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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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§ 9. Konrad III. (1138-1152).
§ 9. Konrad III. (1138-1152).

Das deutsche Geschlecht, dessen weltgeschichtliche Aufgabe
vornehmlich die Bekämpfung hierarchischer Ansprüche werden sollte,
kam auf den Thron im Dienste der Kirche. Es war der Dank der
Kurie für Lothars nachsichtige Schwäche, daß sie in rücksichtsloser
Wahrnehmung ihres Vorteils noch in seinen letzten Tagen insgeheim
ihre Vorbereitungen traf, um das Königtum seines Schwiegersohnes
zu vereiteln. Ihr Werkzeug war der klügste und energischste unter
den damaligen Kirchenfürsten Deutschlands, Erzbischof Albero von
Trier1), der bei der augenblicklichen Vakanz von Mainz und Köln
die Leitung der Wahlgeschäfte übernahm und sie in der unerhörtesten
Weise mißbrauchte. Die jelzt von ihm ausgeführte Erhebung des
früheren Gegenkönigs Konrad III. (März 1138) erinnerte an die des
Papstes selbst; sie war eine Überrumpelung vor der festgesetzten Zeit,
ohne alles Recht, von einer kleinen Minderheit der Fürsten vollzogen.
Wenn dieser "Pfaffenkönig" und "Sonderherrscher" gleichwohl über-
raschend schnell an Boden gewann, so weisen eben diese Chronisten-
bezeichnungen auf die beiden Mächte, die ihn trugen; Kirche und
Fürstentum, die Lothar erhoben hatten, wandten sich von seinem kraft-
voll erstarkten Hause, als die Person des Vertreters, die rücksichtslos
durchgreifende Herrschernatur Heinrichs des Stolzen, ihnen keine Ge-
währ für die Fortführung der bisherigen Politik zu bieten schien.
Bald mußte der Welfe seine Kronhoffnungen zurückstellen; wurde
ihm nur der volle Umfang seiner Rechte anerkannt, so blieb er trotz-
dem der tatsächliche Herrscher im Reiche. Eben das aber machte
Konrad jene Anerkennung unmöglich. Nach kurzem Hinhalten, das
die Auslieferung der Reichsinsignien erzielte, weigerte er die Belehnung
mit Sachsen, ächtete den Ungehorsamen, der die Huldigung unter-
ließ, und vergab zuerst Sachsen an den Markgrafen Albrecht den Bären,
der als Schwiegersohn des letzten Billungers Ansprüche darauf erhob,
dann (1139) Bayern an seinen eigenen Stiefbruder, den Babenberger
Markgrafen Leopold von Österreich. Aber das waren Ansprüche,
die erst im Kampf durchzusetzen waren. Denn nun spaltete sich
Deutschland in zwei feindliche Heerlager, der unheilvolle Streit
zwischen Staufern und Welfen nahm seinen Anfang.

Es war zunächst ein von den mittelstarken Fürsten unterstützter
Kampf der Kirche gegen eine kräftige deutsche Königsgewalt.
Denn was war Konrad2) für sich allein, er, der als der jüngere

1) Seine zeitgenössische Biographie von dem Trierer Scholastiker Balde-
rich M. G. SS. VIII.
2) Über ihn ausführlich und gründlich: Bernhardi, Jahrb. der d. Gesch.:
Konrad III. 2 Bde. 1883.
§ 9. Konrad III. (1138‒1152).
§ 9. Konrad III. (1138‒1152).

Das deutsche Geschlecht, dessen weltgeschichtliche Aufgabe
vornehmlich die Bekämpfung hierarchischer Ansprüche werden sollte,
kam auf den Thron im Dienste der Kirche. Es war der Dank der
Kurie für Lothars nachsichtige Schwäche, daß sie in rücksichtsloser
Wahrnehmung ihres Vorteils noch in seinen letzten Tagen insgeheim
ihre Vorbereitungen traf, um das Königtum seines Schwiegersohnes
zu vereiteln. Ihr Werkzeug war der klügste und energischste unter
den damaligen Kirchenfürsten Deutschlands, Erzbischof Albero von
Trier1), der bei der augenblicklichen Vakanz von Mainz und Köln
die Leitung der Wahlgeschäfte übernahm und sie in der unerhörtesten
Weise mißbrauchte. Die jelzt von ihm ausgeführte Erhebung des
früheren Gegenkönigs Konrad III. (März 1138) erinnerte an die des
Papstes selbst; sie war eine Überrumpelung vor der festgesetzten Zeit,
ohne alles Recht, von einer kleinen Minderheit der Fürsten vollzogen.
Wenn dieser „Pfaffenkönig“ und „Sonderherrscher“ gleichwohl über-
raschend schnell an Boden gewann, so weisen eben diese Chronisten-
bezeichnungen auf die beiden Mächte, die ihn trugen; Kirche und
Fürstentum, die Lothar erhoben hatten, wandten sich von seinem kraft-
voll erstarkten Hause, als die Person des Vertreters, die rücksichtslos
durchgreifende Herrschernatur Heinrichs des Stolzen, ihnen keine Ge-
währ für die Fortführung der bisherigen Politik zu bieten schien.
Bald mußte der Welfe seine Kronhoffnungen zurückstellen; wurde
ihm nur der volle Umfang seiner Rechte anerkannt, so blieb er trotz-
dem der tatsächliche Herrscher im Reiche. Eben das aber machte
Konrad jene Anerkennung unmöglich. Nach kurzem Hinhalten, das
die Auslieferung der Reichsinsignien erzielte, weigerte er die Belehnung
mit Sachsen, ächtete den Ungehorsamen, der die Huldigung unter-
ließ, und vergab zuerst Sachsen an den Markgrafen Albrecht den Bären,
der als Schwiegersohn des letzten Billungers Ansprüche darauf erhob,
dann (1139) Bayern an seinen eigenen Stiefbruder, den Babenberger
Markgrafen Leopold von Österreich. Aber das waren Ansprüche,
die erst im Kampf durchzusetzen waren. Denn nun spaltete sich
Deutschland in zwei feindliche Heerlager, der unheilvolle Streit
zwischen Staufern und Welfen nahm seinen Anfang.

