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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.
dem Rufe versagte. Eben die Notlage seines sizilischen Reiches gab
denn auch für den jungen Staufer neben Rechtsgefühl, dynastischem
Stolz und persönlichem Ehrgeiz gegen die abmahnenden Stimmen
seiner Ratgeber den Ausschlag zugunsten des gewagten Unter-
nehmens.

Mit geringer Begleitung und fast mittellos gelangte er nach
Rom. Dort leistete er seinem päpstlichen Lehnsherrn persönlich
den Mannschaftseid, ward von ihm mit Geld unterstützt und mit
seiner Zustimmung von den Römern als künftiger Kaiser ausge-
rufen. Wie ein Abenteurer schlug er sich dann von Genua aus
durch die Lombardei, verschwand in den Alpen, tauchte in Chur
wieder auf und wandte sich nach Konstanz. Hier gelang es ihm
festen Fuß zu fassen (Sept. 1212), sein Anhang wuchs und aufs
neue entbrannte in Deutschland der Bürgerkrieg. Wieder hatte
der Papst, wie Walter sang, "zwei Deutsche unter eine Krone ge-
bracht, daß sie über das Reich Unfrieden und Verwüstung brächten".

Dem Welfen war es letzthin gelungen, seine Stellung in Deutsch-
land neu zu festigen. Wenn gleichwohl Friedrich, der nun formell
gewählt und gekrönt ward (Dez. 1212), seine Macht in kurzer Zeit
über ganz Süd- und Mitteldeutschland ausdehnen und seinen An-
griff bereits gegen Sachsen richten konnte, so wirkten verschiedene
Momente zusammen, um diese überraschenden Erfolge zu erklären:
die staufischen Erinnerungen und die Geschicklichkeit Fried-
richs ebensosehr, wie die Abneigung gegen den gewalttätigen, hab-
süchtigen Welfen und die Furcht vor seinen zentralisierenden Be-
strebungen. Dazu die überaus wirksame Unterstützung des Papstes,
die Friedrich vergalt durch die Goldbulle von Eger (v. 12. Juli
1213), eine wörtliche Wiederholung von Ottos Speyrer Versprechungen,
aber jetzt gesichert und zur reichsrechtlichen Gültigkeit erhoben
durch die Zustimmung der Fürsten. So erhielten erst damals die
Erweiterung des Kirchenstaates und die Aufhebung jener alten
Kronrechte gegenüber der deutschen Kirche die gesetzliche Grund-
lage. Sehr erheblich fielen endlich die Einwirkungen Frankreichs,
mit dem sich Friedrich sofort verbündet hatte, ins Gewicht, das
französische Geld, die politischen und kriegerischen Erfolge Philipp
Augusts, und ein französischer Sieg von allgemeineuropäischer, welt-
geschichtlicher Bedeutung war es denn auch, der den deutschen
Thronstreit mit einem Schlage zur Entscheidung brachte.

Es ist hier nicht der Ort, zu schildern, wie die durch die
geographischen und lehensrechtlichen Verhältnisse bedingten fran-
zösisch-englischen Verwicklungen damals zur Lösung drängten, wie
durch das staufische und welfische Bündnis der beiden Gegner und
das Hineinwirken kirchenpolitischer Kämpfe ganz Europa in Mit-

II. Die Zeit der Staufer.
dem Rufe versagte. Eben die Notlage seines sizilischen Reiches gab
denn auch für den jungen Staufer neben Rechtsgefühl, dynastischem
Stolz und persönlichem Ehrgeiz gegen die abmahnenden Stimmen
seiner Ratgeber den Ausschlag zugunsten des gewagten Unter-
nehmens.

Mit geringer Begleitung und fast mittellos gelangte er nach
Rom. Dort leistete er seinem päpstlichen Lehnsherrn persönlich
den Mannschaftseid, ward von ihm mit Geld unterstützt und mit
seiner Zustimmung von den Römern als künftiger Kaiser ausge-
rufen. Wie ein Abenteurer schlug er sich dann von Genua aus
durch die Lombardei, verschwand in den Alpen, tauchte in Chur
wieder auf und wandte sich nach Konstanz. Hier gelang es ihm
festen Fuß zu fassen (Sept. 1212), sein Anhang wuchs und aufs
neue entbrannte in Deutschland der Bürgerkrieg. Wieder hatte
der Papst, wie Walter sang, „zwei Deutsche unter eine Krone ge-
bracht, daß sie über das Reich Unfrieden und Verwüstung brächten“.

