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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
auch andere in einem Alter von 105 (l), von 109 (m),
von 110 (m*), 112 (n), 115 (o), 117 (p), 121 (q), 130 (q*),
noch munter genug. Ein Greis von sechs und neunzig
Jahren bezeigte sich noch ausserordentlich verliebt und leb-
haft (r). Man erzählt von einem Bräutigam von hun-
dert einem Jahre (s). So wie von einem hundertjähri-
gen Vater (s*).

Endlich wird man viel leichter zugeben, daß so viele
Ursachen, die unsere Tage verkürzen, auch den Termin
des menschlichen Lebens sehr vermindern können; man
behaupten sollte, daß bei den wenigen Sterblichen, welche
zu einem hohen Alter gelangt sind, eine neue Ursache zur
Verlängerung ihres Lebens hinzugekommen wäre, davon
die übrigen nichts wüsten.

Endlich glaube ich, daß uns bereits von der Natur
die lezzte Gränze der Lebensjahre vorgezeichnet worden,
die ein Mensch erreichen kann, und daß diese Gränze
durch irgend einen Zufall, und durch äusserliche Be-
schädigungen bei den meisten Menschen verkürzt werde.

Die alten Egyptier sezzten den Lebenstermin, wiewohl
nach einer wunderthätigen Theorie, auf das hunderte Jahr.
Sie glaubten nämlich, daß das Herz bei dem Menschen
in jedem Jahre um zwey Quentchen bis ins funfzigste
Jahr fortwachse: es nehme aber in einem jeden der fol-
genden funfzig Jahre wiederum um zwei Quentchens ab,

und
(l) [Spaltenumbruch] DONIUS p. 92. und der
Portugiefische Gesandte.
(m) Lond. Magaz. ann. 1763.
m. April.
(m*) Da er in diesem Jahre
noch ein Kind gezeugt. MARTIN.
p.
368.
(n) KALM calajoki sokn. p. 18.
(o) Della VALLE T. VIII. p.
252. BAYNAND. p.
408 der da
sagt, daß er den Frauens nachge-
laufen.
(p) MANETTI de modo, quo
medicam. n.
29.
(q) [Spaltenumbruch] Lond. Chron. ann. 1759.
p.
424. und ein Vischof in Opslo
von hundert ein und zwanzig Jah-
ren HOLBERG Dan. hist. II. p. 377.
(q*) Johannes BAYLIES gieng
wenigstens im 118 Jahre noch zu
Fusse. Phil. trans. n. 306
(r) Eph. Nat. Cur. Vol. X. obs.
102.
(s) LEHMAN p. 762.
(s*) Der Großvater PLATERI
obs. L. I.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
auch andere in einem Alter von 105 (l), von 109 (m),
von 110 (m*), 112 (n), 115 (o), 117 (p), 121 (q), 130 (q*),
noch munter genug. Ein Greis von ſechs und neunzig
Jahren bezeigte ſich noch auſſerordentlich verliebt und leb-
haft (r). Man erzaͤhlt von einem Braͤutigam von hun-
dert einem Jahre (s). So wie von einem hundertjaͤhri-
gen Vater (s*).

Endlich wird man viel leichter zugeben, daß ſo viele
Urſachen, die unſere Tage verkuͤrzen, auch den Termin
des menſchlichen Lebens ſehr vermindern koͤnnen; man
behaupten ſollte, daß bei den wenigen Sterblichen, welche
zu einem hohen Alter gelangt ſind, eine neue Urſache zur
Verlaͤngerung ihres Lebens hinzugekommen waͤre, davon
die uͤbrigen nichts wuͤſten.

Endlich glaube ich, daß uns bereits von der Natur
die lezzte Graͤnze der Lebensjahre vorgezeichnet worden,
die ein Menſch erreichen kann, und daß dieſe Graͤnze
durch irgend einen Zufall, und durch aͤuſſerliche Be-
ſchaͤdigungen bei den meiſten Menſchen verkuͤrzt werde.

