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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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§ 17. Friedrich II. auf der Höhe seiner Macht (1230-1239).
dauernd in die unmittelbare Verwaltung des Reiches zu nehmen.
Aber während Barbarossa seine ganze Kraft -- freilich einem un-
gleich mächtigeren Fürsten gegenüber -- auf das beschränktere
Ziel vereinigt und es dadurch voll erreicht hatte, glaubte sein Enkel
den weitergehenden Plan nebenbei durchführen zu können und
verscherzte sich so den dauernden Erfolg. Der Herzog behauptete
sich in einem Teil des Landes, und die Kämpfe nahmen kein
Ende. Immerhin war hier dem deutschen Königtum eine zukunft-
reiche Bahn gewiesen, die Friedrich selbst später noch weiter ver-
folgt hat, die aber erst Rudolf von Habsburg bis zu dem welt-
geschichtlichen Ziele durchmessen sollte.

Wenn Friedrich sich damals der von ihm gewiß richtig ein-
geschätzten Aufgabe gleichwohl ohne nachhaltige Kraft widmete, so
erklärt sich das aus den ungleich größeren Kämpfen, in die er
gleichzeitig verwickelt war. Denn das Eingehen der Lombarden
auf die hochverräterischen Pläne König Heinrichs hatte auch in
Oberitalien eine neue Lage geschaffen und dem Kaiser die lang-
ersehnte Möglichkeit zum offnen Kriege gegen den Bund geboten.

Nach dem Frieden von Ceperano hatten sich (1231/32) die
Vorgänge von 1226 in nahezu getreuer Wiederholung noch einmal
abgespielt1): Berufung eines Reichstages zur Herstellung der kaiser-
lichen Rechte, Erneuerung des Lombardenbundes, Sperrung der
Alpenpässe, Verkündigung der Reichsacht und Annahme der päpst-
lichen Vermittlung. Auch jetzt war Friedrichs militärische Lage
durch die Fernhaltung des deutschen Zuzugs und die Unzuverlässig-
keit König Heinrichs durchaus unzureichend. Sie besserte sich erst
durch den Anschluß Veronas unter seinem Machthaber Ezzelin III.
von Romano (1232), der dem Kaiser die Brennerstraße sicherte,
aber freilich im folgenden Jahre vorübergehend durch das bundes-
freundliche Regiment Johanns von Vicenza abgelöst wurde. So ließ
Friedrich sich den päpstlichen Spruch, der ihm für die neuen Be-
leidigungen keine Genugtuung gewährte, gefallen (1233) und über-
trug dem Papste sogar gemeinsam mit den Lombarden die Aufgabe,
in den grundsätzlichen Rechtstreitigkeiten einen Ausgleich zu ver-
mitteln (1234). Dadurch nicht zum wenigsten hielt er die Kurie
bei seinem Vorgehen gegen den abtrünnigen Sohn noch auf seiner
Seite. Dann brachte der Anschluß der Lombarden an König
Heinrich (Ende 1234) in die Entwicklung ein ganz neues Moment,
das von Friedrich gewiß als eine Erlösung aus unbehaglicher Lage
begrüßt wurde. Dieser erneute Friedensbruch machte das Aus-

1) Über die Entwicklung der lombardischen Frage vgl. Köhler, Das Ver-
hältnis Kaiser F. II. z. d. Päpsten seiner Zeit, 1888.

§ 17. Friedrich II. auf der Höhe seiner Macht (1230‒1239).
dauernd in die unmittelbare Verwaltung des Reiches zu nehmen.
Aber während Barbarossa seine ganze Kraft — freilich einem un-
gleich mächtigeren Fürsten gegenüber — auf das beschränktere
Ziel vereinigt und es dadurch voll erreicht hatte, glaubte sein Enkel
den weitergehenden Plan nebenbei durchführen zu können und
verscherzte sich so den dauernden Erfolg. Der Herzog behauptete
sich in einem Teil des Landes, und die Kämpfe nahmen kein
Ende. Immerhin war hier dem deutschen Königtum eine zukunft-
reiche Bahn gewiesen, die Friedrich selbst später noch weiter ver-
folgt hat, die aber erst Rudolf von Habsburg bis zu dem welt-
geschichtlichen Ziele durchmessen sollte.

Wenn Friedrich sich damals der von ihm gewiß richtig ein-
geschätzten Aufgabe gleichwohl ohne nachhaltige Kraft widmete, so
erklärt sich das aus den ungleich größeren Kämpfen, in die er
gleichzeitig verwickelt war. Denn das Eingehen der Lombarden
auf die hochverräterischen Pläne König Heinrichs hatte auch in
Oberitalien eine neue Lage geschaffen und dem Kaiser die lang-
ersehnte Möglichkeit zum offnen Kriege gegen den Bund geboten.

