Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Eligius Franz Joseph Freiherr von Münch-Bellinghausen, Sohn des Staatsraths Freiherrn Cajetan von Münch-Bellinghausen, wurde am 2. April 1806 zu Krakau geboren, begann schon 1819 seine "philosophischen" Studien an der Wiener Hochschule und trat, erst zwanzig Jahre alt, zugleich in den Staatsdienst und in den Ehestand. Seinen poetischen Neigungen, die er bisher in großer Einsamkeit gepflegt hatte, nahm sich um diese Zeit der Dichter Michael Enk in väterlicher Freundschaft an und führte den jungen Dichter in das spanische Theater ein, dessen Einfluß durch alle Folgezeit in den Vorzügen und Schwächen Halm's erkennbar blieb. Am 30. December 1835 debutirte er mit Glanz am Burgtheater (Griseldis), für welches er eine Reihe sehr erfolgreicher, mehr durch geschickte und effectvolle Anlage, als durch charakteristische Lebendigkeit bedeutsame Dramen dichtete. Die Reihe dieser allbekannten Werke, von denen "der Sohn der Wildniß" und "der Fechter von Ravenna" einen Weltruhm erlangten, soll hier eben so wenig aufgezählt werden, als es unsere Aufgabe sein kann, die lyrischen Dichtungen Halm's, die über Oesterreich hinaus nur wenig bekannt geworden sind, einer kritischen Würdigung zu unterziehen. An dieser Stelle muß vor Allem der merkwürdigen Erscheinung gedacht werden, daß aus dem Nachlaß des Dichters (er starb am 22. Mai 1871) eine Anzahl Novellen ans Licht gezogen worden sind, die den vielangefochtenen Dramatiker und Lyriker als einen reifen und innerhalb des ihm gemäßen Stiles musterhaften Novellisten darstellen, von dessen Meisterschaft auf diesem Gebiet bei seinen Lebzeiten nur wenige Eingeweihte Kunde hatten. Denn obwohl die Erzählung "die Marzipan-Lise" bereits in Gußkow's "Unterhaltungen am häuslichen Eligius Franz Joseph Freiherr von Münch-Bellinghausen, Sohn des Staatsraths Freiherrn Cajetan von Münch-Bellinghausen, wurde am 2. April 1806 zu Krakau geboren, begann schon 1819 seine „philosophischen“ Studien an der Wiener Hochschule und trat, erst zwanzig Jahre alt, zugleich in den Staatsdienst und in den Ehestand. Seinen poetischen Neigungen, die er bisher in großer Einsamkeit gepflegt hatte, nahm sich um diese Zeit der Dichter Michael Enk in väterlicher Freundschaft an und führte den jungen Dichter in das spanische Theater ein, dessen Einfluß durch alle Folgezeit in den Vorzügen und Schwächen Halm's erkennbar blieb. Am 30. December 1835 debutirte er mit Glanz am Burgtheater (Griseldis), für welches er eine Reihe sehr erfolgreicher, mehr durch geschickte und effectvolle Anlage, als durch charakteristische Lebendigkeit bedeutsame Dramen dichtete. Die Reihe dieser allbekannten Werke, von denen „der Sohn der Wildniß“ und „der Fechter von Ravenna“ einen Weltruhm erlangten, soll hier eben so wenig aufgezählt werden, als es unsere Aufgabe sein kann, die lyrischen Dichtungen Halm's, die über Oesterreich hinaus nur wenig bekannt geworden sind, einer kritischen Würdigung zu unterziehen. An dieser Stelle muß vor Allem der merkwürdigen Erscheinung gedacht werden, daß aus dem Nachlaß des Dichters (er starb am 22. Mai 1871) eine Anzahl Novellen ans Licht gezogen worden sind, die den vielangefochtenen Dramatiker und Lyriker als einen reifen und innerhalb des ihm gemäßen Stiles musterhaften Novellisten darstellen, von dessen Meisterschaft auf diesem Gebiet bei seinen Lebzeiten nur wenige Eingeweihte Kunde hatten. 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December 1835 debutirte er mit Glanz am Burgtheater (Griseldis), für welches er eine Reihe sehr erfolgreicher, mehr durch geschickte und effectvolle Anlage, als durch charakteristische Lebendigkeit bedeutsame Dramen dichtete. Die Reihe dieser allbekannten Werke, von denen „der Sohn der Wildniß“ und „der Fechter von Ravenna“ einen Weltruhm erlangten, soll hier eben so wenig aufgezählt werden, als es unsere Aufgabe sein kann, die lyrischen Dichtungen Halm's, die über Oesterreich hinaus nur wenig bekannt geworden sind, einer kritischen Würdigung zu unterziehen. An dieser Stelle muß vor Allem der merkwürdigen Erscheinung gedacht werden, daß aus dem Nachlaß des Dichters (er starb am 22. Mai 1871) eine Anzahl Novellen ans Licht gezogen worden sind, die den vielangefochtenen Dramatiker und Lyriker als einen reifen und innerhalb des ihm gemäßen Stiles musterhaften Novellisten darstellen, von dessen Meisterschaft auf diesem Gebiet bei seinen Lebzeiten nur wenige Eingeweihte Kunde hatten. 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Eligius Franz Joseph Freiherr von Münch-Bellinghausen, Sohn des Staatsraths Freiherrn Cajetan von Münch-Bellinghausen, wurde am 2. April 1806 zu Krakau geboren, begann schon 1819 seine „philosophischen“ Studien an der Wiener Hochschule und trat, erst zwanzig Jahre alt, zugleich in den Staatsdienst und in den Ehestand. Seinen poetischen Neigungen, die er bisher in großer Einsamkeit gepflegt hatte, nahm sich um diese Zeit der Dichter Michael Enk in väterlicher Freundschaft an und führte den jungen Dichter in das spanische Theater ein, dessen Einfluß durch alle Folgezeit in den Vorzügen und Schwächen Halm's erkennbar blieb. Am 30. December 1835 debutirte er mit Glanz am Burgtheater (Griseldis), für welches er eine Reihe sehr erfolgreicher, mehr durch geschickte und effectvolle Anlage, als durch charakteristische Lebendigkeit bedeutsame Dramen dichtete. Die Reihe dieser allbekannten Werke, von denen „der Sohn der Wildniß“ und „der Fechter von Ravenna“ einen Weltruhm erlangten, soll hier eben so wenig aufgezählt werden, als es unsere Aufgabe sein kann, die lyrischen Dichtungen Halm's, die über Oesterreich hinaus nur wenig bekannt geworden sind, einer kritischen Würdigung zu unterziehen. An dieser Stelle muß vor Allem der merkwürdigen Erscheinung gedacht werden, daß aus dem Nachlaß des Dichters (er starb am 22. Mai 1871) eine Anzahl Novellen ans Licht gezogen worden sind, die den vielangefochtenen Dramatiker und Lyriker als einen reifen und innerhalb des ihm gemäßen Stiles musterhaften Novellisten darstellen, von dessen Meisterschaft auf diesem Gebiet bei seinen Lebzeiten nur wenige Eingeweihte Kunde hatten. Denn obwohl die Erzählung „die Marzipan-Lise“ bereits in Gußkow's „Unterhaltungen am häuslichen
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