Die alten Egyptier ſezzten den Lebenstermin, wiewohl
nach einer wunderthaͤtigen Theorie, auf das hunderte Jahr.
Sie glaubten naͤmlich, daß das Herz bei dem Menſchen
in jedem Jahre um zwey Quentchen bis ins funfzigſte
Jahr fortwachſe: es nehme aber in einem jeden der fol-
genden funfzig Jahre wiederum um zwei Quentchens ab,

und
(l) [Spaltenumbruch] DONIUS p. 92. und der
Portugiefiſche Geſandte.
(m) Lond. Magaz. ann. 1763.
m. April.
(m*) Da er in dieſem Jahre
noch ein Kind gezeugt. MARTIN.
p.
368.
(n) KALM calajoki ſokn. p. 18.
(o) Della VALLE T. VIII. p.
252. BAYNAND. p.
408 der da
ſagt, daß er den Frauens nachge-
laufen.
(p) MANETTI de modo, quo
medicam. n.
29.
(q) [Spaltenumbruch] Lond. Chron. ann. 1759.
p.
424. und ein Viſchof in Opslo
von hundert ein und zwanzig Jah-
ren HOLBERG Dan. hiſt. II. p. 377.
(q*) Johannes BAYLIES gieng
wenigſtens im 118 Jahre noch zu
Fuſſe. Phil. tranſ. n. 306
(r) Eph. Nat. Cur. Vol. X. obſ.
102.
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[940[942]/0994] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. auch andere in einem Alter von 105 (l), von 109 (m), von 110 (m*), 112 (n), 115 (o), 117 (p), 121 (q), 130 (q*), noch munter genug. Ein Greis von ſechs und neunzig Jahren bezeigte ſich noch auſſerordentlich verliebt und leb- haft (r). Man erzaͤhlt von einem Braͤutigam von hun- dert einem Jahre (s). So wie von einem hundertjaͤhri- gen Vater (s*). Endlich wird man viel leichter zugeben, daß ſo viele Urſachen, die unſere Tage verkuͤrzen, auch den Termin des menſchlichen Lebens ſehr vermindern koͤnnen; man behaupten ſollte, daß bei den wenigen Sterblichen, welche zu einem hohen Alter gelangt ſind, eine neue Urſache zur Verlaͤngerung ihres Lebens hinzugekommen waͤre, davon die uͤbrigen nichts wuͤſten. Endlich glaube ich, daß uns bereits von der Natur die lezzte Graͤnze der Lebensjahre vorgezeichnet worden, die ein Menſch erreichen kann, und daß dieſe Graͤnze durch irgend einen Zufall, und durch aͤuſſerliche Be- ſchaͤdigungen bei den meiſten Menſchen verkuͤrzt werde. Die alten Egyptier ſezzten den Lebenstermin, wiewohl nach einer wunderthaͤtigen Theorie, auf das hunderte Jahr. Sie glaubten naͤmlich, daß das Herz bei dem Menſchen in jedem Jahre um zwey Quentchen bis ins funfzigſte Jahr fortwachſe: es nehme aber in einem jeden der fol- genden funfzig Jahre wiederum um zwei Quentchens ab, und (l) DONIUS p. 92. und der Portugiefiſche Geſandte. (m) Lond. Magaz. ann. 1763. m. April. (m*) Da er in dieſem Jahre noch ein Kind gezeugt. MARTIN. p. 368. (n) KALM calajoki ſokn. p. 18. (o) Della VALLE T. VIII. p. 252. BAYNAND. p. 408 der da ſagt, daß er den Frauens nachge- laufen. (p) MANETTI de modo, quo medicam. n. 29. (q) Lond. Chron. ann. 1759. p. 424. und ein Viſchof in Opslo von hundert ein und zwanzig Jah- ren HOLBERG Dan. hiſt. II. p. 377. (q*) Johannes BAYLIES gieng wenigſtens im 118 Jahre noch zu Fuſſe. Phil. tranſ. n. 306 (r) Eph. Nat. Cur. Vol. X. obſ. 102. (s) LEHMAN p. 762. (s*) Der Großvater PLATERI obſ. L. I.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 940[942]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/994>, abgerufen am 23.11.2024.