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Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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erregte. Die eine der beiden Personen nämlich, ein junger Mann in zierlicher blonder Stutzperrücke, in einem anständigen braunen Tuchkleide und geflammten Seidenstrümpfen, gehörte unzweifelhaft zu den Honoratioren der Stadt, während das Frauenzimmer, das den Abschiednehmenden bis zur Hausthür begleitet zu haben schien, in Tracht und Haltung nur wie eine gewöhnliche Bürgersfrau aussah. Sie war alt und überaus häßlich; die kleinen stechenden Augen und das spöttische Grinsen des zahnlosen Mundes gaben dem gelben, runzlichten Gesichte einen widerlich hämischen Ausdruck, den das wirre graue Haar, das unter der schwarzen Drahtflügelhaube hervorhing, nicht zu mildern vermochte. Die kleine, hagere Gestalt war mit einem etwas abgenützten Kleide von schwarzem Kamelot und einem mit verschossenem Sammetband besetzten Halbmäntelchen von demselben Stoffe angethan, aus dessen Armschlitzen ihre dürren Hände mit den gichtgekrümmten Fingern wie Adlerklauen hervorsahen. Dazu trug sie blauwollene, schlechte Strümpfe, grobe Schuhe, Zinnschnallen, ein grellgelbes Halstuch und eine feuerfarbene Schleife auf der Drahthaube; kurz und gut, nur der Besen fehlte, so war die Hexe fertig.

Ach, du dreieiniger Gott! stöhnte Base Margit, indem sie sich bekreuzte; Czenczi aber schlug die Hände vors Gesicht und rief: Gott behüt' uns, mir ist, als sähe ich es vor mir stehen, das häßliche Weib!

Denkt Euch nun mein Erstaunen, werthe Jungfer, fuhr Herr Steidler fort, als ich plötzlich den jungen,

erregte. Die eine der beiden Personen nämlich, ein junger Mann in zierlicher blonder Stutzperrücke, in einem anständigen braunen Tuchkleide und geflammten Seidenstrümpfen, gehörte unzweifelhaft zu den Honoratioren der Stadt, während das Frauenzimmer, das den Abschiednehmenden bis zur Hausthür begleitet zu haben schien, in Tracht und Haltung nur wie eine gewöhnliche Bürgersfrau aussah. Sie war alt und überaus häßlich; die kleinen stechenden Augen und das spöttische Grinsen des zahnlosen Mundes gaben dem gelben, runzlichten Gesichte einen widerlich hämischen Ausdruck, den das wirre graue Haar, das unter der schwarzen Drahtflügelhaube hervorhing, nicht zu mildern vermochte. Die kleine, hagere Gestalt war mit einem etwas abgenützten Kleide von schwarzem Kamelot und einem mit verschossenem Sammetband besetzten Halbmäntelchen von demselben Stoffe angethan, aus dessen Armschlitzen ihre dürren Hände mit den gichtgekrümmten Fingern wie Adlerklauen hervorsahen. Dazu trug sie blauwollene, schlechte Strümpfe, grobe Schuhe, Zinnschnallen, ein grellgelbes Halstuch und eine feuerfarbene Schleife auf der Drahthaube; kurz und gut, nur der Besen fehlte, so war die Hexe fertig.

Ach, du dreieiniger Gott! stöhnte Base Margit, indem sie sich bekreuzte; Czenczi aber schlug die Hände vors Gesicht und rief: Gott behüt' uns, mir ist, als sähe ich es vor mir stehen, das häßliche Weib!

Denkt Euch nun mein Erstaunen, werthe Jungfer, fuhr Herr Steidler fort, als ich plötzlich den jungen,

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[0029] erregte. Die eine der beiden Personen nämlich, ein junger Mann in zierlicher blonder Stutzperrücke, in einem anständigen braunen Tuchkleide und geflammten Seidenstrümpfen, gehörte unzweifelhaft zu den Honoratioren der Stadt, während das Frauenzimmer, das den Abschiednehmenden bis zur Hausthür begleitet zu haben schien, in Tracht und Haltung nur wie eine gewöhnliche Bürgersfrau aussah. Sie war alt und überaus häßlich; die kleinen stechenden Augen und das spöttische Grinsen des zahnlosen Mundes gaben dem gelben, runzlichten Gesichte einen widerlich hämischen Ausdruck, den das wirre graue Haar, das unter der schwarzen Drahtflügelhaube hervorhing, nicht zu mildern vermochte. Die kleine, hagere Gestalt war mit einem etwas abgenützten Kleide von schwarzem Kamelot und einem mit verschossenem Sammetband besetzten Halbmäntelchen von demselben Stoffe angethan, aus dessen Armschlitzen ihre dürren Hände mit den gichtgekrümmten Fingern wie Adlerklauen hervorsahen. Dazu trug sie blauwollene, schlechte Strümpfe, grobe Schuhe, Zinnschnallen, ein grellgelbes Halstuch und eine feuerfarbene Schleife auf der Drahthaube; kurz und gut, nur der Besen fehlte, so war die Hexe fertig. Ach, du dreieiniger Gott! stöhnte Base Margit, indem sie sich bekreuzte; Czenczi aber schlug die Hände vors Gesicht und rief: Gott behüt' uns, mir ist, als sähe ich es vor mir stehen, das häßliche Weib! Denkt Euch nun mein Erstaunen, werthe Jungfer, fuhr Herr Steidler fort, als ich plötzlich den jungen,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:52:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:52:38Z)

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Zitationshilfe: Halm, Friedrich [d. i. Eligius Franz Joseph von Münch Bellinghausen]: Die Marzipan-Lise. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–70. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/halm_lise_1910/29>, abgerufen am 25.11.2024.