Nach dem Frieden von Ceperano hatten sich (1231/32) die
Vorgänge von 1226 in nahezu getreuer Wiederholung noch einmal
abgespielt1): Berufung eines Reichstages zur Herstellung der kaiser-
lichen Rechte, Erneuerung des Lombardenbundes, Sperrung der
Alpenpässe, Verkündigung der Reichsacht und Annahme der päpst-
lichen Vermittlung. Auch jetzt war Friedrichs militärische Lage
durch die Fernhaltung des deutschen Zuzugs und die Unzuverlässig-
keit König Heinrichs durchaus unzureichend. Sie besserte sich erst
durch den Anschluß Veronas unter seinem Machthaber Ezzelin III.
von Romano (1232), der dem Kaiser die Brennerstraße sicherte,
aber freilich im folgenden Jahre vorübergehend durch das bundes-
freundliche Regiment Johanns von Vicenza abgelöst wurde. So ließ
Friedrich sich den päpstlichen Spruch, der ihm für die neuen Be-
leidigungen keine Genugtuung gewährte, gefallen (1233) und über-
trug dem Papste sogar gemeinsam mit den Lombarden die Aufgabe,
in den grundsätzlichen Rechtstreitigkeiten einen Ausgleich zu ver-
mitteln (1234). Dadurch nicht zum wenigsten hielt er die Kurie
bei seinem Vorgehen gegen den abtrünnigen Sohn noch auf seiner
Seite. Dann brachte der Anschluß der Lombarden an König
Heinrich (Ende 1234) in die Entwicklung ein ganz neues Moment,
das von Friedrich gewiß als eine Erlösung aus unbehaglicher Lage
begrüßt wurde. Dieser erneute Friedensbruch machte das Aus-

1) Über die Entwicklung der lombardischen Frage vgl. Köhler, Das Ver-
hältnis Kaiser F. II. z. d. Päpsten seiner Zeit, 1888.
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[235/0243] § 17. Friedrich II. auf der Höhe seiner Macht (1230‒1239). dauernd in die unmittelbare Verwaltung des Reiches zu nehmen. Aber während Barbarossa seine ganze Kraft — freilich einem un- gleich mächtigeren Fürsten gegenüber — auf das beschränktere Ziel vereinigt und es dadurch voll erreicht hatte, glaubte sein Enkel den weitergehenden Plan nebenbei durchführen zu können und verscherzte sich so den dauernden Erfolg. Der Herzog behauptete sich in einem Teil des Landes, und die Kämpfe nahmen kein Ende. Immerhin war hier dem deutschen Königtum eine zukunft- reiche Bahn gewiesen, die Friedrich selbst später noch weiter ver- folgt hat, die aber erst Rudolf von Habsburg bis zu dem welt- geschichtlichen Ziele durchmessen sollte. Wenn Friedrich sich damals der von ihm gewiß richtig ein- geschätzten Aufgabe gleichwohl ohne nachhaltige Kraft widmete, so erklärt sich das aus den ungleich größeren Kämpfen, in die er gleichzeitig verwickelt war. Denn das Eingehen der Lombarden auf die hochverräterischen Pläne König Heinrichs hatte auch in Oberitalien eine neue Lage geschaffen und dem Kaiser die lang- ersehnte Möglichkeit zum offnen Kriege gegen den Bund geboten. Nach dem Frieden von Ceperano hatten sich (1231/32) die Vorgänge von 1226 in nahezu getreuer Wiederholung noch einmal abgespielt 1): Berufung eines Reichstages zur Herstellung der kaiser- lichen Rechte, Erneuerung des Lombardenbundes, Sperrung der Alpenpässe, Verkündigung der Reichsacht und Annahme der päpst- lichen Vermittlung. Auch jetzt war Friedrichs militärische Lage durch die Fernhaltung des deutschen Zuzugs und die Unzuverlässig- keit König Heinrichs durchaus unzureichend. Sie besserte sich erst durch den Anschluß Veronas unter seinem Machthaber Ezzelin III. von Romano (1232), der dem Kaiser die Brennerstraße sicherte, aber freilich im folgenden Jahre vorübergehend durch das bundes- freundliche Regiment Johanns von Vicenza abgelöst wurde. So ließ Friedrich sich den päpstlichen Spruch, der ihm für die neuen Be- leidigungen keine Genugtuung gewährte, gefallen (1233) und über- trug dem Papste sogar gemeinsam mit den Lombarden die Aufgabe, in den grundsätzlichen Rechtstreitigkeiten einen Ausgleich zu ver- mitteln (1234). Dadurch nicht zum wenigsten hielt er die Kurie bei seinem Vorgehen gegen den abtrünnigen Sohn noch auf seiner Seite. Dann brachte der Anschluß der Lombarden an König Heinrich (Ende 1234) in die Entwicklung ein ganz neues Moment, das von Friedrich gewiß als eine Erlösung aus unbehaglicher Lage begrüßt wurde. Dieser erneute Friedensbruch machte das Aus- 1) Über die Entwicklung der lombardischen Frage vgl. Köhler, Das Ver- hältnis Kaiser F. II. z. d. Päpsten seiner Zeit, 1888.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/243>, abgerufen am 24.11.2024.