Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
ten sehen kan, weder das Vermögen noch der
Vorsatz sey, die Warheit in ihren Quellen

zu
len Völckern predigen. Luc. XXIV. 47. so
sagt er/ das thue Christus nur deswegen/ weil
er unter dem Volck gebohren/ so von GOtt
den verkehrten Concept gehabt/ als ob er ein
erzürnter Rächer und Richter wäre. l. c. p. 105.
Stellet uns die Schrift die Erlösung/ Ver-
söhnung/ Fürbitte und Vergebung der Sün-
den als eine Frucht des Todes JEsu Christi
für; so sagt er/ es wären viele von den ange-
nommenen falschen Ideen der von GOtt ab-
gekehrten Menschen hergeleitete Redens-Arten
in die Schrift eingeschlichen/ und von den H.
Scribenten gebrauchet und angewendet wor-
den/ nicht eben/ wie sich selbige bey der Sachen/
wovon sie gesagt worden/ in der That befinden/
sondern wie sie nach menschlicher Weise von
denen gefasset werden können/ welche sich von
denen Vorgefaßten und in der Jugend ein-
gesogenen Einbildungen nicht alsobald und
gleichsam in einem Augenblick abbringen las-
sen. l. c. p. 171. Hält der Apostel dafür/ daß so
einer für alle gestorben/ so sind sie alle gestor-
ben 2 Cor. V. 14. und bestätiget damit die War-
heit/ daß weil der Creutzes-Tod JESU ein
verdienstlicher Todt/ so würden alle die/ davor
er denselben geschmecket/ angesehen/ als wenn
sie

Vorrede.
ten ſehen kan, weder das Vermoͤgen noch der
Vorſatz ſey, die Warheit in ihren Quellen

