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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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§ 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157-1167).
liche Kanzlei, bisher der päpstlichen an diplomatischem Geschick
zumeist nicht gewachsen, war ihr jetzt unter Reinalds von Dassel
geistvoller und schneidiger Leitung mindestens ebenbürtig. Eben
in dieser Zeit (1159) durch die Gunst seines kaiserlichen Herrn
auf den zweithöchsten Erzstuhl des deutschen Reiches, den Kölner,
erhoben, ohne einstweilen die Weihen zu erhalten, wurde er nicht,
wie in ähnlicher Lage wenige Jahre später Thomas von Canterbury,
vom hierarchischen Geiste ergriffen, sondern bewahrte, der bisherigen
Richtung getreu, als Erzkanzler für Italien maßgebenden Einfluß
auf Kanzlei und Politik Friedrichs. Man spürt ihn aus der stolzen
und schroffen Art, mit der Formfehler der Kurie dadurch erwidert
wurden, daß nun in den Schreiben an Hadrian der kaiserliche
Name vor dem päpstlichen, das einfache Du an Stelle des höflichen
Ihr trat. Die ganze Lage gemahnte lebhaft an die letzten Zeiten
Papst Alexanders II. Auch jetzt trat die Kurie unter Ablehnung
eines vom Kaiser angebotenen Schiedsgerichts mit den Reichsfeinden,
dem Könige von Sizilien und den lombardischen Rebellen, in die
engste Verbindung und nahm die Bannung des Kaisers in Aussicht,
während Friedrich mit der Bürgerschaft Roms Fühlung suchte. So
standen die Dinge bereits auf des Messers Schneide, als Hadrian
plötzlich starb (Sept. 1159).

Unter den obwaltenden Verhältnissen und bei der schroffen
Spaltung im Kardinalskolleg war an eine einmütige oder auch nur
geordnete Papstwahl nicht zu denken. Für die Mehrheit stand die
Erhebung des Kanzlers Roland von vornherein fest. Sie bedeutete
den offenen Bruch mit dem Kaisertum. Ebendeshalb suchte man ihr
von jener Seite entgegenzuarbeiten, denn einen unzweifelhaften Reichs-
feind auf dem Stuhle Petri meinte man nicht ruhig hinnehmen zu
dürfen. Friedrichs Abgesandter Otto von Wittelsbach stand doch
wohl insgeheim hinter der kaiserfreundlichen Kardinalsminderheit,
die nun in tumultuarischem Verfahren einen der ihrigen, Oktavian
als Viktor IV. zum Papst erhob, während die Gegner darauf in
gesetzlicherem, wenn auch keineswegs unanfechtbarem Vorgehen die
Wahl Rolands als Alexanders III. vollzogen. Die Namen scheinen
anzudeuten, daß man in der Tat in die Zeiten vor dem Ausbruch
des Investiturstreits zurückdachte.

Dem Kaiser wäre die einhellige Wahl eines maßvolleren, farb-
loseren Papstes weitaus das Erwünschteste gewesen; ein Vorschlag in
diesem Sinne wurde indes von den Alexandrinern abgelehnt. Da
nun eine friedliche Verständigung mit Roland unmöglich erschien,
so war einer geschlossen feindseligen Papstkirche das Schisma immer
noch vorzuziehen. Aber es durfte nicht lange währen, sollte es
nicht für die kaiserliche Politik ernste Gefahren heraufbeschwören.

§ 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157‒1167).
liche Kanzlei, bisher der päpstlichen an diplomatischem Geschick
zumeist nicht gewachsen, war ihr jetzt unter Reinalds von Dassel
geistvoller und schneidiger Leitung mindestens ebenbürtig. Eben
in dieser Zeit (1159) durch die Gunst seines kaiserlichen Herrn
auf den zweithöchsten Erzstuhl des deutschen Reiches, den Kölner,
erhoben, ohne einstweilen die Weihen zu erhalten, wurde er nicht,
wie in ähnlicher Lage wenige Jahre später Thomas von Canterbury,
vom hierarchischen Geiste ergriffen, sondern bewahrte, der bisherigen
Richtung getreu, als Erzkanzler für Italien maßgebenden Einfluß
auf Kanzlei und Politik Friedrichs. Man spürt ihn aus der stolzen
und schroffen Art, mit der Formfehler der Kurie dadurch erwidert
wurden, daß nun in den Schreiben an Hadrian der kaiserliche
Name vor dem päpstlichen, das einfache Du an Stelle des höflichen
Ihr trat. Die ganze Lage gemahnte lebhaft an die letzten Zeiten
Papst Alexanders II. Auch jetzt trat die Kurie unter Ablehnung
eines vom Kaiser angebotenen Schiedsgerichts mit den Reichsfeinden,
dem Könige von Sizilien und den lombardischen Rebellen, in die
engste Verbindung und nahm die Bannung des Kaisers in Aussicht,
während Friedrich mit der Bürgerschaft Roms Fühlung suchte. So
standen die Dinge bereits auf des Messers Schneide, als Hadrian
plötzlich starb (Sept. 1159).

