Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite



etwas von GOtt zu gedencken; als daß wir die
Würcklichkeiten/ so in uns Grentzen haben/ in ihm
ohne Grentzen uns vorstellen. Unterdessen wird
damit nicht gesagt/ wie es denn auch keineswe-
ges folget/ daß nicht noch mehrere Vollkommen-
heiten/ als davon wir die Fußstapffen in uns selbst
finden/ in GOtt seyn können. Niemand weiß/
was in GOtt ist/ ohne der Geist GOttes. 1 Cor.
II.
11. GOtt hat uns etliche in seinem Wort
geoffenbahret/ dahin wir die ewige Zeugung des
Sohnes aus dem Wesen seines Vaters rechnen
können.

III.
Ob nicht aus dieser von GOtt
gegebenen Beschreibung folge/ daß
er auf die vollenkommenste Art
exi-
sti
re/ lebe/ erkenne/ empfinde/ wolle/
könne/ wircke und dergleich en?

Erläuterung.

Es muß sich niemand verwundern/ daß wir
die Existentz GOttes aus der von ihm gegebenen
Beschreibung folgern: denn diese ist also beschaf-
fen/ daß die Existentz nohtwendig darin mit be-
griffen. Hieher gehöret in gewisser Maasse das
Axioma des Aristotelis: In aeternis non differt esse
a posse.
Darüber venerabilis Beda in axiom. phi-
losophicis
diese Anmerckung hat: sensus est, quicquid
in eo, quod vere & proprie aeternum est, cujusmodi

qui-
A 2



etwas von GOtt zu gedencken; als daß wir die
Wuͤrcklichkeiten/ ſo in uns Grentzen haben/ in ihm
ohne Grentzen uns vorſtellen. Unterdeſſen wird
damit nicht geſagt/ wie es denn auch keineswe-
ges folget/ daß nicht noch mehrere Vollkommen-
heiten/ als davon wir die Fußſtapffen in uns ſelbſt
finden/ in GOtt ſeyn koͤnnen. Niemand weiß/
was in GOtt iſt/ ohne der Geiſt GOttes. 1 Cor.
II.
11. GOtt hat uns etliche in ſeinem Wort
geoffenbahret/ dahin wir die ewige Zeugung des
Sohnes aus dem Weſen ſeines Vaters rechnen
koͤnnen.

III.
Ob nicht aus dieſer von GOtt
gegebenen Beſchreibung folge/ daß
er auf die vollenkommenſte Art
exi-
ſti
re/ lebe/ erkenne/ empfinde/ wolle/
koͤnne/ wircke und dergleich en?

Erlaͤuterung.

Es muß ſich niemand verwundern/ daß wir
die Exiſtentz GOttes aus der von ihm gegebenen
Beſchreibung folgern: denn dieſe iſt alſo beſchaf-
fen/ daß die Exiſtentz nohtwendig darin mit be-
griffen. Hieher gehoͤret in gewiſſer Maaſſe das
Axioma des Ariſtotelis: In æternis non differt eſſe
à poſſe.
Daruͤber venerabilis Beda in axiom. phi-
loſophicis
dieſe Anmerckung hat: ſenſus eſt, quicquid
in eo, quod vere & proprie æternum eſt, cujusmodi

qui-
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0055" n="3"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
etwas von GOtt zu gedencken; als daß wir die<lb/>
Wu&#x0364;rcklichkeiten/ &#x017F;o in uns Grentzen haben/ in ihm<lb/>
ohne Grentzen uns vor&#x017F;tellen. Unterde&#x017F;&#x017F;en wird<lb/>
damit nicht ge&#x017F;agt/ wie es denn auch keineswe-<lb/>
ges folget/ daß nicht noch mehrere Vollkommen-<lb/>
heiten/ als davon wir die Fuß&#x017F;tapffen in uns &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
finden/ in GOtt &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Niemand weiß/<lb/>
was in GOtt i&#x017F;t/ ohne der Gei&#x017F;t GOttes. 1 <hi rendition="#aq">Cor.<lb/>
II.</hi> 11. GOtt hat uns etliche in &#x017F;einem Wort<lb/>
geoffenbahret/ dahin wir die ewige Zeugung des<lb/>
Sohnes aus dem We&#x017F;en &#x017F;eines Vaters rechnen<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ob nicht aus die&#x017F;er von GOtt<lb/>
gegebenen Be&#x017F;chreibung folge/ daß<lb/>
er auf die vollenkommen&#x017F;te Art</hi> <hi rendition="#aq">exi-<lb/>
&#x017F;ti</hi> <hi rendition="#b">re/ lebe/ erkenne/ empfinde/ wolle/<lb/>
ko&#x0364;nne/ wircke und dergleich en?</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erla&#x0364;uterung.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Es muß &#x017F;ich niemand verwundern/ daß wir<lb/>
die <hi rendition="#aq">Exi&#x017F;ten</hi>tz GOttes aus der von ihm gegebenen<lb/>
Be&#x017F;chreibung folgern: denn die&#x017F;e i&#x017F;t al&#x017F;o be&#x017F;chaf-<lb/>
fen/ daß die <hi rendition="#aq">Exi&#x017F;ten</hi>tz nohtwendig darin mit be-<lb/>
griffen. Hieher geho&#x0364;ret in gewi&#x017F;&#x017F;er Maa&#x017F;&#x017F;e das<lb/><hi rendition="#aq">Axioma</hi> des <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;totelis: In æternis non differt e&#x017F;&#x017F;e<lb/>
à po&#x017F;&#x017F;e.</hi> Daru&#x0364;ber <hi rendition="#aq">venerabilis Beda in axiom. phi-<lb/>
lo&#x017F;ophicis</hi> die&#x017F;e Anmerckung hat: <hi rendition="#aq">&#x017F;en&#x017F;us e&#x017F;t, quicquid<lb/>
in eo, quod vere &amp; proprie æternum e&#x017F;t, cujusmodi</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">qui-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0055] etwas von GOtt zu gedencken; als daß wir die Wuͤrcklichkeiten/ ſo in uns Grentzen haben/ in ihm ohne Grentzen uns vorſtellen. Unterdeſſen wird damit nicht geſagt/ wie es denn auch keineswe- ges folget/ daß nicht noch mehrere Vollkommen- heiten/ als davon wir die Fußſtapffen in uns ſelbſt finden/ in GOtt ſeyn koͤnnen. Niemand weiß/ was in GOtt iſt/ ohne der Geiſt GOttes. 1 Cor. II. 11. GOtt hat uns etliche in ſeinem Wort geoffenbahret/ dahin wir die ewige Zeugung des Sohnes aus dem Weſen ſeines Vaters rechnen koͤnnen. III. Ob nicht aus dieſer von GOtt gegebenen Beſchreibung folge/ daß er auf die vollenkommenſte Art exi- ſtire/ lebe/ erkenne/ empfinde/ wolle/ koͤnne/ wircke und dergleich en? Erlaͤuterung. Es muß ſich niemand verwundern/ daß wir die Exiſtentz GOttes aus der von ihm gegebenen Beſchreibung folgern: denn dieſe iſt alſo beſchaf- fen/ daß die Exiſtentz nohtwendig darin mit be- griffen. Hieher gehoͤret in gewiſſer Maaſſe das Axioma des Ariſtotelis: In æternis non differt eſſe à poſſe. Daruͤber venerabilis Beda in axiom. phi- loſophicis dieſe Anmerckung hat: ſenſus eſt, quicquid in eo, quod vere & proprie æternum eſt, cujusmodi qui- A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/55
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/55>, abgerufen am 22.12.2024.