zu
len Voͤlckern predigen. Luc. XXIV. 47. ſo
ſagt er/ das thue Chriſtus nur deswegen/ weil
er unter dem Volck gebohren/ ſo von GOtt
den verkehrten Concept gehabt/ als ob er ein
erzuͤrnter Raͤcher und Richter waͤre. l. c. p. 105.
Stellet uns die Schrift die Erloͤſung/ Ver-
ſoͤhnung/ Fuͤrbitte und Vergebung der Suͤn-
den als eine Frucht des Todes JEſu Chriſti
fuͤr; ſo ſagt er/ es waͤren viele von den ange-
nommenen falſchen Ideen der von GOtt ab-
gekehrten Menſchen hergeleitete Redens-Arten
in die Schrift eingeſchlichen/ und von den H.
Scribenten gebrauchet und angewendet wor-
den/ nicht eben/ wie ſich ſelbige bey der Sachen/
wovon ſie geſagt worden/ in der That befinden/
ſondern wie ſie nach menſchlicher Weiſe von
denen gefaſſet werden koͤnnen/ welche ſich von
denen Vorgefaßten und in der Jugend ein-
geſogenen Einbildungen nicht alſobald und
gleichſam in einem Augenblick abbringen laſ-
ſen. l. c. p. 171. Haͤlt der Apoſtel dafuͤr/ daß ſo
einer fuͤr alle geſtorben/ ſo ſind ſie alle geſtor-
ben 2 Cor. V. 14. und beſtaͤtiget damit die War-
heit/ daß weil der Creutzes-Tod JESU ein
verdienſtlicher Todt/ ſo wuͤrden alle die/ davor
er denſelben geſchmecket/ angeſehen/ als wenn
ſie
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0042" n="30"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
ten &#x017F;ehen kan, weder das Vermo&#x0364;gen noch der<lb/>
Vor&#x017F;atz &#x017F;ey, die Warheit in ihren Quellen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/><note next="#a14" xml:id="a13" prev="#a12" place="foot" n="(5)">len Vo&#x0364;lckern predigen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Luc. XXIV. 47.</hi></hi> &#x017F;o<lb/>
&#x017F;agt er/ das thue Chri&#x017F;tus nur deswegen/ weil<lb/>
er unter dem Volck gebohren/ &#x017F;o von GOtt<lb/>
den verkehrten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Concept</hi></hi> gehabt/ als ob er ein<lb/>
erzu&#x0364;rnter Ra&#x0364;cher und Richter wa&#x0364;re. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">l. c. p. 105.</hi></hi><lb/>
Stellet uns die Schrift die Erlo&#x0364;&#x017F;ung/ Ver-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;hnung/ Fu&#x0364;rbitte und Vergebung der Su&#x0364;n-<lb/>
den als eine Frucht des Todes JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti<lb/>
fu&#x0364;r; &#x017F;o &#x017F;agt er/ es wa&#x0364;ren viele von den ange-<lb/>
nommenen fal&#x017F;chen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ideen</hi></hi> der von GOtt ab-<lb/>
gekehrten Men&#x017F;chen hergeleitete Redens-Arten<lb/>
in die Schrift einge&#x017F;chlichen/ und von den H.<lb/>
Scribenten gebrauchet und angewendet wor-<lb/>
den/ nicht eben/ wie &#x017F;ich &#x017F;elbige bey der Sachen/<lb/>
wovon &#x017F;ie ge&#x017F;agt worden/ in der That befinden/<lb/>
&#x017F;ondern wie &#x017F;ie nach men&#x017F;chlicher Wei&#x017F;e von<lb/>
denen gefa&#x017F;&#x017F;et werden ko&#x0364;nnen/ welche &#x017F;ich von<lb/>
denen Vorgefaßten und in der Jugend ein-<lb/>
ge&#x017F;ogenen Einbildungen nicht al&#x017F;obald und<lb/>
gleich&#x017F;am in einem Augenblick abbringen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">l. c. p. 171.</hi></hi> Ha&#x0364;lt der Apo&#x017F;tel dafu&#x0364;r/ daß &#x017F;o<lb/>
einer fu&#x0364;r alle ge&#x017F;torben/ &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie alle ge&#x017F;tor-<lb/>
ben <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">2 Cor. V. 14.</hi></hi> und be&#x017F;ta&#x0364;tiget damit die War-<lb/>
heit/ daß weil der Creutzes-Tod JESU ein<lb/>
verdien&#x017F;tlicher Todt/ &#x017F;o wu&#x0364;rden alle die/ davor<lb/>
er den&#x017F;elben ge&#x017F;chmecket/ ange&#x017F;ehen/ als wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw></note><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[30/0042] Vorrede. ten ſehen kan, weder das Vermoͤgen noch der Vorſatz ſey, die Warheit in ihren Quellen zu (5) (5) len Voͤlckern predigen. Luc. XXIV. 47. ſo ſagt er/ das thue Chriſtus nur deswegen/ weil er unter dem Volck gebohren/ ſo von GOtt den verkehrten Concept gehabt/ als ob er ein erzuͤrnter Raͤcher und Richter waͤre. l. c. p. 105. Stellet uns die Schrift die Erloͤſung/ Ver- ſoͤhnung/ Fuͤrbitte und Vergebung der Suͤn- den als eine Frucht des Todes JEſu Chriſti fuͤr; ſo ſagt er/ es waͤren viele von den ange- nommenen falſchen Ideen der von GOtt ab- gekehrten Menſchen hergeleitete Redens-Arten in die Schrift eingeſchlichen/ und von den H. Scribenten gebrauchet und angewendet wor- den/ nicht eben/ wie ſich ſelbige bey der Sachen/ wovon ſie geſagt worden/ in der That befinden/ ſondern wie ſie nach menſchlicher Weiſe von denen gefaſſet werden koͤnnen/ welche ſich von denen Vorgefaßten und in der Jugend ein- geſogenen Einbildungen nicht alſobald und gleichſam in einem Augenblick abbringen laſ- ſen. l. c. p. 171. Haͤlt der Apoſtel dafuͤr/ daß ſo einer fuͤr alle geſtorben/ ſo ſind ſie alle geſtor- ben 2 Cor. V. 14. und beſtaͤtiget damit die War- heit/ daß weil der Creutzes-Tod JESU ein verdienſtlicher Todt/ ſo wuͤrden alle die/ davor er denſelben geſchmecket/ angeſehen/ als wenn ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/42
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/42>, abgerufen am 21.11.2024.