Stutzen &#x017F;ich legen/ andere<lb/>
balgen und &#x017F;chlagen &#x017F;ich/ in Meynung/ eine &#x017F;onderbare<lb/>
Ehre dardurch zu erwerben/ und was dergleichen <hi rendition="#aq">Ex-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;</hi>en auf <hi rendition="#aq">Academi</hi>en mehr &#x017F;ind/ daß al&#x017F;o &#x017F;chier nur die/<lb/>
welche armer Herkunfft/ und &#x017F;ich anders keines Aufent-<lb/>
halts zu getro&#x0364;&#x017F;ten haben/ auß Noth gezwungen auf gu-<lb/>
te Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften legen/ welche demnach endlich fu&#x0364;r<lb/>
den auß der Art ge&#x017F;chlagenen Kindern der reichen und<lb/>
fu&#x0364;rnehmen Ma&#x0364;nner herfu&#x0364;r ge&#x017F;uchet/ und zu hohen Eh-<lb/>
ren befo&#x0364;rdert werden. Gu&#x0364;n&#x017F;tiger Le&#x017F;er/ du wir&#x017F;t aller-<lb/>
hand <hi rendition="#aq">Exempla</hi> in die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Roman</hi> finden/<lb/>
und glaube ich/ es &#x017F;ey nichts außgela&#x017F;&#x017F;en/ was einiger<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en darzu mag erfordert werden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cavina</hi></hi> zeiget an<lb/>
&#x017F;einer Per&#x017F;on ein flei&#x017F;&#x017F;iges <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;</hi>en-Kind/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cerebacchius</hi></hi><lb/>
einen <hi rendition="#aq">Debouchant</hi>en im Fre&#x017F;&#x017F;en und Sauffen/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vene-<lb/>
reus</hi></hi> einen <hi rendition="#aq">Courti&#x017F;an,</hi> und <hi rendition="#fr">Klingenfeld</hi> einen Balger/<lb/><hi rendition="#fr">Troll</hi> aber einen halb-Gelehrten/ der immerdar ein<lb/>
Hu&#x0364;mpler und Stu&#x0364;mpler bleibet/ die&#x017F;e Per&#x017F;onen/ damit<lb/>
&#x017F;ie ihre Rolle wol &#x017F;pielen/ ra&#x0364;y&#x017F;en in Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft eines<lb/>
fu&#x0364;rnehmen und reichen Jtalia&#x0364;ni&#x017F;chen Printzen/ der &#x017F;ie<lb/>
allenthalben <hi rendition="#aq">defray</hi>rt/ biß &#x017F;ie ver&#x017F;chiedene <hi rendition="#aq">Academi</hi>en<lb/>
be&#x017F;uchet/ und das Studenten-Leben recht&#x017F;chaffen <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
&#x017F;enti</hi>ret haben. Man &#x017F;oll aber nicht gedencken/ daß ich<lb/>
mich gekitzelt/ mit den Ha&#x0364;ndeln derer/ die das <hi rendition="#aq">Academi-</hi><lb/>
&#x017F;che Leben und Zeit mißbrauchet; Nein/ ich habe &#x017F;olche<lb/>
Vo&#x0364;gel nur abgemahlet/ damit man &#x017F;ie an ihren Federn<lb/>
kenne/ und &#x017F;ich ihrer zu ent&#x017F;chlagen hingegen dem Je-<lb/>
nigen zu folgen wi&#x017F;&#x017F;e/ was als ru&#x0364;hmlich und zur Lehre<lb/>
i&#x017F;t vorge&#x017F;tellet worden. Lebe wol/ Vielgeneigter Le&#x017F;er/<lb/>
und nimm das/ was dir an&#x017F;tehet/ und nutzlich i&#x017F;t/ auß<lb/>
die&#x017F;em Buch/ das u&#x0364;brige aber laß dir zur Warnung<lb/>
dienen/ damit Du und die Deinen dich darnach<lb/>
zu richten haben mo&#x0364;ge&#x017F;t.</p>
      </div>
    </front>
    <body><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Deß</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0010] Vorſprach. mittelten Eltern herkommen/ dem Frauenzim̃er nach- gehen/ theils im Freſſen und Sauffen ſich wuͤhlen/ theils auf den Kleider-Pracht und Stutzen ſich legen/ andere balgen und ſchlagen ſich/ in Meynung/ eine ſonderbare Ehre dardurch zu erwerben/ und was dergleichen Ex- ceſſen auf Academien mehr ſind/ daß alſo ſchier nur die/ welche armer Herkunfft/ und ſich anders keines Aufent- halts zu getroͤſten haben/ auß Noth gezwungen auf gu- te Wiſſenſchafften legen/ welche demnach endlich fuͤr den auß der Art geſchlagenen Kindern der reichen und fuͤrnehmen Maͤnner herfuͤr geſuchet/ und zu hohen Eh- ren befoͤrdert werden. Guͤnſtiger Leſer/ du wirſt aller- hand Exempla in dieſem Academiſchen Roman finden/ und glaube ich/ es ſey nichts außgelaſſen/ was einiger Maſſen darzu mag erfordert werden. Cavina zeiget an ſeiner Perſon ein fleiſſiges Muſen-Kind/ Cerebacchius einen Debouchanten im Freſſen und Sauffen/ Vene- reus einen Courtiſan, und Klingenfeld einen Balger/ Troll aber einen halb-Gelehrten/ der immerdar ein Huͤmpler und Stuͤmpler bleibet/ dieſe Perſonen/ damit ſie ihre Rolle wol ſpielen/ raͤyſen in Geſellſchafft eines fuͤrnehmen und reichen Jtaliaͤniſchen Printzen/ der ſie allenthalben defrayrt/ biß ſie verſchiedene Academien beſuchet/ und das Studenten-Leben rechtſchaffen præ- ſentiret haben. Man ſoll aber nicht gedencken/ daß ich mich gekitzelt/ mit den Haͤndeln derer/ die das Academi- ſche Leben und Zeit mißbrauchet; Nein/ ich habe ſolche Voͤgel nur abgemahlet/ damit man ſie an ihren Federn kenne/ und ſich ihrer zu entſchlagen hingegen dem Je- nigen zu folgen wiſſe/ was als ruͤhmlich und zur Lehre iſt vorgeſtellet worden. Lebe wol/ Vielgeneigter Leſer/ und nimm das/ was dir anſtehet/ und nutzlich iſt/ auß dieſem Buch/ das uͤbrige aber laß dir zur Warnung dienen/ damit Du und die Deinen dich darnach zu richten haben moͤgeſt. Deß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/10
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/10>, abgerufen am 24.11.2024.