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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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I. Die Zeit der Salier.
Bernold, Mönch in St. Blasien, der sich auch als Publizist betätigte, die
Ereignisse von 1074-1100 weiter, ganz im päpstlichen Sinn, aber wenigstens
ohne absichtliche Entstellungen, als ein höchst bedeutsamer Berichterstatter.

Neben die südwestdeutsch-kirchliche Opposition gegen Heinrich IV.
tritt die sächsisch-partikularistische. Ihr Hauptwerk ist der Sachsenkrieg
von dem Magdeburger Domgeistlichen Bruno, bis Weihn. 1081 (SS. r. G.
ed. II), maßlos einseitig und gehässig, aber nicht nur für die Stimmung im
sächsischen Lager, sondern durch die zahlreichen Aktenstücke auch objektiv
sehr wertvoll.

Mitten zwischen diesen beiden Oppositionszentren steht der Gegend
und Richtung nach der Mönch Lambert v. Hersfeld mit seinem Haupt-
werk, den Annalen v. Hersfeld, bis 1077 (SS. r. G. Lamperti opera), der
in mancher Hinsicht schriftstellerisch glänzendsten Leistung der Zeit, für die
wichtigen Jahre 1073-77 in dem breiten Fluß der Erzählung unübertroffen.
Da er sich weder mit den kirchlichen, noch den sächsischen Forderungen
ganz identifiziert, ist seine einseitige Parteinahme lange verkannt, und sein
Bericht neueren Darstellungen zugrunde gelegt worden. Ranke setzte zuerst
mit schärferer Kritik ein (Abh. Berl. Ak. 1854), andere folgten bis zu den
einigermaßen abschließenden Untersuchungen von Holder-Egger (Neues Arch.
19 u. Ausgabe). Gewiß ist nicht alles Lüge und boshafte Verunglimpfung,
was dieser dafür hält, sondern vieles erklärt sich aus Voreingenommenheit und
Parteiklatsch, verbohrter Phantasie und romanhafter Fabuliersucht; immerhin
bleibt ein ungewöhnlich geringes Maß von historischem Wahrheitsinn und
moralischer Zuverlässigkeit, so daß das glänzende Werk, das durch reichen
Stoff und Darstellungskunst nach wie vor einen hervorragenden Platz einnimmt,
als Quelle doch nur mit äußerster Vorsicht zu benutzen ist.

Die aus dem kaiserlichen Lager stammenden Geschichtsdarstellungen
sind weniger zahlreich und umfassend; manches wird von kirchlicher Seite
damals oder später vernichtet sein. Außer den willkommenen, aber nicht eben
reichen Augsburger Annalen, bis 1104, führt uns in Heinrichs IV. An-
fänge der Sang vom Sachsenkrieg, eine dichterische Schilderung der
sächsischen Ereignisse von 1073-75 (SS. r. G.) von unbekanntem, trotz mancher
Hypothesen nicht ermittelten Verfasser, anschaulich, lebendig und trotz der
künstlerischen Form in den Kern der Dinge dringend. Heinrichs spätere Zeit
tritt vorwiegend hervor in dem Leben Heinrichs IV. (SS. r. G. ed. III),
als dessen anonymen Verfasser man wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit Bischof
Erlung von Würzburg bezeichnen darf (vgl. Neues Arch. 26 u. 31). Es ist ein
schönes biographisches Denkmal, errichtet von einem treuen und kenntnis-
reichen Anhänger, voll wichtiger Aufschlüsse und treffenden Urteils, immerhin
mehr ein leidenschaftlicher, rhetorisch gefärbter Nachruf, als eine ausführliche
Erzählung oder ruhige Würdigung.

Das Werkchen steht an der Spitze der zeitgenössischen Lebens-
beschreibungen
. Heinrichs Hauptgegner Gregor VII. hat keine ganz be-
friedigende Biographie erhalten. Erst 1128 beschrieb der Chorherr Paul v.
Bernried
(a. Starnberger See) sein Leben, mit guter Methode, aber ohne
höheren historischen Gesichtspunkt. Auch die älteren geistlichen Biographien
der Salierzeit verlieren sich meist zu sehr im Legendarischen, so das Leben
des Erzbischofs Anno v. Köln (+ 1075) von einem Siegburger Mönch Anf.
d. 12. Jahrh. verfaßt, mehr als Vorlage des deutschen Annoliedes, denn als
historische Quelle beachtenswert; so auch die Lebensbeschreibungen der Äbte
Richard v. St. Vannes und Wilhelm v. Hirschau, etwas reicher die
des Staatsmannes Abt Poppo v. Stablo (+ 1048). Noch in die letzte Ottonen-
zeit greifen zurück die tüchtigen Biographien des Bischofs Meinwerk v.

