Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.Gründe der Mathematic eingenommen/ mercken kan/ daß J. C. Dippels Seele noch niemahls die Kraft einer wahren Demonstration gefühlet. Seine Prahlerey und Ruhmsucht zeiget sich fast auf allen Blättern. Er rühmt sich/ Schwierig- keiten auflösen zu wollen/ davon er den Schatten nicht erkannt. Man sollte wunder dencken/ was bey ihm vor Weißheit zu hohlen/ wenn er in der tiefen Lehren von dem Ursprung des moralischen bösen sagt: Wir wollen mit GOttes Gnade den Knoten so auf lösen/ daß einjeder/ der seinen Verstand kan und will gebrauchen/ bekennen soll/ unsere Meynung können al- lein dem Forschenden Gemüht einiges Vergnügen geben. dem. evang. p. 81. wenn man aber siehet/ was her- aus kommt; so ist eine eckelhaffte Grille/ derglei- chen man leichtlich noch viele/ wenn es wozu nütz wäre/ aushecken könnte. Was zeiget es nicht vor Ge- fühl eigener Vollenkommenheit an/ wenn er hoch- trabend rühmet: ich baue meine Theologie nicht nur auf die Schrift/ ja brauche meist lauter Worte der Schrift/ sondern lege sie auch in solcher Connexion und Ordnung dar/ daß die Vernunft selbst muß convinciret werden und erkennen/ daß dergleichen Nexus in keinem Systemate Theo- logiae biß hieher zusinden gewesen/ ja es hat bißhieher fast Niemand vor möglich gehalten/ theologische Warheiten in solcher demonstrativen evidence vorzulegen. Verthä- digung p. 72. So hat er auch in Erzehlung des- sen/ was mit ihm in Schweden vorgegangen/ nichts verschwiegen/ was nur zu seinem Ruhm gereichen kan und zum theil sind es recht ärger- liche Dinge. Es klingt ungemein nach einer ver- dorbenen Phantasie/ wenn er sich mercken läst/ es wäre
Gruͤnde der Mathematic eingenommen/ mercken kan/ daß J. C. Dippels Seele noch niemahls die Kraft einer wahren Demonſtration gefuͤhlet. Seine Prahlerey und Ruhmſucht zeiget ſich faſt auf allen Blaͤttern. Er ruͤhmt ſich/ Schwierig- keiten aufloͤſen zu wollen/ davon er den Schatten nicht erkannt. Man ſollte wunder dencken/ was bey ihm vor Weißheit zu hohlen/ wenn er in der tiefen Lehren von dem Urſprung des moraliſchen boͤſen ſagt: Wir wollen mit GOttes Gnade den Knoten ſo auf loͤſen/ daß einjeder/ der ſeinen Verſtand kan und will gebrauchen/ bekennen ſoll/ unſere Meynung koͤnnen al- lein dem Forſchenden Gemuͤht einiges Vergnuͤgen geben. dem. evang. p. 81. wenn man aber ſiehet/ was her- aus kommt; ſo iſt eine eckelhaffte Grille/ derglei- chen man leichtlich noch viele/ wenn es wozu nuͤtz waͤre/ aushecken koͤnnte. Was zeiget es nicht vor Ge- fuͤhl eigener Vollenkommenheit an/ wenn er hoch- trabend ruͤhmet: ich baue meine Theologie nicht nur auf die Schrift/ ja brauche meiſt lauter Worte der Schrift/ ſondern lege ſie auch in ſolcher Connexion und Ordnung dar/ daß die Vernunft ſelbſt muß convinciret werden und erkennen/ daß dergleichen Nexus in keinem Syſtemate Theo- logiæ biß hieher zuſinden geweſen/ ja es hat bißhieher faſt Niemand vor moͤglich gehalten/ theologiſche Warheiten in ſolcher demonſtrativen evidence vorzulegen. Verthaͤ- digung p. 72. So hat er auch in Erzehlung deſ- ſen/ was mit ihm in Schweden vorgegangen/ nichts verſchwiegen/ was nur zu ſeinem Ruhm gereichen kan und zum theil ſind es recht aͤrger- liche Dinge. Es klingt ungemein nach einer ver- dorbenen Phantaſie/ wenn er ſich mercken laͤſt/ es waͤre
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Gruͤnde der Mathematic eingenommen/ mercken
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Kraft einer wahren Demonſtration gefuͤhlet.
Seine Prahlerey und Ruhmſucht zeiget ſich
faſt auf allen Blaͤttern. Er ruͤhmt ſich/ Schwierig-
keiten aufloͤſen zu wollen/ davon er den Schatten
nicht erkannt. Man ſollte wunder dencken/ was
bey ihm vor Weißheit zu hohlen/ wenn er in der
tiefen Lehren von dem Urſprung des moraliſchen
boͤſen ſagt: Wir wollen mit GOttes Gnade den Knoten
ſo auf loͤſen/ daß einjeder/ der ſeinen Verſtand kan und
will gebrauchen/ bekennen ſoll/ unſere Meynung koͤnnen al-
lein dem Forſchenden Gemuͤht einiges Vergnuͤgen geben.
dem. evang. p. 81. wenn man aber ſiehet/ was her-
aus kommt; ſo iſt eine eckelhaffte Grille/ derglei-
chen man leichtlich noch viele/ wenn es wozu nuͤtz
waͤre/ aushecken koͤnnte. Was zeiget es nicht vor Ge-
fuͤhl eigener Vollenkommenheit an/ wenn er hoch-
trabend ruͤhmet: ich baue meine Theologie nicht nur
auf die Schrift/ ja brauche meiſt lauter Worte der Schrift/
ſondern lege ſie auch in ſolcher Connexion und Ordnung
dar/ daß die Vernunft ſelbſt muß convinciret werden und
erkennen/ daß dergleichen Nexus in keinem Syſtemate Theo-
logiæ biß hieher zuſinden geweſen/ ja es hat bißhieher faſt
Niemand vor moͤglich gehalten/ theologiſche Warheiten
in ſolcher demonſtrativen evidence vorzulegen. Verthaͤ-
digung p. 72. So hat er auch in Erzehlung deſ-
ſen/ was mit ihm in Schweden vorgegangen/
nichts verſchwiegen/ was nur zu ſeinem Ruhm
gereichen kan und zum theil ſind es recht aͤrger-
liche Dinge. Es klingt ungemein nach einer ver-
dorbenen Phantaſie/ wenn er ſich mercken laͤſt/ es
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