Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.sammlung/ die Ausspendung der Sacramenten/ den Gebrauch des H. Abendmahls und worin sonst die innerliche Empfindungen von GOtt und dem/ was man ihm schuldig/ können zu Tage geleget werden. Diß alles aber wird und muß nach dem Dippelschen Systemate aufhören. Ein Dippelscher Christ kan solche nichs anders als leere Prang-Sitten und Ceremonien ansehen. Aber auch dieses muß eine seltsame folge und Wirckung haben. Es würde und müste dahin kommen/ daß keine Versammlung/ kein predigen/ singen/ und beten/ kein Tauff und Abendmahl/ und überall keine äuserliche Verrichtungen in der Kir- chen/ ja gar keine sichtbare Kirche wäre: und sol- chergestallt müste sich das innerliche unvermerckt mit verlieren. Wir können die Menschen nicht anders nehmen/ als wir sie auf Erden finden. Bey dem gemeinen Mann/ welcher doch den grö- sten Hauffen ausmacht/ hat es mit denen Seelen- Krästen die Beschaffenheit/ daß das Aeuserliche eine Gelegenheit werden muß/ das Jnnerliche immer- dar zu erwecken. Bey denen/ die von sich glau- ben/ daß sie für andern etwas an Seelen-Kräf- ten besitzen/ fängt die Selbst-Liebe bald anzuwir- cken. Sie überreden sich leicht/ daß sie für sich geschickt sind/ eine Religion zu erfinden. Und so würde es mit denen Religions-Begriffen auf die Beschaffenheit des Gehirns bey einem jeglichen ankommen. Man weiß/ was dieses/ wenn der Mensch
ſammlung/ die Ausſpendung der Sacramenten/ den Gebrauch des H. Abendmahls und worin ſonſt die innerliche Empfindungen von GOtt und dem/ was man ihm ſchuldig/ koͤnnen zu Tage geleget werden. Diß alles aber wird und muß nach dem Dippelſchen Syſtemate aufhoͤren. Ein Dippelſcher Chriſt kan ſolche nichs anders als leere Prang-Sitten und Ceremonien anſehen. Aber auch dieſes muß eine ſeltſame folge und Wirckung haben. Es wuͤrde und muͤſte dahin kommen/ daß keine Verſammlung/ kein predigen/ ſingen/ und beten/ kein Tauff und Abendmahl/ und uͤberall keine aͤuſerliche Verrichtungen in der Kir- chen/ ja gar keine ſichtbare Kirche waͤre: und ſol- chergeſtallt muͤſte ſich das innerliche unvermerckt mit verlieren. Wir koͤnnen die Menſchen nicht anders nehmen/ als wir ſie auf Erden finden. Bey dem gemeinen Mann/ welcher doch den groͤ- ſten Hauffen ausmacht/ hat es mit denen Seelen- Kraͤſten die Beſchaffenheit/ daß das Aeuſerliche eine Gelegenheit werden muß/ das Jnnerliche immer- dar zu erwecken. Bey denen/ die von ſich glau- ben/ daß ſie fuͤr andern etwas an Seelen-Kraͤf- ten beſitzen/ faͤngt die Selbſt-Liebe bald anzuwir- cken. Sie uͤberreden ſich leicht/ daß ſie fuͤr ſich geſchickt ſind/ eine Religion zu erfinden. Und ſo wuͤrde es mit denen Religions-Begriffen auf die Beſchaffenheit des Gehirns bey einem jeglichen ankommen. Man weiß/ was dieſes/ wenn der Menſch
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ſonſt die innerliche Empfindungen von GOtt
und dem/ was man ihm ſchuldig/ koͤnnen zu
Tage geleget werden. Diß alles aber wird und
muß nach dem Dippelſchen Syſtemate aufhoͤren.
Ein Dippelſcher Chriſt kan ſolche nichs anders als
leere Prang-Sitten und Ceremonien anſehen.
Aber auch dieſes muß eine ſeltſame folge und
Wirckung haben. Es wuͤrde und muͤſte dahin
kommen/ daß keine Verſammlung/ kein predigen/
ſingen/ und beten/ kein Tauff und Abendmahl/ und
uͤberall keine aͤuſerliche Verrichtungen in der Kir-
chen/ ja gar keine ſichtbare Kirche waͤre: und ſol-
chergeſtallt muͤſte ſich das innerliche unvermerckt
mit verlieren. Wir koͤnnen die Menſchen nicht
anders nehmen/ als wir ſie auf Erden finden.
Bey dem gemeinen Mann/ welcher doch den groͤ-
ſten Hauffen ausmacht/ hat es mit denen Seelen-
Kraͤſten die Beſchaffenheit/ daß das Aeuſerliche eine
Gelegenheit werden muß/ das Jnnerliche immer-
dar zu erwecken. Bey denen/ die von ſich glau-
ben/ daß ſie fuͤr andern etwas an Seelen-Kraͤf-
ten beſitzen/ faͤngt die Selbſt-Liebe bald anzuwir-
cken. Sie uͤberreden ſich leicht/ daß ſie fuͤr ſich
geſchickt ſind/ eine Religion zu erfinden. Und ſo
wuͤrde es mit denen Religions-Begriffen auf die
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