I. Die Zeit der Salier.
Bernold, Mönch in St. Blasien, der sich auch als Publizist betätigte, die
Ereignisse von 1074‒1100 weiter, ganz im päpstlichen Sinn, aber wenigstens
ohne absichtliche Entstellungen, als ein höchst bedeutsamer Berichterstatter.

Neben die südwestdeutsch-kirchliche Opposition gegen Heinrich IV.
tritt die sächsisch-partikularistische. Ihr Hauptwerk ist der Sachsenkrieg
von dem Magdeburger Domgeistlichen Bruno, bis Weihn. 1081 (SS. r. G.
ed. II), maßlos einseitig und gehässig, aber nicht nur für die Stimmung im
sächsischen Lager, sondern durch die zahlreichen Aktenstücke auch objektiv
sehr wertvoll.

Mitten zwischen diesen beiden Oppositionszentren steht der Gegend
und Richtung nach der Mönch Lambert v. Hersfeld mit seinem Haupt-
werk, den Annalen v. Hersfeld, bis 1077 (SS. r. G. Lamperti opera), der
in mancher Hinsicht schriftstellerisch glänzendsten Leistung der Zeit, für die
wichtigen Jahre 1073‒77 in dem breiten Fluß der Erzählung unübertroffen.
Da er sich weder mit den kirchlichen, noch den sächsischen Forderungen
ganz identifiziert, ist seine einseitige Parteinahme lange verkannt, und sein
Bericht neueren Darstellungen zugrunde gelegt worden. Ranke setzte zuerst
mit schärferer Kritik ein (Abh. Berl. Ak. 1854), andere folgten bis zu den
einigermaßen abschließenden Untersuchungen von Holder-Egger (Neues Arch.
19 u. Ausgabe). Gewiß ist nicht alles Lüge und boshafte Verunglimpfung,
was dieser dafür hält, sondern vieles erklärt sich aus Voreingenommenheit und
Parteiklatsch, verbohrter Phantasie und romanhafter Fabuliersucht; immerhin
bleibt ein ungewöhnlich geringes Maß von historischem Wahrheitsinn und
moralischer Zuverlässigkeit, so daß das glänzende Werk, das durch reichen
Stoff und Darstellungskunst nach wie vor einen hervorragenden Platz einnimmt,
als Quelle doch nur mit äußerster Vorsicht zu benutzen ist.

Die aus dem kaiserlichen Lager stammenden Geschichtsdarstellungen
sind weniger zahlreich und umfassend; manches wird von kirchlicher Seite
damals oder später vernichtet sein. Außer den willkommenen, aber nicht eben
reichen Augsburger Annalen, bis 1104, führt uns in Heinrichs IV. An-
fänge der Sang vom Sachsenkrieg, eine dichterische Schilderung der
sächsischen Ereignisse von 1073‒75 (SS. r. G.) von unbekanntem, trotz mancher
Hypothesen nicht ermittelten Verfasser, anschaulich, lebendig und trotz der
künstlerischen Form in den Kern der Dinge dringend. Heinrichs spätere Zeit
tritt vorwiegend hervor in dem Leben Heinrichs IV. (SS. r. G. ed. III),
als dessen anonymen Verfasser man wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit Bischof
Erlung von Würzburg bezeichnen darf (vgl. Neues Arch. 26 u. 31). Es ist ein
schönes biographisches Denkmal, errichtet von einem treuen und kenntnis-
reichen Anhänger, voll wichtiger Aufschlüsse und treffenden Urteils, immerhin
mehr ein leidenschaftlicher, rhetorisch gefärbter Nachruf, als eine ausführliche
Erzählung oder ruhige Würdigung.

Das Werkchen steht an der Spitze der zeitgenössischen Lebens-
beschreibungen
. Heinrichs Hauptgegner Gregor VII. hat keine ganz be-
friedigende Biographie erhalten. Erst 1128 beschrieb der Chorherr Paul v.
Bernried
(a. Starnberger See) sein Leben, mit guter Methode, aber ohne
höheren historischen Gesichtspunkt. Auch die älteren geistlichen Biographien
der Salierzeit verlieren sich meist zu sehr im Legendarischen, so das Leben
des Erzbischofs Anno v. Köln († 1075) von einem Siegburger Mönch Anf.
d. 12. Jahrh. verfaßt, mehr als Vorlage des deutschen Annoliedes, denn als
historische Quelle beachtenswert; so auch die Lebensbeschreibungen der Äbte
Richard v. St. Vannes und Wilhelm v. Hirschau, etwas reicher die
des Staatsmannes Abt Poppo v. Stablo († 1048). Noch in die letzte Ottonen-
zeit greifen zurück die tüchtigen Biographien des Bischofs Meinwerk v.

