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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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Die Zeit der Staufer.

Als es nach dem Tode Wilhelms II. von Sizilien (Ende 1189)
galt, den Erbanspruch Konstanzens zu verwirklichen, schloß Heinrich,
der eben mit dem eidbrüchig nach Deutschland zurückgekehrten
Heinrich dem Löwen im Felde lag, mit diesem, statt ihn zu ver-
nichten, einen raschen Frieden (Juli 1190), um sich freie Hand
für das sizilische Unternehmen und für den Vollzug der vom Papste
versprochenen Kaiserkrönung zu verschaffen, die noch dringender
wurde, als die Nachricht vom Tode des Vaters aus dem Orient
eintraf. Aber vor beiden Zielen türmten sich nun die erheb-
lichsten Schwierigkeiten. Eine sizilische Nationalpartei hatte voll
Abneigung gegen die deutsche Herrschaft einen unehelichen Sproß
des normannischen Königshauses auf den Thron gehoben (Januar
1190). Tancred, eine tüchtige und gewinnende Persönlichkeit,
wenn auch ohne Größe, war der Förderung des Papstes von vorn-
herein gewiß, der jedes Mittel ergreifen mußte, um sich vor der
drohenden Umstrickung durch die staufische Macht zu retten, und
der als Oberlehnsherr ein Mitwirkungsrecht bei der Regelung der
Thronfolge wenigstens beanspruchte. Eine weitere Stütze bot ihm
ein Bündnis mit Richard Löwenherz, das bei dem Winteraufenthalt
des Kreuzfahrers in Messina (1190/91) nach feindseligen Reibungen
und Erpressungen des englischen Königs zustande kam und
seine Spitze gegen Heinrich richtete. Durch diesen Rückhalt im
Süden ermutigt, weigerte sich nun der damals neuerwählte Papst
Coelestin III. (1191-98), das Krönungsversprechen seines Vor-
gängers einzulösen. Er war fast schon ein halbes Jahrhundert
Kardinal gewesen, ein fünfundachzigjähriger Greis, heroischer Ent-
schlüsse für die kirchliche Freiheit kaum fähig, von der Überlegen-
heit der kaiserlichen Macht schmerzlich durchdrungen, trotzdem das
Ringen gegen sie nie ganz aufgebend, aber im Bewußtsein seiner
Ohnmacht auf passiven Widerstand, hinhaltende Maßregeln, geheime
Zettelungen und Verschwörungen angewiesen.1) Charakteristisch,
daß er jetzt, um einen Vorwand für die Verzögerung der Kaiser-
krönung zu haben, seine eigne Weihe hinausschob.

Für Heinrich wären ein längerer Aufenthalt oder ein vor-
läufiger Verzicht im Hinblick auf seine sizilischen und deutschen
Gegner gleich bedenklich gewesen. Indes war er nicht der Mann,
sich durch Ausflüchte hinhalten zu lassen. Nicht durch brutale

1) Hauck IV, 680 sucht Coelestin gegen den Vorwurf der Schwäche in
Schutz zu nehmen; ähnlich die Jenenser Diss. v. Leineweber (1906). Wie viel von
energischeren Maßnahmen der letzten Jahre bereits auf den Einfluß des Kar-
dinals Lothar von Segni (Innozenz III.) zurückzuführen ist, wird sich schwer
ausmachen lassen; wahrscheinlich recht viel. Immerhin war die damalige
Lage des Papsttums eine der schwierigsten aller Zeiten.
Die Zeit der Staufer.

Als es nach dem Tode Wilhelms II. von Sizilien (Ende 1189)
galt, den Erbanspruch Konstanzens zu verwirklichen, schloß Heinrich,
der eben mit dem eidbrüchig nach Deutschland zurückgekehrten
Heinrich dem Löwen im Felde lag, mit diesem, statt ihn zu ver-
nichten, einen raschen Frieden (Juli 1190), um sich freie Hand
für das sizilische Unternehmen und für den Vollzug der vom Papste
versprochenen Kaiserkrönung zu verschaffen, die noch dringender
wurde, als die Nachricht vom Tode des Vaters aus dem Orient
eintraf. Aber vor beiden Zielen türmten sich nun die erheb-
lichsten Schwierigkeiten. Eine sizilische Nationalpartei hatte voll
Abneigung gegen die deutsche Herrschaft einen unehelichen Sproß
des normannischen Königshauses auf den Thron gehoben (Januar
1190). Tancred, eine tüchtige und gewinnende Persönlichkeit,
wenn auch ohne Größe, war der Förderung des Papstes von vorn-
herein gewiß, der jedes Mittel ergreifen mußte, um sich vor der
drohenden Umstrickung durch die staufische Macht zu retten, und
der als Oberlehnsherr ein Mitwirkungsrecht bei der Regelung der
Thronfolge wenigstens beanspruchte. Eine weitere Stütze bot ihm
ein Bündnis mit Richard Löwenherz, das bei dem Winteraufenthalt
des Kreuzfahrers in Messina (1190/91) nach feindseligen Reibungen
und Erpressungen des englischen Königs zustande kam und
seine Spitze gegen Heinrich richtete. Durch diesen Rückhalt im
Süden ermutigt, weigerte sich nun der damals neuerwählte Papst
Coelestin III. (1191‒98), das Krönungsversprechen seines Vor-
gängers einzulösen. Er war fast schon ein halbes Jahrhundert
Kardinal gewesen, ein fünfundachzigjähriger Greis, heroischer Ent-
schlüsse für die kirchliche Freiheit kaum fähig, von der Überlegen-
heit der kaiserlichen Macht schmerzlich durchdrungen, trotzdem das
Ringen gegen sie nie ganz aufgebend, aber im Bewußtsein seiner
Ohnmacht auf passiven Widerstand, hinhaltende Maßregeln, geheime
Zettelungen und Verschwörungen angewiesen.1) Charakteristisch,
daß er jetzt, um einen Vorwand für die Verzögerung der Kaiser-
krönung zu haben, seine eigne Weihe hinausschob.

