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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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§ 12. Weitere Kämpfe bis zur Beendigung des Schismas (1168-1177).
§ 12. Weitere Kämpfe bis zur Beendigung des Schismas
(1168-1177).

Man könnte versucht sein, die Aussichten Friedrichs nach der
römischen Katastrophe und der Erhebung der Lombarden zu ver-
gleichen mit der Lage Heinrichs IV. nach dem Abfall Italiens unter
Führung Urbans II. Hier wie dort hatte es sich entschieden, daß
an eine volle Durchsetzung des schismatischen Papsttums nicht wohl
zu denken war. Europäischer Anhang und italienische Widerstands-
kräfte stützten die unabhängige Kurie. Friedrich, gebunden durch
die Würzburger Beschlüsse, dachte damals zwar noch nicht an
Nachgeben, erteilte vielmehr bei einem neuen Wechsel im Gegen-
papsttum Kalixt III. sofort seine Anerkennung (1168), aber ernst-
hafte Friedensunterhandlungen mit Alexander III., mochten sie auch
noch scheitern, zeigten doch in den folgenden Jahren Wunsch und
Möglichkeit eines Ausgleichs. Noch war des Kaisers Machtstellung
südlich und nördlich der Alpen höchst bedeutend und jener Hein-
richs IV. unendlich überlegen. In Italien hatte sich allerdings ein
neuartiger Bund städtischer Selbstherrschaften wie ein Keil zwischen
die Reichsgebiete geschoben und hemmte ihre Verbindung; aber
die kaiserliche Herrschaft in Mittelitalien blieb unerschüttert, sie ge-
wann sogar bald einen festeren Rechtsgrund, als der alte Herzog
Welf VI., der durch die römische Seuche seinen einzigen Sohn und
mit ihm das Interesse an seinem italienischen Lehensbesitz verloren
hatte, gegen eine Geldentschädigung zugunsten des Kaisers auf
Tuszien, Spoleto, die mathildischen Güter, Sardinien und Corsica
verzichtete (c. 1174). Ein umfänglicher Teil des engeren Kirchen-
staates mit Rom selbst blieb überdies die ganzen folgenden Jahre
hindurch in den Händen der Kaiserlichen.

Auf Deutschland endlich wirkten die letzten Verhältnisse in-
soweit ungünstig, als sie die Zurückhaltung der deutschen Fürsten
neuen italienischen Unternehmungen gegenüber steigerten. Sonst aber
gelang es Friedrich in der nächsten Zeit, durch eine kluge, zugleich
vorsichtige und zielbewußte Politik seine hier völlig ungeschwächte
Macht noch zu erhöhen. Wenn Heinrich IV. sich dereinst nur
durch Zugeständnisse an die sächsisch-süddeutsche Opposition wieder
wenigstens zum politischen Gebieter Deutschlands gemacht hatte, so
zeigte zwar die Machtstellung Heinrichs des Löwen, daß auch jetzt
noch eine ähnliche Aufgabe der Lösung harrte. Aber noch hatten
sich die Herrschaftskreise des Staufers und des Welfen nicht ge-
schnitten, gerade auf ihrem ungestörten freundschaftlichen Neben-
einander beruhte noch eine Weile das System der innerdeutschen

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§ 12. Weitere Kämpfe bis zur Beendigung des Schismas (1168‒1177).
§ 12. Weitere Kämpfe bis zur Beendigung des Schismas
(1168‒1177).

Man könnte versucht sein, die Aussichten Friedrichs nach der
römischen Katastrophe und der Erhebung der Lombarden zu ver-
gleichen mit der Lage Heinrichs IV. nach dem Abfall Italiens unter
Führung Urbans II. Hier wie dort hatte es sich entschieden, daß
an eine volle Durchsetzung des schismatischen Papsttums nicht wohl
zu denken war. Europäischer Anhang und italienische Widerstands-
kräfte stützten die unabhängige Kurie. Friedrich, gebunden durch
die Würzburger Beschlüsse, dachte damals zwar noch nicht an
Nachgeben, erteilte vielmehr bei einem neuen Wechsel im Gegen-
papsttum Kalixt III. sofort seine Anerkennung (1168), aber ernst-
hafte Friedensunterhandlungen mit Alexander III., mochten sie auch
noch scheitern, zeigten doch in den folgenden Jahren Wunsch und
Möglichkeit eines Ausgleichs. Noch war des Kaisers Machtstellung
südlich und nördlich der Alpen höchst bedeutend und jener Hein-
richs IV. unendlich überlegen. In Italien hatte sich allerdings ein
neuartiger Bund städtischer Selbstherrschaften wie ein Keil zwischen
die Reichsgebiete geschoben und hemmte ihre Verbindung; aber
die kaiserliche Herrschaft in Mittelitalien blieb unerschüttert, sie ge-
wann sogar bald einen festeren Rechtsgrund, als der alte Herzog
Welf VI., der durch die römische Seuche seinen einzigen Sohn und
mit ihm das Interesse an seinem italienischen Lehensbesitz verloren
hatte, gegen eine Geldentschädigung zugunsten des Kaisers auf
Tuszien, Spoleto, die mathildischen Güter, Sardinien und Corsica
verzichtete (c. 1174). Ein umfänglicher Teil des engeren Kirchen-
staates mit Rom selbst blieb überdies die ganzen folgenden Jahre
hindurch in den Händen der Kaiserlichen.