Dem Welfen war es letzthin gelungen, seine Stellung in Deutsch-
land neu zu festigen. Wenn gleichwohl Friedrich, der nun formell
gewählt und gekrönt ward (Dez. 1212), seine Macht in kurzer Zeit
über ganz Süd- und Mitteldeutschland ausdehnen und seinen An-
griff bereits gegen Sachsen richten konnte, so wirkten verschiedene
Momente zusammen, um diese überraschenden Erfolge zu erklären:
die staufischen Erinnerungen und die Geschicklichkeit Fried-
richs ebensosehr, wie die Abneigung gegen den gewalttätigen, hab-
süchtigen Welfen und die Furcht vor seinen zentralisierenden Be-
strebungen. Dazu die überaus wirksame Unterstützung des Papstes,
die Friedrich vergalt durch die Goldbulle von Eger (v. 12. Juli
1213), eine wörtliche Wiederholung von Ottos Speyrer Versprechungen,
aber jetzt gesichert und zur reichsrechtlichen Gültigkeit erhoben
durch die Zustimmung der Fürsten. So erhielten erst damals die
Erweiterung des Kirchenstaates und die Aufhebung jener alten
Kronrechte gegenüber der deutschen Kirche die gesetzliche Grund-
lage. Sehr erheblich fielen endlich die Einwirkungen Frankreichs,
mit dem sich Friedrich sofort verbündet hatte, ins Gewicht, das
französische Geld, die politischen und kriegerischen Erfolge Philipp
Augusts, und ein französischer Sieg von allgemeineuropäischer, welt-
geschichtlicher Bedeutung war es denn auch, der den deutschen
Thronstreit mit einem Schlage zur Entscheidung brachte.

Es ist hier nicht der Ort, zu schildern, wie die durch die
geographischen und lehensrechtlichen Verhältnisse bedingten fran-
zösisch-englischen Verwicklungen damals zur Lösung drängten, wie
durch das staufische und welfische Bündnis der beiden Gegner und
das Hineinwirken kirchenpolitischer Kämpfe ganz Europa in Mit-

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[198/0206] II. Die Zeit der Staufer. dem Rufe versagte. Eben die Notlage seines sizilischen Reiches gab denn auch für den jungen Staufer neben Rechtsgefühl, dynastischem Stolz und persönlichem Ehrgeiz gegen die abmahnenden Stimmen seiner Ratgeber den Ausschlag zugunsten des gewagten Unter- nehmens. Mit geringer Begleitung und fast mittellos gelangte er nach Rom. Dort leistete er seinem päpstlichen Lehnsherrn persönlich den Mannschaftseid, ward von ihm mit Geld unterstützt und mit seiner Zustimmung von den Römern als künftiger Kaiser ausge- rufen. Wie ein Abenteurer schlug er sich dann von Genua aus durch die Lombardei, verschwand in den Alpen, tauchte in Chur wieder auf und wandte sich nach Konstanz. Hier gelang es ihm festen Fuß zu fassen (Sept. 1212), sein Anhang wuchs und aufs neue entbrannte in Deutschland der Bürgerkrieg. Wieder hatte der Papst, wie Walter sang, „zwei Deutsche unter eine Krone ge- bracht, daß sie über das Reich Unfrieden und Verwüstung brächten“. Dem Welfen war es letzthin gelungen, seine Stellung in Deutsch- land neu zu festigen. Wenn gleichwohl Friedrich, der nun formell gewählt und gekrönt ward (Dez. 1212), seine Macht in kurzer Zeit über ganz Süd- und Mitteldeutschland ausdehnen und seinen An- griff bereits gegen Sachsen richten konnte, so wirkten verschiedene Momente zusammen, um diese überraschenden Erfolge zu erklären: die staufischen Erinnerungen und die Geschicklichkeit Fried- richs ebensosehr, wie die Abneigung gegen den gewalttätigen, hab- süchtigen Welfen und die Furcht vor seinen zentralisierenden Be- strebungen. Dazu die überaus wirksame Unterstützung des Papstes, die Friedrich vergalt durch die Goldbulle von Eger (v. 12. Juli 1213), eine wörtliche Wiederholung von Ottos Speyrer Versprechungen, aber jetzt gesichert und zur reichsrechtlichen Gültigkeit erhoben durch die Zustimmung der Fürsten. So erhielten erst damals die Erweiterung des Kirchenstaates und die Aufhebung jener alten Kronrechte gegenüber der deutschen Kirche die gesetzliche Grund- lage. Sehr erheblich fielen endlich die Einwirkungen Frankreichs, mit dem sich Friedrich sofort verbündet hatte, ins Gewicht, das französische Geld, die politischen und kriegerischen Erfolge Philipp Augusts, und ein französischer Sieg von allgemeineuropäischer, welt- geschichtlicher Bedeutung war es denn auch, der den deutschen Thronstreit mit einem Schlage zur Entscheidung brachte. Es ist hier nicht der Ort, zu schildern, wie die durch die geographischen und lehensrechtlichen Verhältnisse bedingten fran- zösisch-englischen Verwicklungen damals zur Lösung drängten, wie durch das staufische und welfische Bündnis der beiden Gegner und das Hineinwirken kirchenpolitischer Kämpfe ganz Europa in Mit-

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/206>, abgerufen am 22.11.2024.