Für Heinrich wären ein längerer Aufenthalt oder ein vor-
läufiger Verzicht im Hinblick auf seine sizilischen und deutschen
Gegner gleich bedenklich gewesen. Indes war er nicht der Mann,
sich durch Ausflüchte hinhalten zu lassen. Nicht durch brutale

1) Hauck IV, 680 sucht Coelestin gegen den Vorwurf der Schwäche in
Schutz zu nehmen; ähnlich die Jenenser Diss. v. Leineweber (1906). Wie viel von
energischeren Maßnahmen der letzten Jahre bereits auf den Einfluß des Kar-
dinals Lothar von Segni (Innozenz III.) zurückzuführen ist, wird sich schwer
ausmachen lassen; wahrscheinlich recht viel. Immerhin war die damalige
Lage des Papsttums eine der schwierigsten aller Zeiten.
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[174/0182] Die Zeit der Staufer. Als es nach dem Tode Wilhelms II. von Sizilien (Ende 1189) galt, den Erbanspruch Konstanzens zu verwirklichen, schloß Heinrich, der eben mit dem eidbrüchig nach Deutschland zurückgekehrten Heinrich dem Löwen im Felde lag, mit diesem, statt ihn zu ver- nichten, einen raschen Frieden (Juli 1190), um sich freie Hand für das sizilische Unternehmen und für den Vollzug der vom Papste versprochenen Kaiserkrönung zu verschaffen, die noch dringender wurde, als die Nachricht vom Tode des Vaters aus dem Orient eintraf. Aber vor beiden Zielen türmten sich nun die erheb- lichsten Schwierigkeiten. Eine sizilische Nationalpartei hatte voll Abneigung gegen die deutsche Herrschaft einen unehelichen Sproß des normannischen Königshauses auf den Thron gehoben (Januar 1190). Tancred, eine tüchtige und gewinnende Persönlichkeit, wenn auch ohne Größe, war der Förderung des Papstes von vorn- herein gewiß, der jedes Mittel ergreifen mußte, um sich vor der drohenden Umstrickung durch die staufische Macht zu retten, und der als Oberlehnsherr ein Mitwirkungsrecht bei der Regelung der Thronfolge wenigstens beanspruchte. Eine weitere Stütze bot ihm ein Bündnis mit Richard Löwenherz, das bei dem Winteraufenthalt des Kreuzfahrers in Messina (1190/91) nach feindseligen Reibungen und Erpressungen des englischen Königs zustande kam und seine Spitze gegen Heinrich richtete. Durch diesen Rückhalt im Süden ermutigt, weigerte sich nun der damals neuerwählte Papst Coelestin III. (1191‒98), das Krönungsversprechen seines Vor- gängers einzulösen. Er war fast schon ein halbes Jahrhundert Kardinal gewesen, ein fünfundachzigjähriger Greis, heroischer Ent- schlüsse für die kirchliche Freiheit kaum fähig, von der Überlegen- heit der kaiserlichen Macht schmerzlich durchdrungen, trotzdem das Ringen gegen sie nie ganz aufgebend, aber im Bewußtsein seiner Ohnmacht auf passiven Widerstand, hinhaltende Maßregeln, geheime Zettelungen und Verschwörungen angewiesen. 1) Charakteristisch, daß er jetzt, um einen Vorwand für die Verzögerung der Kaiser- krönung zu haben, seine eigne Weihe hinausschob. Für Heinrich wären ein längerer Aufenthalt oder ein vor- läufiger Verzicht im Hinblick auf seine sizilischen und deutschen Gegner gleich bedenklich gewesen. Indes war er nicht der Mann, sich durch Ausflüchte hinhalten zu lassen. Nicht durch brutale 1) Hauck IV, 680 sucht Coelestin gegen den Vorwurf der Schwäche in Schutz zu nehmen; ähnlich die Jenenser Diss. v. Leineweber (1906). Wie viel von energischeren Maßnahmen der letzten Jahre bereits auf den Einfluß des Kar- dinals Lothar von Segni (Innozenz III.) zurückzuführen ist, wird sich schwer ausmachen lassen; wahrscheinlich recht viel. Immerhin war die damalige Lage des Papsttums eine der schwierigsten aller Zeiten.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/182>, abgerufen am 26.11.2024.