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[2/0010] I. Die Zeit der Salier. Bernold, Mönch in St. Blasien, der sich auch als Publizist betätigte, die Ereignisse von 1074‒1100 weiter, ganz im päpstlichen Sinn, aber wenigstens ohne absichtliche Entstellungen, als ein höchst bedeutsamer Berichterstatter. Neben die südwestdeutsch-kirchliche Opposition gegen Heinrich IV. tritt die sächsisch-partikularistische. Ihr Hauptwerk ist der Sachsenkrieg von dem Magdeburger Domgeistlichen Bruno, bis Weihn. 1081 (SS. r. G. ed. II), maßlos einseitig und gehässig, aber nicht nur für die Stimmung im sächsischen Lager, sondern durch die zahlreichen Aktenstücke auch objektiv sehr wertvoll. Mitten zwischen diesen beiden Oppositionszentren steht der Gegend und Richtung nach der Mönch Lambert v. Hersfeld mit seinem Haupt- werk, den Annalen v. Hersfeld, bis 1077 (SS. r. G. Lamperti opera), der in mancher Hinsicht schriftstellerisch glänzendsten Leistung der Zeit, für die wichtigen Jahre 1073‒77 in dem breiten Fluß der Erzählung unübertroffen. Da er sich weder mit den kirchlichen, noch den sächsischen Forderungen ganz identifiziert, ist seine einseitige Parteinahme lange verkannt, und sein Bericht neueren Darstellungen zugrunde gelegt worden. Ranke setzte zuerst mit schärferer Kritik ein (Abh. Berl. Ak. 1854), andere folgten bis zu den einigermaßen abschließenden Untersuchungen von Holder-Egger (Neues Arch. 19 u. Ausgabe). Gewiß ist nicht alles Lüge und boshafte Verunglimpfung, was dieser dafür hält, sondern vieles erklärt sich aus Voreingenommenheit und Parteiklatsch, verbohrter Phantasie und romanhafter Fabuliersucht; immerhin bleibt ein ungewöhnlich geringes Maß von historischem Wahrheitsinn und moralischer Zuverlässigkeit, so daß das glänzende Werk, das durch reichen Stoff und Darstellungskunst nach wie vor einen hervorragenden Platz einnimmt, als Quelle doch nur mit äußerster Vorsicht zu benutzen ist. Die aus dem kaiserlichen Lager stammenden Geschichtsdarstellungen sind weniger zahlreich und umfassend; manches wird von kirchlicher Seite damals oder später vernichtet sein. Außer den willkommenen, aber nicht eben reichen Augsburger Annalen, bis 1104, führt uns in Heinrichs IV. An- fänge der Sang vom Sachsenkrieg, eine dichterische Schilderung der sächsischen Ereignisse von 1073‒75 (SS. r. G.) von unbekanntem, trotz mancher Hypothesen nicht ermittelten Verfasser, anschaulich, lebendig und trotz der künstlerischen Form in den Kern der Dinge dringend. Heinrichs spätere Zeit tritt vorwiegend hervor in dem Leben Heinrichs IV. (SS. r. G. ed. III), als dessen anonymen Verfasser man wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit Bischof Erlung von Würzburg bezeichnen darf (vgl. Neues Arch. 26 u. 31). Es ist ein schönes biographisches Denkmal, errichtet von einem treuen und kenntnis- reichen Anhänger, voll wichtiger Aufschlüsse und treffenden Urteils, immerhin mehr ein leidenschaftlicher, rhetorisch gefärbter Nachruf, als eine ausführliche Erzählung oder ruhige Würdigung. Das Werkchen steht an der Spitze der zeitgenössischen Lebens- beschreibungen. Heinrichs Hauptgegner Gregor VII. hat keine ganz be- friedigende Biographie erhalten. Erst 1128 beschrieb der Chorherr Paul v. Bernried (a. Starnberger See) sein Leben, mit guter Methode, aber ohne höheren historischen Gesichtspunkt. Auch die älteren geistlichen Biographien der Salierzeit verlieren sich meist zu sehr im Legendarischen, so das Leben des Erzbischofs Anno v. Köln († 1075) von einem Siegburger Mönch Anf. d. 12. Jahrh. verfaßt, mehr als Vorlage des deutschen Annoliedes, denn als historische Quelle beachtenswert; so auch die Lebensbeschreibungen der Äbte Richard v. St. Vannes und Wilhelm v. Hirschau, etwas reicher die des Staatsmannes Abt Poppo v. Stablo († 1048). Noch in die letzte Ottonen- zeit greifen zurück die tüchtigen Biographien des Bischofs Meinwerk v.

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/10>, abgerufen am 22.11.2024.