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Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und verbarg das Gesicht in ihre Schürze; Horvath war vom Stuhle aufgesprungen, Czenczi aber stürzte mit dem Angstschrei: Um Gotteswillen, was ist geschehen? auf den Ofen zu. Noch ehe sie aber das mächtige, grüne Kachelgebäude erreicht hatte, schwankte schon Ferencz, wie Einer, dem die Kniee brechend versagen, krampfhaft an das Gesimse des Ofens geklammert und daran sich forthelfend, hinter demselben hervor. Er war kreideweiß bis in die Lippen, seine Brust flog und arbeitete nach Luft: fieberhaftes Zittern durchlief seine Glieder und ließ seine Zähne hörbar aneinanderklappern. -- Ihm sei todesübel geworden, es verlege ihm den Athem, ächzte er, aber es werde wohl vorübergehen, wenn er nur erst zu Bette wäre! -- Wasser, Wasser! schrie Czenczi, er stirbt! Hülfe! und damit stürzte sie auf ihn zu und unterstützte den Schwankenden. Aber kaum daß sie ihn berührt hatte, fühlte sie auch schon die schwere Hand des Vaters auf ihrer Schulter, die sie wie eine Flaumfeder fortdrehte, daß sie taumelnd in einer Ecke des Gemachs niedersank. -- Schickt sich das? rief Horvath, dessen Grimm nur des zündenden Funkens geharrt hatte, um aufzuflammen wie eine Pulvertonne; ist's hierzu Lande Brauch, daß sittsame Mädchen sich nach Belieben den jungen Burschen an den Hals werfen? Gott's Donnerwetter! Ich will dich lehren, Dirne, was sich schickt! -- und damit erhob er die Hand; aber er besann sich und winkte die Base Margit heran: Helft dem Burschen auf seine Stube, sagte er, und macht

und verbarg das Gesicht in ihre Schürze; Horváth war vom Stuhle aufgesprungen, Czenczi aber stürzte mit dem Angstschrei: Um Gotteswillen, was ist geschehen? auf den Ofen zu. Noch ehe sie aber das mächtige, grüne Kachelgebäude erreicht hatte, schwankte schon Ferencz, wie Einer, dem die Kniee brechend versagen, krampfhaft an das Gesimse des Ofens geklammert und daran sich forthelfend, hinter demselben hervor. Er war kreideweiß bis in die Lippen, seine Brust flog und arbeitete nach Luft: fieberhaftes Zittern durchlief seine Glieder und ließ seine Zähne hörbar aneinanderklappern. — Ihm sei todesübel geworden, es verlege ihm den Athem, ächzte er, aber es werde wohl vorübergehen, wenn er nur erst zu Bette wäre! — Wasser, Wasser! schrie Czenczi, er stirbt! Hülfe! und damit stürzte sie auf ihn zu und unterstützte den Schwankenden. Aber kaum daß sie ihn berührt hatte, fühlte sie auch schon die schwere Hand des Vaters auf ihrer Schulter, die sie wie eine Flaumfeder fortdrehte, daß sie taumelnd in einer Ecke des Gemachs niedersank. — Schickt sich das? rief Horváth, dessen Grimm nur des zündenden Funkens geharrt hatte, um aufzuflammen wie eine Pulvertonne; ist's hierzu Lande Brauch, daß sittsame Mädchen sich nach Belieben den jungen Burschen an den Hals werfen? Gott's Donnerwetter! Ich will dich lehren, Dirne, was sich schickt! — und damit erhob er die Hand; aber er besann sich und winkte die Base Margit heran: Helft dem Burschen auf seine Stube, sagte er, und macht

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[0039] und verbarg das Gesicht in ihre Schürze; Horváth war vom Stuhle aufgesprungen, Czenczi aber stürzte mit dem Angstschrei: Um Gotteswillen, was ist geschehen? auf den Ofen zu. Noch ehe sie aber das mächtige, grüne Kachelgebäude erreicht hatte, schwankte schon Ferencz, wie Einer, dem die Kniee brechend versagen, krampfhaft an das Gesimse des Ofens geklammert und daran sich forthelfend, hinter demselben hervor. Er war kreideweiß bis in die Lippen, seine Brust flog und arbeitete nach Luft: fieberhaftes Zittern durchlief seine Glieder und ließ seine Zähne hörbar aneinanderklappern. — Ihm sei todesübel geworden, es verlege ihm den Athem, ächzte er, aber es werde wohl vorübergehen, wenn er nur erst zu Bette wäre! — Wasser, Wasser! schrie Czenczi, er stirbt! Hülfe! und damit stürzte sie auf ihn zu und unterstützte den Schwankenden. Aber kaum daß sie ihn berührt hatte, fühlte sie auch schon die schwere Hand des Vaters auf ihrer Schulter, die sie wie eine Flaumfeder fortdrehte, daß sie taumelnd in einer Ecke des Gemachs niedersank. — Schickt sich das? rief Horváth, dessen Grimm nur des zündenden Funkens geharrt hatte, um aufzuflammen wie eine Pulvertonne; ist's hierzu Lande Brauch, daß sittsame Mädchen sich nach Belieben den jungen Burschen an den Hals werfen? Gott's Donnerwetter! Ich will dich lehren, Dirne, was sich schickt! — und damit erhob er die Hand; aber er besann sich und winkte die Base Margit heran: Helft dem Burschen auf seine Stube, sagte er, und macht

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:52:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:52:38Z)

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Zitationshilfe: Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/halm_lise_1910/39>, abgerufen am 23.11.2024.