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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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könne gerecht und auch barmhertzig seyn. Sie
offenbahret/ wie in dem Mittler-Amt JEsu Chri-
sti solches bewerckstelliget (quaest. 51.) und öfnet
damit die rechte Quellen des Trostes und der See-
len-Ruhe/ (quaest. 56.) Sie gibt aber auch dabey
zu erkennen/ wie darin |die allerkräftigste Ver-
bindlichkeit zur Liebe gegen GOtt (quaest. 62.) zu
einem H. Wandel (quaest. 63.) und zur Ver-
leugnung sein selbst (quaest. 65.) verborgen liege.
Wer also der Christl. Religion den Begriff von
der Gnade nimmt/ der nimmt ihr alles. Dieß
aber thut J. C. Dippel. Er erkennet eigentlich kein
Gesetz/ folglich keine Sünde/ folglich keine Beleidi-
gung/ folglich kein Mißgefallen in GOtt an der
Sünde/ folglich keine eigentliche Straffen/ folg-
lich kein Nachlaß der Straffen oder Vergebung
der Sünden/ folglich keine Gnade/ folglich keinen
Mittler und Heyland. Wir finden drey Haupt-
Umstände in dem Leben des Heylandes: er lehret/
er wandelt heilig/ er leydet.
Weil solches Ge-
schichte sind/ so sieht Joh. Conr. Dippel keine Mög-
lichkeit/ wie er davon die Begriffe kan auslöschen;
also sucht er sie nach seiner Gewohnheit zu ver-
dunckeln. Als Lehrer schreibt Christus die we-
sentliche Gesetze des Paradieses/ wie er sie nennet/
denen Menschen/ die an ihn glauben/ das ist nach
dem Dippelschen Begriff/ die schon heilig sind/ ins
Hertz: und weil diese nicht eigentliche Gebote/ son-
dern nur consilia medica, so könne er auch desfals
als ein Artzt angesehen werden. Mit dem H. Wan-

del



koͤnne gerecht und auch barmhertzig ſeyn. Sie
offenbahret/ wie in dem Mittler-Amt JEſu Chri-
ſti ſolches bewerckſtelliget (quæſt. 51.) und oͤfnet
damit die rechte Quellen des Troſtes und der See-
len-Ruhe/ (quæſt. 56.) Sie gibt aber auch dabey
zu erkennen/ wie darin |die allerkraͤftigſte Ver-
bindlichkeit zur Liebe gegen GOtt (quæſt. 62.) zu
einem H. Wandel (quæſt. 63.) und zur Ver-
leugnung ſein ſelbſt (quæſt. 65.) verborgen liege.
Wer alſo der Chriſtl. Religion den Begriff von
der Gnade nimmt/ der nimmt ihr alles. Dieß
aber thut J. C. Dippel. Er erkennet eigentlich kein
Geſetz/ folglich keine Suͤnde/ folglich keine Beleidi-
gung/ folglich kein Mißgefallen in GOtt an der
Suͤnde/ folglich keine eigentliche Straffen/ folg-
lich kein Nachlaß der Straffen oder Vergebung
der Suͤnden/ folglich keine Gnade/ folglich keinen
Mittler und Heyland. Wir finden drey Haupt-
Umſtaͤnde in dem Leben des Heylandes: er lehret/
er wandelt heilig/ er leydet.
Weil ſolches Ge-
ſchichte ſind/ ſo ſieht Joh. Conr. Dippel keine Moͤg-
lichkeit/ wie er davon die Begriffe kan ausloͤſchen;
alſo ſucht er ſie nach ſeiner Gewohnheit zu ver-
dunckeln. Als Lehrer ſchreibt Chriſtus die we-
ſentliche Geſetze des Paradieſes/ wie er ſie nennet/
denen Menſchen/ die an ihn glauben/ das iſt nach
dem Dippelſchen Begriff/ die ſchon heilig ſind/ ins
Hertz: und weil dieſe nicht eigentliche Gebote/ ſon-
dern nur conſilia medica, ſo koͤnne er auch desfals
als ein Artzt angeſehen werden. Mit dem H. Wan-

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[194/0246] koͤnne gerecht und auch barmhertzig ſeyn. Sie offenbahret/ wie in dem Mittler-Amt JEſu Chri- ſti ſolches bewerckſtelliget (quæſt. 51.) und oͤfnet damit die rechte Quellen des Troſtes und der See- len-Ruhe/ (quæſt. 56.) Sie gibt aber auch dabey zu erkennen/ wie darin |die allerkraͤftigſte Ver- bindlichkeit zur Liebe gegen GOtt (quæſt. 62.) zu einem H. Wandel (quæſt. 63.) und zur Ver- leugnung ſein ſelbſt (quæſt. 65.) verborgen liege. Wer alſo der Chriſtl. Religion den Begriff von der Gnade nimmt/ der nimmt ihr alles. Dieß aber thut J. C. Dippel. Er erkennet eigentlich kein Geſetz/ folglich keine Suͤnde/ folglich keine Beleidi- gung/ folglich kein Mißgefallen in GOtt an der Suͤnde/ folglich keine eigentliche Straffen/ folg- lich kein Nachlaß der Straffen oder Vergebung der Suͤnden/ folglich keine Gnade/ folglich keinen Mittler und Heyland. Wir finden drey Haupt- Umſtaͤnde in dem Leben des Heylandes: er lehret/ er wandelt heilig/ er leydet. Weil ſolches Ge- ſchichte ſind/ ſo ſieht Joh. Conr. Dippel keine Moͤg- lichkeit/ wie er davon die Begriffe kan ausloͤſchen; alſo ſucht er ſie nach ſeiner Gewohnheit zu ver- dunckeln. Als Lehrer ſchreibt Chriſtus die we- ſentliche Geſetze des Paradieſes/ wie er ſie nennet/ denen Menſchen/ die an ihn glauben/ das iſt nach dem Dippelſchen Begriff/ die ſchon heilig ſind/ ins Hertz: und weil dieſe nicht eigentliche Gebote/ ſon- dern nur conſilia medica, ſo koͤnne er auch desfals als ein Artzt angeſehen werden. Mit dem H. Wan- del

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/246>, abgerufen am 21.11.2024.