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[Hamann, Johann Georg]: Sokratische Denkwürdigkeiten. Amsterdam [i. e. Königsberg], 1759.

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"ist unser gegenseitiger Vergleich den Eigen-
"sinn des Zufalls für unsern Meister zu er-
"kennen, und ihr nennt die Wissenschaft eu-
"rer geschwinden Finger Zufall, und ich muß
"ihn dafür annehmen, wenn ich will, oder
"die Gefahr wagen euch zu beleidigen, oder
"die Schande wählen euch nachzuahmen.
"Hättet ihr mir den Antrag gethan mit ein-
"ander zu versuchen, wer der beste Taschen-
"spieler von uns in Karten wäre; so hätte
"ich anders antworten, und vielleicht mit-
"spielen wollen, um euch zu zeigen, daß ihr
"so schlecht gelernt habt Karten machen, als
"ihr versteht die euch gegeben werden, nach der
"Kunst zu brauchen". Jn diese rauhe Töne
läßt sich die Meynung des Sokrates auflö-
sen, wenn er den Sophisten, den Gelehrten
seiner Zeit, sagte: Jch weiß nichts. Da-
her kam es, daß dies Wort ein Dorn in ih-
ren Augen und eine Geissel auf ihren Rü-

cken

„iſt unſer gegenſeitiger Vergleich den Eigen-
„ſinn des Zufalls fuͤr unſern Meiſter zu er-
„kennen, und ihr nennt die Wiſſenſchaft eu-
„rer geſchwinden Finger Zufall, und ich muß
„ihn dafuͤr annehmen, wenn ich will, oder
„die Gefahr wagen euch zu beleidigen, oder
„die Schande waͤhlen euch nachzuahmen.
„Haͤttet ihr mir den Antrag gethan mit ein-
„ander zu verſuchen, wer der beſte Taſchen-
„ſpieler von uns in Karten waͤre; ſo haͤtte
„ich anders antworten, und vielleicht mit-
„ſpielen wollen, um euch zu zeigen, daß ihr
„ſo ſchlecht gelernt habt Karten machen, als
„ihr verſteht die euch gegeben werden, nach der
„Kunſt zu brauchen„. Jn dieſe rauhe Toͤne
laͤßt ſich die Meynung des Sokrates aufloͤ-
ſen, wenn er den Sophiſten, den Gelehrten
ſeiner Zeit, ſagte: Jch weiß nichts. Da-
her kam es, daß dies Wort ein Dorn in ih-
ren Augen und eine Geiſſel auf ihren Ruͤ-

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[47/0051] „iſt unſer gegenſeitiger Vergleich den Eigen- „ſinn des Zufalls fuͤr unſern Meiſter zu er- „kennen, und ihr nennt die Wiſſenſchaft eu- „rer geſchwinden Finger Zufall, und ich muß „ihn dafuͤr annehmen, wenn ich will, oder „die Gefahr wagen euch zu beleidigen, oder „die Schande waͤhlen euch nachzuahmen. „Haͤttet ihr mir den Antrag gethan mit ein- „ander zu verſuchen, wer der beſte Taſchen- „ſpieler von uns in Karten waͤre; ſo haͤtte „ich anders antworten, und vielleicht mit- „ſpielen wollen, um euch zu zeigen, daß ihr „ſo ſchlecht gelernt habt Karten machen, als „ihr verſteht die euch gegeben werden, nach der „Kunſt zu brauchen„. Jn dieſe rauhe Toͤne laͤßt ſich die Meynung des Sokrates aufloͤ- ſen, wenn er den Sophiſten, den Gelehrten ſeiner Zeit, ſagte: Jch weiß nichts. Da- her kam es, daß dies Wort ein Dorn in ih- ren Augen und eine Geiſſel auf ihren Ruͤ- cken

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Zitationshilfe: [Hamann, Johann Georg]: Sokratische Denkwürdigkeiten. Amsterdam [i. e. Königsberg], 1759, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hamann_denkwuerdigkeiten_1759/51>, abgerufen am 22.11.2024.