Es war zunächst ein von den mittelstarken Fürsten unterstützter
Kampf der Kirche gegen eine kräftige deutsche Königsgewalt.
Denn was war Konrad2) für sich allein, er, der als der jüngere

1) Seine zeitgenössische Biographie von dem Trierer Scholastiker Balde-
rich M. G. SS. VIII.
2) Über ihn ausführlich und gründlich: Bernhardi, Jahrb. der d. Gesch.:
Konrad III. 2 Bde. 1883.
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[103/0111] § 9. Konrad III. (1138‒1152). § 9. Konrad III. (1138‒1152). Das deutsche Geschlecht, dessen weltgeschichtliche Aufgabe vornehmlich die Bekämpfung hierarchischer Ansprüche werden sollte, kam auf den Thron im Dienste der Kirche. Es war der Dank der Kurie für Lothars nachsichtige Schwäche, daß sie in rücksichtsloser Wahrnehmung ihres Vorteils noch in seinen letzten Tagen insgeheim ihre Vorbereitungen traf, um das Königtum seines Schwiegersohnes zu vereiteln. Ihr Werkzeug war der klügste und energischste unter den damaligen Kirchenfürsten Deutschlands, Erzbischof Albero von Trier 1), der bei der augenblicklichen Vakanz von Mainz und Köln die Leitung der Wahlgeschäfte übernahm und sie in der unerhörtesten Weise mißbrauchte. Die jelzt von ihm ausgeführte Erhebung des früheren Gegenkönigs Konrad III. (März 1138) erinnerte an die des Papstes selbst; sie war eine Überrumpelung vor der festgesetzten Zeit, ohne alles Recht, von einer kleinen Minderheit der Fürsten vollzogen. Wenn dieser „Pfaffenkönig“ und „Sonderherrscher“ gleichwohl über- raschend schnell an Boden gewann, so weisen eben diese Chronisten- bezeichnungen auf die beiden Mächte, die ihn trugen; Kirche und Fürstentum, die Lothar erhoben hatten, wandten sich von seinem kraft- voll erstarkten Hause, als die Person des Vertreters, die rücksichtslos durchgreifende Herrschernatur Heinrichs des Stolzen, ihnen keine Ge- währ für die Fortführung der bisherigen Politik zu bieten schien. Bald mußte der Welfe seine Kronhoffnungen zurückstellen; wurde ihm nur der volle Umfang seiner Rechte anerkannt, so blieb er trotz- dem der tatsächliche Herrscher im Reiche. Eben das aber machte Konrad jene Anerkennung unmöglich. Nach kurzem Hinhalten, das die Auslieferung der Reichsinsignien erzielte, weigerte er die Belehnung mit Sachsen, ächtete den Ungehorsamen, der die Huldigung unter- ließ, und vergab zuerst Sachsen an den Markgrafen Albrecht den Bären, der als Schwiegersohn des letzten Billungers Ansprüche darauf erhob, dann (1139) Bayern an seinen eigenen Stiefbruder, den Babenberger Markgrafen Leopold von Österreich. Aber das waren Ansprüche, die erst im Kampf durchzusetzen waren. Denn nun spaltete sich Deutschland in zwei feindliche Heerlager, der unheilvolle Streit zwischen Staufern und Welfen nahm seinen Anfang. Es war zunächst ein von den mittelstarken Fürsten unterstützter Kampf der Kirche gegen eine kräftige deutsche Königsgewalt. Denn was war Konrad 2) für sich allein, er, der als der jüngere 1) Seine zeitgenössische Biographie von dem Trierer Scholastiker Balde- rich M. G. SS. VIII. 2) Über ihn ausführlich und gründlich: Bernhardi, Jahrb. der d. Gesch.: Konrad III. 2 Bde. 1883.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/111>, abgerufen am 24.11.2024.