Unter den obwaltenden Verhältnissen und bei der schroffen
Spaltung im Kardinalskolleg war an eine einmütige oder auch nur
geordnete Papstwahl nicht zu denken. Für die Mehrheit stand die
Erhebung des Kanzlers Roland von vornherein fest. Sie bedeutete
den offenen Bruch mit dem Kaisertum. Ebendeshalb suchte man ihr
von jener Seite entgegenzuarbeiten, denn einen unzweifelhaften Reichs-
feind auf dem Stuhle Petri meinte man nicht ruhig hinnehmen zu
dürfen. Friedrichs Abgesandter Otto von Wittelsbach stand doch
wohl insgeheim hinter der kaiserfreundlichen Kardinalsminderheit,
die nun in tumultuarischem Verfahren einen der ihrigen, Oktavian
als Viktor IV. zum Papst erhob, während die Gegner darauf in
gesetzlicherem, wenn auch keineswegs unanfechtbarem Vorgehen die
Wahl Rolands als Alexanders III. vollzogen. Die Namen scheinen
anzudeuten, daß man in der Tat in die Zeiten vor dem Ausbruch
des Investiturstreits zurückdachte.

Dem Kaiser wäre die einhellige Wahl eines maßvolleren, farb-
loseren Papstes weitaus das Erwünschteste gewesen; ein Vorschlag in
diesem Sinne wurde indes von den Alexandrinern abgelehnt. Da
nun eine friedliche Verständigung mit Roland unmöglich erschien,
so war einer geschlossen feindseligen Papstkirche das Schisma immer
noch vorzuziehen. Aber es durfte nicht lange währen, sollte es
nicht für die kaiserliche Politik ernste Gefahren heraufbeschwören.

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[135/0143] § 11. Reaktionäre Politik unter d. Einfluß Reinalds v. Dassel (1157‒1167). liche Kanzlei, bisher der päpstlichen an diplomatischem Geschick zumeist nicht gewachsen, war ihr jetzt unter Reinalds von Dassel geistvoller und schneidiger Leitung mindestens ebenbürtig. Eben in dieser Zeit (1159) durch die Gunst seines kaiserlichen Herrn auf den zweithöchsten Erzstuhl des deutschen Reiches, den Kölner, erhoben, ohne einstweilen die Weihen zu erhalten, wurde er nicht, wie in ähnlicher Lage wenige Jahre später Thomas von Canterbury, vom hierarchischen Geiste ergriffen, sondern bewahrte, der bisherigen Richtung getreu, als Erzkanzler für Italien maßgebenden Einfluß auf Kanzlei und Politik Friedrichs. Man spürt ihn aus der stolzen und schroffen Art, mit der Formfehler der Kurie dadurch erwidert wurden, daß nun in den Schreiben an Hadrian der kaiserliche Name vor dem päpstlichen, das einfache Du an Stelle des höflichen Ihr trat. Die ganze Lage gemahnte lebhaft an die letzten Zeiten Papst Alexanders II. Auch jetzt trat die Kurie unter Ablehnung eines vom Kaiser angebotenen Schiedsgerichts mit den Reichsfeinden, dem Könige von Sizilien und den lombardischen Rebellen, in die engste Verbindung und nahm die Bannung des Kaisers in Aussicht, während Friedrich mit der Bürgerschaft Roms Fühlung suchte. So standen die Dinge bereits auf des Messers Schneide, als Hadrian plötzlich starb (Sept. 1159). Unter den obwaltenden Verhältnissen und bei der schroffen Spaltung im Kardinalskolleg war an eine einmütige oder auch nur geordnete Papstwahl nicht zu denken. Für die Mehrheit stand die Erhebung des Kanzlers Roland von vornherein fest. Sie bedeutete den offenen Bruch mit dem Kaisertum. Ebendeshalb suchte man ihr von jener Seite entgegenzuarbeiten, denn einen unzweifelhaften Reichs- feind auf dem Stuhle Petri meinte man nicht ruhig hinnehmen zu dürfen. Friedrichs Abgesandter Otto von Wittelsbach stand doch wohl insgeheim hinter der kaiserfreundlichen Kardinalsminderheit, die nun in tumultuarischem Verfahren einen der ihrigen, Oktavian als Viktor IV. zum Papst erhob, während die Gegner darauf in gesetzlicherem, wenn auch keineswegs unanfechtbarem Vorgehen die Wahl Rolands als Alexanders III. vollzogen. Die Namen scheinen anzudeuten, daß man in der Tat in die Zeiten vor dem Ausbruch des Investiturstreits zurückdachte. Dem Kaiser wäre die einhellige Wahl eines maßvolleren, farb- loseren Papstes weitaus das Erwünschteste gewesen; ein Vorschlag in diesem Sinne wurde indes von den Alexandrinern abgelehnt. Da nun eine friedliche Verständigung mit Roland unmöglich erschien, so war einer geschlossen feindseligen Papstkirche das Schisma immer noch vorzuziehen. Aber es durfte nicht lange währen, sollte es nicht für die kaiserliche Politik ernste Gefahren heraufbeschwören.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/143>, abgerufen am 22.11.2024.