Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.die Wirckungen davon an ihrem Leibe fühlen; der innerliche Glückstand des Geistes aber wird alsobald gestöret. Und eben durch die Wun- den des Gewissens wird der Ubertreter viel unse- liger/ als er durch alles äusserliche Leyden werden kan: eigentlich kan man wegen äusserlicher Trübsal nur denjenigen elend nennen/ welcher dabey kein gutes Gewissen und kein freudiges Zeugnüß in sei- nem Geist hat. Cicero hat hierin nach seiner Einsicht eine schöne Anmerckung: Morte, sagt er/ aut dolore corporis aut luctu animi aut offensione judicii hominum miserias ponderamus, quae, fateor, humana esse & multis viris bonis accidisse: sceleris autem poena tristis & praeter eventus, qui sequuntur, per se ipsa maxima est. L. II. de leg. Eben dieser kluge Heyde hat auch die Warheit erkannt/ daß gegen die Zeugnüsse des Gewissens keine mensch- liche Kunst und Vermögen etwas könne ausrich- ten: daß der Mensch/ ob er noch so gerne wil/ sich weder derselben entschlagen/ noch sonst auf einige Art dieselbe auslöschen und zernichten möge. Si qui, sind seine Worte/ satis opibus hominum con- tra conscientiam septi esse & muniti videntur, deo- rum tamen numen horrent: easque ipsas solicitudi- nes, quibus corum animi noctes diesque exeduntur a diis immortalibus supplicii causa importari putant. L. I. de finibus B. & M. XXV. Ob nicht die Gewissens-Stiche na- D 5
die Wirckungen davon an ihrem Leibe fuͤhlen; der innerliche Gluͤckſtand des Geiſtes aber wird alſobald geſtoͤret. Und eben durch die Wun- den des Gewiſſens wird der Ubertreter viel unſe- liger/ als er durch alles aͤuſſerliche Leyden werden kan: eigentlich kan man wegen aͤuſſerlicher Truͤbſal nur denjenigen elend nennen/ welcher dabey kein gutes Gewiſſen und kein freudiges Zeugnuͤß in ſei- nem Geiſt hat. Cicero hat hierin nach ſeiner Einſicht eine ſchoͤne Anmerckung: Morte, ſagt er/ aut dolore corporis aut luctu animi aut offenſione judicii hominum miſerias ponderamus, quæ, fateor, humana eſſe & multis viris bonis accidiſſe: ſceleris autem pœna triſtis & præter eventus, qui ſequuntur, per ſe ipſa maxima eſt. L. II. de leg. Eben dieſer kluge Heyde hat auch die Warheit erkannt/ daß gegen die Zeugnuͤſſe des Gewiſſens keine menſch- liche Kunſt und Vermoͤgen etwas koͤnne ausrich- ten: daß der Menſch/ ob er noch ſo gerne wil/ ſich weder derſelben entſchlagen/ noch ſonſt auf einige Art dieſelbe ausloͤſchen und zernichten moͤge. Si qui, ſind ſeine Worte/ ſatis opibus hominum con- tra conſcientiam ſepti eſſe & muniti videntur, deo- rum tamen numen horrent: easque ipſas ſolicitudi- nes, quibus corum animi noctes diesque exeduntur a diis immortalibus ſupplicii cauſa importari putant. L. I. de finibus B. & M. XXV. Ob nicht die Gewiſſens-Stiche na- D 5
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die Wirckungen davon an ihrem Leibe fuͤhlen;
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den des Gewiſſens wird der Ubertreter viel unſe-
liger/ als er durch alles aͤuſſerliche Leyden werden
kan: eigentlich kan man wegen aͤuſſerlicher Truͤbſal
nur denjenigen elend nennen/ welcher dabey kein
gutes Gewiſſen und kein freudiges Zeugnuͤß in ſei-
nem Geiſt hat. Cicero hat hierin nach ſeiner
Einſicht eine ſchoͤne Anmerckung: Morte, ſagt er/
aut dolore corporis aut luctu animi aut offenſione
judicii hominum miſerias ponderamus, quæ, fateor,
humana eſſe & multis viris bonis accidiſſe: ſceleris
autem pœna triſtis & præter eventus, qui ſequuntur,
per ſe ipſa maxima eſt. L. II. de leg. Eben dieſer
kluge Heyde hat auch die Warheit erkannt/ daß
gegen die Zeugnuͤſſe des Gewiſſens keine menſch-
liche Kunſt und Vermoͤgen etwas koͤnne ausrich-
ten: daß der Menſch/ ob er noch ſo gerne wil/ ſich
weder derſelben entſchlagen/ noch ſonſt auf einige
Art dieſelbe ausloͤſchen und zernichten moͤge. Si
qui, ſind ſeine Worte/ ſatis opibus hominum con-
tra conſcientiam ſepti eſſe & muniti videntur, deo-
rum tamen numen horrent: easque ipſas ſolicitudi-
nes, quibus corum animi noctes diesque exeduntur
a diis immortalibus ſupplicii cauſa importari putant.
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