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Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Lichtschimmer entgegendränge. Was war das? Von Ferencz, der im Kellerstübchen eingeschlossen war, konnte das nicht kommen. Sollte ein Fremder in den Keller sich eingeschlichen haben? Hier war Vorsicht nöthig! -- Ihre Kniee zitterten, aber Muth und Entschlossenheit verließen sie keinen Augenblick. Sie verlöschte das Licht der Laterne, damit sein Schimmer sie nicht verrathe, und drückte sich hinter einen Pfeiler, zu erwarten, was da kommen würde. Aber es kam nichts; Alles blieb still und stumm wie zuvor. Nach einer Weile streckte sie lauschend den Kopf hinter dem Pfeiler hervor; der Lichtschimmer war verschwunden, und nur schwarze Finsterniß glotzte ihr entgegen. Sollte jene Lichterscheinung nur Selbsttäuschung gewesen sein, oder war die veranlassende Ursache derselben im untern Kellergeschoß zu suchen? -- Mit einemmale erfaßte sie eine niegefühlte Beklommenheit; ihre Pulse hämmerten, ihre Zähne klapperten an einander; aber Ferencz harrte ihrer, und wenn er etwa in Gefahr wäre -- -- diese Rücksicht überwog alle Bedenken, und hastig stieg sie beiläufig die Hälfte der Treppe hinunter, als plötzlich dort, wo die Treppe zum untersten Geschoß hinabbog, sich wieder ein dämmernder Lichtschimmer zeigte, der eine weibliche Gestalt in dunklen Gewändern zu umfließen schien, die mitten auf der Treppe mit weit ausgebreiteten Armen ihr drohend und abwehrend entgegenwinkte. Rasche Flucht war bei diesem Anblick die erste Bewegung des zitternden, halbohnmächtigen Mädchens, und schneller, als sie hinabgestiegen,

Lichtschimmer entgegendränge. Was war das? Von Ferencz, der im Kellerstübchen eingeschlossen war, konnte das nicht kommen. Sollte ein Fremder in den Keller sich eingeschlichen haben? Hier war Vorsicht nöthig! — Ihre Kniee zitterten, aber Muth und Entschlossenheit verließen sie keinen Augenblick. Sie verlöschte das Licht der Laterne, damit sein Schimmer sie nicht verrathe, und drückte sich hinter einen Pfeiler, zu erwarten, was da kommen würde. Aber es kam nichts; Alles blieb still und stumm wie zuvor. Nach einer Weile streckte sie lauschend den Kopf hinter dem Pfeiler hervor; der Lichtschimmer war verschwunden, und nur schwarze Finsterniß glotzte ihr entgegen. Sollte jene Lichterscheinung nur Selbsttäuschung gewesen sein, oder war die veranlassende Ursache derselben im untern Kellergeschoß zu suchen? — Mit einemmale erfaßte sie eine niegefühlte Beklommenheit; ihre Pulse hämmerten, ihre Zähne klapperten an einander; aber Ferencz harrte ihrer, und wenn er etwa in Gefahr wäre — — diese Rücksicht überwog alle Bedenken, und hastig stieg sie beiläufig die Hälfte der Treppe hinunter, als plötzlich dort, wo die Treppe zum untersten Geschoß hinabbog, sich wieder ein dämmernder Lichtschimmer zeigte, der eine weibliche Gestalt in dunklen Gewändern zu umfließen schien, die mitten auf der Treppe mit weit ausgebreiteten Armen ihr drohend und abwehrend entgegenwinkte. Rasche Flucht war bei diesem Anblick die erste Bewegung des zitternden, halbohnmächtigen Mädchens, und schneller, als sie hinabgestiegen,

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[0064] Lichtschimmer entgegendränge. Was war das? Von Ferencz, der im Kellerstübchen eingeschlossen war, konnte das nicht kommen. Sollte ein Fremder in den Keller sich eingeschlichen haben? Hier war Vorsicht nöthig! — Ihre Kniee zitterten, aber Muth und Entschlossenheit verließen sie keinen Augenblick. Sie verlöschte das Licht der Laterne, damit sein Schimmer sie nicht verrathe, und drückte sich hinter einen Pfeiler, zu erwarten, was da kommen würde. Aber es kam nichts; Alles blieb still und stumm wie zuvor. Nach einer Weile streckte sie lauschend den Kopf hinter dem Pfeiler hervor; der Lichtschimmer war verschwunden, und nur schwarze Finsterniß glotzte ihr entgegen. Sollte jene Lichterscheinung nur Selbsttäuschung gewesen sein, oder war die veranlassende Ursache derselben im untern Kellergeschoß zu suchen? — Mit einemmale erfaßte sie eine niegefühlte Beklommenheit; ihre Pulse hämmerten, ihre Zähne klapperten an einander; aber Ferencz harrte ihrer, und wenn er etwa in Gefahr wäre — — diese Rücksicht überwog alle Bedenken, und hastig stieg sie beiläufig die Hälfte der Treppe hinunter, als plötzlich dort, wo die Treppe zum untersten Geschoß hinabbog, sich wieder ein dämmernder Lichtschimmer zeigte, der eine weibliche Gestalt in dunklen Gewändern zu umfließen schien, die mitten auf der Treppe mit weit ausgebreiteten Armen ihr drohend und abwehrend entgegenwinkte. Rasche Flucht war bei diesem Anblick die erste Bewegung des zitternden, halbohnmächtigen Mädchens, und schneller, als sie hinabgestiegen,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:52:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/halm_lise_1910/64>, abgerufen am 25.11.2024.