[Hamann, Johann Georg]: Sokratische Denkwürdigkeiten. Amsterdam [i. e. Königsberg], 1759.Lichtstrahlen diese oder jene Farbe werden Wir wollen annehmen, daß wir einem Un- Abnei-
Lichtſtrahlen dieſe oder jene Farbe werden Wir wollen annehmen, daß wir einem Un- Abnei-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0049" n="45"/> Lichtſtrahlen dieſe oder jene Farbe werden<lb/> nach der Flaͤche, von der ſie in unſer Auge<lb/> zuruͤck fallen. Wenn Sokrates dem Kriton<lb/> durch ſein: <hi rendition="#fr">Nichts weiß ich!</hi> Rechenſchaft<lb/> ablegte, mit eben dieſem Worte die gelehrten<lb/> und neugierigen Athenienſer abwieß, und<lb/> ſeinen ſchoͤnen Juͤnglingen die Verleugnung<lb/> ihrer Eitelkeit zu erleichtern, und ihr Ver-<lb/> trauen durch ſeine Gleichheit mit ihnen zu<lb/> gewinnen ſuchte: ſo wuͤrden die Umſchrei-<lb/> bungen, die man nach dieſem dreyfachen Ge-<lb/> ſichtspunkte von ſeinem Wahlſpruche ma-<lb/> chen muͤſte, ſo ungleich einander ausſehen,<lb/> als bisweilen drey Bruͤder, die Soͤhne eines<lb/> leiblichen Vaters ſind.</p><lb/> <p>Wir wollen annehmen, daß wir einem Un-<lb/> bekannten ein Kartenſpiel anboͤthen. Wenn<lb/> dieſer uns antwortete: <hi rendition="#fr">Jch ſpiele nicht;</hi> ſo<lb/> wuͤrden wir dies entweder auslegen muͤſſen,<lb/> daß er das Spiel nicht verſtuͤnde, oder eine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Abnei-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0049]
Lichtſtrahlen dieſe oder jene Farbe werden
nach der Flaͤche, von der ſie in unſer Auge
zuruͤck fallen. Wenn Sokrates dem Kriton
durch ſein: Nichts weiß ich! Rechenſchaft
ablegte, mit eben dieſem Worte die gelehrten
und neugierigen Athenienſer abwieß, und
ſeinen ſchoͤnen Juͤnglingen die Verleugnung
ihrer Eitelkeit zu erleichtern, und ihr Ver-
trauen durch ſeine Gleichheit mit ihnen zu
gewinnen ſuchte: ſo wuͤrden die Umſchrei-
bungen, die man nach dieſem dreyfachen Ge-
ſichtspunkte von ſeinem Wahlſpruche ma-
chen muͤſte, ſo ungleich einander ausſehen,
als bisweilen drey Bruͤder, die Soͤhne eines
leiblichen Vaters ſind.
Wir wollen annehmen, daß wir einem Un-
bekannten ein Kartenſpiel anboͤthen. Wenn
dieſer uns antwortete: Jch ſpiele nicht; ſo
wuͤrden wir dies entweder auslegen muͤſſen,
daß er das Spiel nicht verſtuͤnde, oder eine
Abnei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hamann_denkwuerdigkeiten_1759 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hamann_denkwuerdigkeiten_1759/49 |
Zitationshilfe: | [Hamann, Johann Georg]: Sokratische Denkwürdigkeiten. Amsterdam [i. e. Königsberg], 1759, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hamann_denkwuerdigkeiten_1759/49>, abgerufen am 16.02.2025. |