Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.steht darin/ daß er dem Ubelstand des Leibes durch heilsamen Raht und nützliche Medicamenta zu Hülf- fe komme/ und denselben/ so viel an ihm/ aufhebe. Wann solchemnach dem Heyland der Name ei- nes geistl. Artztens soll zukommen/ so muß gewie- sen werden/ daß er uns an der Seelen geholffen und dessen Kranckheit hinweggenommen. Die Kranckheit/ so man sich in der menschlichen Seel vorstellen kan/ ist ein Ubelstand/ welcher aus irren und sündigen den Ursprung nimmt/ und sich so- wohl in Begriffen als Empfindungen äussert. Die Seele ist alsdenn kranck/ wenn sie in Jrr- thümern und Aberglauben steckt/ von dem Wege der Gerechtigkeit abweicht/ von Lastern sich beherr- schen läst/ folglich Unruh/ Gewissens-Angst/ Trau- rigkeit/ Furcht und Mißvergnügen empfindet. Die Verrichtungen des geistl. Artzten müssen also darin bestehen/ daß die Schmertzen der Seelen mit ihrer Ursache weggenommen/ und die geistl. Ge- sundheit und Stärcke wieder hergestellet werde. Dieses eben thut unser Heyland und Mittler. Um die Sünde von unserm Gewissen zu nehmen/ läst er sich dieselbe zurechnen und uns von denen trau- rigen Wirckungen derselben zu befreyen/ trägt er unsere Kranckheit und ladet unsere Schmertzen auf sich. Es. LIII. 5. Die göttliche Gerechtigkeit konte kein andere Mittel/ als dabey sie offenbar würde/ annehmen. (quaest. 49.) Darum muß er leyden/ sich Wunden schlagen lassen/ sein Blut vergiessen/ und endlich am Creutz eines schmähli- gen J 4
ſteht darin/ daß er dem Ubelſtand des Leibes durch heilſamen Raht und nuͤtzliche Medicamenta zu Huͤlf- fe komme/ und denſelben/ ſo viel an ihm/ aufhebe. Wann ſolchemnach dem Heyland der Name ei- nes geiſtl. Artztens ſoll zukommen/ ſo muß gewie- ſen werden/ daß er uns an der Seelen geholffen und deſſen Kranckheit hinweggenommen. Die Kranckheit/ ſo man ſich in der menſchlichen Seel vorſtellen kan/ iſt ein Ubelſtand/ welcher aus irren und ſuͤndigen den Urſprung nimmt/ und ſich ſo- wohl in Begriffen als Empfindungen aͤuſſert. Die Seele iſt alsdenn kranck/ wenn ſie in Jrr- thuͤmern und Aberglauben ſteckt/ von dem Wege der Gerechtigkeit abweicht/ von Laſtern ſich beherr- ſchen laͤſt/ folglich Unruh/ Gewiſſens-Angſt/ Trau- rigkeit/ Furcht und Mißvergnuͤgen empfindet. Die Verrichtungen des geiſtl. Artzten muͤſſen alſo darin beſtehen/ daß die Schmertzen der Seelen mit ihrer Urſache weggenommen/ und die geiſtl. Ge- ſundheit und Staͤrcke wieder hergeſtellet werde. Dieſes eben thut unſer Heyland und Mittler. Um die Suͤnde von unſerm Gewiſſen zu nehmen/ laͤſt er ſich dieſelbe zurechnen und uns von denen trau- rigen Wirckungen derſelben zu befreyen/ traͤgt er unſere Kranckheit und ladet unſere Schmertzen auf ſich. Eſ. LIII. 5. Die goͤttliche Gerechtigkeit konte kein andere Mittel/ als dabey ſie offenbar wuͤrde/ annehmen. (quæſt. 49.) Darum muß er leyden/ ſich Wunden ſchlagen laſſen/ ſein Blut vergieſſen/ und endlich am Creutz eines ſchmaͤhli- gen J 4
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Wann ſolchemnach dem Heyland der Name ei-
nes geiſtl. Artztens ſoll zukommen/ ſo muß gewie-
ſen werden/ daß er uns an der Seelen geholffen
und deſſen Kranckheit hinweggenommen. Die
Kranckheit/ ſo man ſich in der menſchlichen Seel
vorſtellen kan/ iſt ein Ubelſtand/ welcher aus irren
und ſuͤndigen den Urſprung nimmt/ und ſich ſo-
wohl in Begriffen als Empfindungen aͤuſſert.
Die Seele iſt alsdenn kranck/ wenn ſie in Jrr-
thuͤmern und Aberglauben ſteckt/ von dem Wege
der Gerechtigkeit abweicht/ von Laſtern ſich beherr-
ſchen laͤſt/ folglich Unruh/ Gewiſſens-Angſt/ Trau-
rigkeit/ Furcht und Mißvergnuͤgen empfindet.
Die Verrichtungen des geiſtl. Artzten muͤſſen alſo
darin beſtehen/ daß die Schmertzen der Seelen mit
ihrer Urſache weggenommen/ und die geiſtl. Ge-
ſundheit und Staͤrcke wieder hergeſtellet werde.
Dieſes eben thut unſer Heyland und Mittler. Um
die Suͤnde von unſerm Gewiſſen zu nehmen/ laͤſt
er ſich dieſelbe zurechnen und uns von denen trau-
rigen Wirckungen derſelben zu befreyen/ traͤgt er
unſere Kranckheit und ladet unſere Schmertzen
auf ſich. Eſ. LIII. 5. Die goͤttliche Gerechtigkeit
konte kein andere Mittel/ als dabey ſie offenbar
wuͤrde/ annehmen. (quæſt. 49.) Darum muß er
leyden/ ſich Wunden ſchlagen laſſen/ ſein Blut
vergieſſen/ und endlich am Creutz eines ſchmaͤhli-
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