Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.Vorrede. Kirche kennen will, der muß die Richtigkeitihrer Lehren prüfen und die Glaubens-Be- känntnüsse, welche die Glieder derselben vor wahr halten, nach Gottes Wort beurthei- len. Diß ist das eintzige Mittel für uns selbst eine Uberzeugung zu erlangen und die göttli- che Warheiten von menschlichen Einbildun- gen zu unterscheiden. Es kommt alles dar- auf an, daß man Vernunft und Schrift von einander abzusondern und jedes recht zu ge- brauchen wisse. Wer dieß nicht in acht nimmt; der kan niemals für Verführung und Jrrthümer sicher seyn: und wo jemand noch über dem einen Lehrer abgeben will, so kan er nichts als blosse Phantasien und selbst- erwehlte Meynungen zu Marckt bringen. Gleichwohl gibt es eine Art Schwärmer, die, da sie weder an Vernunft noch Schrift sich wollen binden lassen, dennoch eine völlige Uber- sit eadem sacramentorum, quam est verbi &
fidei ad salutem necessitas (siquidem ecclesia Israelitica per 40. annos in deserto circumcisio- nem intermisit) ideo si stricte velimus loqui, posset una tantum propria & essentialis eccle- siae nota constitui, videlicet pura verbi praedi- catio, cujus appendix est legitimus sacramen- torum usus. L. Theol. Tom. V. 25. de eccles. p. m. 832. Vorrede. Kirche kennen will, der muß die Richtigkeitihrer Lehren pruͤfen und die Glaubens-Be- kaͤnntnuͤſſe, welche die Glieder derſelben vor wahr halten, nach Gottes Wort beurthei- len. Diß iſt das eintzige Mittel fuͤr uns ſelbſt eine Uberzeugung zu erlangen und die goͤttli- che Warheiten von menſchlichen Einbildun- gen zu unterſcheiden. Es kommt alles dar- auf an, daß man Vernunft und Schrift von einander abzuſondern und jedes recht zu ge- brauchen wiſſe. Wer dieß nicht in acht nimmt; der kan niemals fuͤr Verfuͤhrung und Jrrthuͤmer ſicher ſeyn: und wo jemand noch uͤber dem einen Lehrer abgeben will, ſo kan er nichts als bloſſe Phantaſien und ſelbſt- erwehlte Meynungen zu Marckt bringen. Gleichwohl gibt es eine Art Schwaͤrmer, die, da ſie weder an Vernunft noch Schrift ſich wollen binden laſſen, dennoch eine voͤllige Uber- ſit eadem ſacramentorum, quam eſt verbi &
fidei ad ſalutem necesſitas (ſiquidem eccleſia Iſraelitica per 40. annos in deſerto circumciſio- nem intermiſit) ideo ſi ſtricte velimus loqui, poſſet una tantum propria & eſſentialis eccle- ſiæ nota conſtitui, videlicet pura verbi prædi- catio, cujus appendix eſt legitimus ſacramen- torum uſus. L. Theol. Tom. V. 25. de eccleſ. p. m. 832. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/> Kirche kennen will, der muß die Richtigkeit<lb/> ihrer Lehren pruͤfen und die Glaubens-Be-<lb/> kaͤnntnuͤſſe, welche die Glieder derſelben vor<lb/> wahr halten, nach Gottes Wort beurthei-<lb/> len. Diß iſt das eintzige Mittel fuͤr uns ſelbſt<lb/> eine Uberzeugung zu erlangen und die goͤttli-<lb/> che Warheiten von menſchlichen Einbildun-<lb/> gen zu unterſcheiden. Es kommt alles dar-<lb/> auf an, daß man Vernunft und Schrift von<lb/> einander abzuſondern und jedes recht zu ge-<lb/> brauchen wiſſe. Wer dieß nicht in acht<lb/> nimmt; der kan niemals fuͤr Verfuͤhrung<lb/> und Jrrthuͤmer ſicher ſeyn: und wo jemand<lb/> noch uͤber dem einen Lehrer abgeben will, ſo<lb/> kan er nichts als bloſſe Phantaſien und ſelbſt-<lb/> erwehlte Meynungen zu Marckt bringen.<lb/> Gleichwohl gibt es eine Art Schwaͤrmer, die,<lb/> da ſie weder an Vernunft noch Schrift ſich<lb/> wollen binden laſſen, dennoch eine voͤllige<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Uber-</fw><lb/><note xml:id="a02" prev="#a01" place="foot" n="(1)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſit eadem ſacramentorum, quam eſt verbi &<lb/> fidei ad ſalutem necesſitas (ſiquidem eccleſia<lb/> Iſraelitica per 40. annos in deſerto circumciſio-<lb/> nem intermiſit) ideo ſi ſtricte velimus loqui,<lb/> poſſet una tantum propria & eſſentialis eccle-<lb/> ſiæ nota conſtitui, videlicet pura verbi prædi-<lb/> catio, cujus appendix eſt legitimus ſacramen-<lb/> torum uſus. L. Theol. Tom. V. 25. de eccleſ. p.<lb/> m. 832.</hi></hi></note><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [12/0024]
Vorrede.
Kirche kennen will, der muß die Richtigkeit
ihrer Lehren pruͤfen und die Glaubens-Be-
kaͤnntnuͤſſe, welche die Glieder derſelben vor
wahr halten, nach Gottes Wort beurthei-
len. Diß iſt das eintzige Mittel fuͤr uns ſelbſt
eine Uberzeugung zu erlangen und die goͤttli-
che Warheiten von menſchlichen Einbildun-
gen zu unterſcheiden. Es kommt alles dar-
auf an, daß man Vernunft und Schrift von
einander abzuſondern und jedes recht zu ge-
brauchen wiſſe. Wer dieß nicht in acht
nimmt; der kan niemals fuͤr Verfuͤhrung
und Jrrthuͤmer ſicher ſeyn: und wo jemand
noch uͤber dem einen Lehrer abgeben will, ſo
kan er nichts als bloſſe Phantaſien und ſelbſt-
erwehlte Meynungen zu Marckt bringen.
Gleichwohl gibt es eine Art Schwaͤrmer, die,
da ſie weder an Vernunft noch Schrift ſich
wollen binden laſſen, dennoch eine voͤllige
Uber-
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(1) ſit eadem ſacramentorum, quam eſt verbi &
fidei ad ſalutem necesſitas (ſiquidem eccleſia
Iſraelitica per 40. annos in deſerto circumciſio-
nem intermiſit) ideo ſi ſtricte velimus loqui,
poſſet una tantum propria & eſſentialis eccle-
ſiæ nota conſtitui, videlicet pura verbi prædi-
catio, cujus appendix eſt legitimus ſacramen-
torum uſus. L. Theol. Tom. V. 25. de eccleſ. p.
m. 832.
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