Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.und gantze Verfassung der Evangelisch-Lutheri- schen Kirchen. Wann dieß nicht ist/ so wäre es ja eine grosse und Seelenverderbliche Thorheit/ wenn man diese wollte fahren lassen und jene er- greiffen. Man kan die Wirckungen der Religion theils nach dem innerlichen theils nach dem äu- serlichen betrachten. Die innerliche müssen sich bloß an der Seelen äusern und können also in nichts anders als reinen Begriffen und seligen Emp- findungen bestehen. Die seligste Empfindung ist die von der Gnade GOttes (quaest. 36.) und folglich der Begriff/ so uns davon überzeuget/ der allerköstlichste. (quaest. 37.) Da es nun der Vernunft an diesem Begrif fehlet. (quaest. 38.) und folglich allen denen Religionen/ welche ihren Ur- sprung bloß aus Vernunfft und Menschen-Witz haben/ so läst sich leicht erkennen/ worin der inner- liche Vorzug der Christlichen Religion bestehe. Es wird in derselben der Begriff von der Gnade Gottes in eine völlige Klarheit gestellt. (quaest. 51.) Sie zeiget/ wie GOtt aus dem äusersten Ver- derben und tiefstem Elende des in Sünde und Ubertretung gefallenen Menschen Gelegenheit ge- nommen/ seine Vollenkommenheiten noch herrli- cher zu offenbaren. Sie lehret/ wie mit dem Wil- len/ nach welchem er die Einschreckung unserer Freyheit unter der Wahl des Besten ernstlich ver- langet (quaest. 16.) der Vorsatz die Sünde zu ver- geben und den Ubertreter die Folge der selben nicht geniessen zu lassen/ bestehen könne/ das ist/ wie er kön- N
und gantze Verfaſſung der Evangeliſch-Lutheri- ſchen Kirchen. Wann dieß nicht iſt/ ſo waͤre es ja eine groſſe und Seelenverderbliche Thorheit/ wenn man dieſe wollte fahren laſſen und jene er- greiffen. Man kan die Wirckungen der Religion theils nach dem innerlichen theils nach dem aͤu- ſerlichen betrachten. Die innerliche muͤſſen ſich bloß an der Seelen aͤuſern und koͤnnen alſo in nichts anders als reinen Begriffen und ſeligen Emp- findungen beſtehen. Die ſeligſte Empfindung iſt die von der Gnade GOttes (quæſt. 36.) und folglich der Begriff/ ſo uns davon uͤberzeuget/ der allerkoͤſtlichſte. (quæſt. 37.) Da es nun der Vernunft an dieſem Begrif fehlet. (quæſt. 38.) und folglich allen denen Religionen/ welche ihren Ur- ſprung bloß aus Vernunfft und Menſchen-Witz haben/ ſo laͤſt ſich leicht erkennen/ worin der inner- liche Vorzug der Chriſtlichen Religion beſtehe. Es wird in derſelben der Begriff von der Gnade Gottes in eine voͤllige Klarheit geſtellt. (quæſt. 51.) Sie zeiget/ wie GOtt aus dem aͤuſerſten Ver- derben und tiefſtem Elende des in Suͤnde und Ubertretung gefallenen Menſchen Gelegenheit ge- nommen/ ſeine Vollenkommenheiten noch herrli- cher zu offenbaren. Sie lehret/ wie mit dem Wil- len/ nach welchem er die Einſchreckung unſerer Freyheit unter der Wahl des Beſten ernſtlich ver- langet (quæſt. 16.) der Vorſatz die Suͤnde zu ver- geben und den Ubertreter die Folge der ſelben nicht genieſſen zu laſſen/ beſtehen koͤnne/ das iſt/ wie er koͤn- N
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und gantze Verfaſſung der Evangeliſch-Lutheri-
ſchen Kirchen. Wann dieß nicht iſt/ ſo waͤre es
ja eine groſſe und Seelenverderbliche Thorheit/
wenn man dieſe wollte fahren laſſen und jene er-
greiffen. Man kan die Wirckungen der Religion
theils nach dem innerlichen theils nach dem aͤu-
ſerlichen betrachten. Die innerliche muͤſſen ſich bloß
an der Seelen aͤuſern und koͤnnen alſo in nichts
anders als reinen Begriffen und ſeligen Emp-
findungen beſtehen. Die ſeligſte Empfindung
iſt die von der Gnade GOttes (quæſt. 36.) und
folglich der Begriff/ ſo uns davon uͤberzeuget/
der allerkoͤſtlichſte. (quæſt. 37.) Da es nun der
Vernunft an dieſem Begrif fehlet. (quæſt. 38.) und
folglich allen denen Religionen/ welche ihren Ur-
ſprung bloß aus Vernunfft und Menſchen-Witz
haben/ ſo laͤſt ſich leicht erkennen/ worin der inner-
liche Vorzug der Chriſtlichen Religion beſtehe.
Es wird in derſelben der Begriff von der Gnade
Gottes in eine voͤllige Klarheit geſtellt. (quæſt. 51.)
Sie zeiget/ wie GOtt aus dem aͤuſerſten Ver-
derben und tiefſtem Elende des in Suͤnde und
Ubertretung gefallenen Menſchen Gelegenheit ge-
nommen/ ſeine Vollenkommenheiten noch herrli-
cher zu offenbaren. Sie lehret/ wie mit dem Wil-
len/ nach welchem er die Einſchreckung unſerer
Freyheit unter der Wahl des Beſten ernſtlich ver-
langet (quæſt. 16.) der Vorſatz die Suͤnde zu ver-
geben und den Ubertreter die Folge der ſelben nicht
genieſſen zu laſſen/ beſtehen koͤnne/ das iſt/ wie er
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