Auf Deutschland endlich wirkten die letzten Verhältnisse in-
soweit ungünstig, als sie die Zurückhaltung der deutschen Fürsten
neuen italienischen Unternehmungen gegenüber steigerten. Sonst aber
gelang es Friedrich in der nächsten Zeit, durch eine kluge, zugleich
vorsichtige und zielbewußte Politik seine hier völlig ungeschwächte
Macht noch zu erhöhen. Wenn Heinrich IV. sich dereinst nur
durch Zugeständnisse an die sächsisch-süddeutsche Opposition wieder
wenigstens zum politischen Gebieter Deutschlands gemacht hatte, so
zeigte zwar die Machtstellung Heinrichs des Löwen, daß auch jetzt
noch eine ähnliche Aufgabe der Lösung harrte. Aber noch hatten
sich die Herrschaftskreise des Staufers und des Welfen nicht ge-
schnitten, gerade auf ihrem ungestörten freundschaftlichen Neben-
einander beruhte noch eine Weile das System der innerdeutschen

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[147/0155] § 12. Weitere Kämpfe bis zur Beendigung des Schismas (1168‒1177). § 12. Weitere Kämpfe bis zur Beendigung des Schismas (1168‒1177). Man könnte versucht sein, die Aussichten Friedrichs nach der römischen Katastrophe und der Erhebung der Lombarden zu ver- gleichen mit der Lage Heinrichs IV. nach dem Abfall Italiens unter Führung Urbans II. Hier wie dort hatte es sich entschieden, daß an eine volle Durchsetzung des schismatischen Papsttums nicht wohl zu denken war. Europäischer Anhang und italienische Widerstands- kräfte stützten die unabhängige Kurie. Friedrich, gebunden durch die Würzburger Beschlüsse, dachte damals zwar noch nicht an Nachgeben, erteilte vielmehr bei einem neuen Wechsel im Gegen- papsttum Kalixt III. sofort seine Anerkennung (1168), aber ernst- hafte Friedensunterhandlungen mit Alexander III., mochten sie auch noch scheitern, zeigten doch in den folgenden Jahren Wunsch und Möglichkeit eines Ausgleichs. Noch war des Kaisers Machtstellung südlich und nördlich der Alpen höchst bedeutend und jener Hein- richs IV. unendlich überlegen. In Italien hatte sich allerdings ein neuartiger Bund städtischer Selbstherrschaften wie ein Keil zwischen die Reichsgebiete geschoben und hemmte ihre Verbindung; aber die kaiserliche Herrschaft in Mittelitalien blieb unerschüttert, sie ge- wann sogar bald einen festeren Rechtsgrund, als der alte Herzog Welf VI., der durch die römische Seuche seinen einzigen Sohn und mit ihm das Interesse an seinem italienischen Lehensbesitz verloren hatte, gegen eine Geldentschädigung zugunsten des Kaisers auf Tuszien, Spoleto, die mathildischen Güter, Sardinien und Corsica verzichtete (c. 1174). Ein umfänglicher Teil des engeren Kirchen- staates mit Rom selbst blieb überdies die ganzen folgenden Jahre hindurch in den Händen der Kaiserlichen. Auf Deutschland endlich wirkten die letzten Verhältnisse in- soweit ungünstig, als sie die Zurückhaltung der deutschen Fürsten neuen italienischen Unternehmungen gegenüber steigerten. Sonst aber gelang es Friedrich in der nächsten Zeit, durch eine kluge, zugleich vorsichtige und zielbewußte Politik seine hier völlig ungeschwächte Macht noch zu erhöhen. Wenn Heinrich IV. sich dereinst nur durch Zugeständnisse an die sächsisch-süddeutsche Opposition wieder wenigstens zum politischen Gebieter Deutschlands gemacht hatte, so zeigte zwar die Machtstellung Heinrichs des Löwen, daß auch jetzt noch eine ähnliche Aufgabe der Lösung harrte. Aber noch hatten sich die Herrschaftskreise des Staufers und des Welfen nicht ge- schnitten, gerade auf ihrem ungestörten freundschaftlichen Neben- einander beruhte noch eine Weile das System der innerdeutschen 10*

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/155>, abgerufen am 24.11.2024.