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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
und wächst alle Jahr um etwas grösser. Jch glaube, daß
Rösel recht hat, wenn er sagt, daß er bis zum zwanzig-
sten Jahr hingelange.

Wiederum leben diejenigen in dieser Classe lange,
welche langsam wachsen, hingegen haben diejenigen Jn-
sekten nur ein kurzes Leben, welche sich aus einem Wur-
me geschwinde in eine vollkommene Fliege verwandeln (s).

Fische wachsen ungemein langsam, und vielleicht be-
ständig fort, vielleicht, weil ihre Knochen biegsam sind.
Die alten erzählen viel Exempel von ihnen, und unsere
Fischer thun eben das (t), wenigstens von den Karpfen,
welche erst nach vielen Jahren ihre rechte Grösse bekom-
men. Dieses ist wohl nach meiner Vermuthung die Ur-
sache, warum die Fruchtbarkeit der Fische so nothwen-
dig gewesen; da sie nemlich lange Zeit über klein blei-
ben, so sind sie auch lange der Gefahr unterworfen. Vom
Seeaal, (muraena) der sechszig Jahr alt geworden, schreibt
Verulamius (u) ein anderer von einem Hechte, der
vierzig Jahre (u*), von einem Karpfen, der hundert (v),
und hundert und funfzig (x) Jahre gelebt, ohne einmal
seine rechte Grösse erreicht zu haben.

Die vierfüßigen eierlegenden Thiere, welche unter
den Fischen und vierfüßigen Thieren von warmen Blute
das Mittel sind, leben ebenfalls sehr lange. So wächst
der Krokodill (y) aus einem sehr kleinen Ei zu einem gros-
sen Ungeheuer an, er hört nicht auf zu wachsen, und ist
ebenfalls ein Thier, so sehr lange lebt.

Eine Schildkröte wächst (z) innerhalb zwanzig Jah-
ren nur um einige wenige Zolle, und man könnte also

glau-
(s) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM l. c.
(t) Von funfzig Jahren alt
GRUNDIG. T. II p. 312.
(u) p. 89.
(u*) VERULAMIUS p. 89.
(v) BRADLEY Philos. account.
p.
66.
(x) [Spaltenumbruch] BUFFON p. 309.
(y) PLIN. L. VIII. c. 29. ROR-
RICH hermet. Aegypt. sup. p.

274.
(z) Lettres curieuses & edifian-
tes T. XVI. p. 10. add. DAMPIER
I. p.
108.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
und waͤchſt alle Jahr um etwas groͤſſer. Jch glaube, daß
Roͤſel recht hat, wenn er ſagt, daß er bis zum zwanzig-
ſten Jahr hingelange.

Wiederum leben diejenigen in dieſer Claſſe lange,
welche langſam wachſen, hingegen haben diejenigen Jn-
ſekten nur ein kurzes Leben, welche ſich aus einem Wur-
me geſchwinde in eine vollkommene Fliege verwandeln (s).

Fiſche wachſen ungemein langſam, und vielleicht be-
ſtaͤndig fort, vielleicht, weil ihre Knochen biegſam ſind.
Die alten erzaͤhlen viel Exempel von ihnen, und unſere
Fiſcher thun eben das (t), wenigſtens von den Karpfen,
welche erſt nach vielen Jahren ihre rechte Groͤſſe bekom-
men. Dieſes iſt wohl nach meiner Vermuthung die Ur-
ſache, warum die Fruchtbarkeit der Fiſche ſo nothwen-
dig geweſen; da ſie nemlich lange Zeit uͤber klein blei-
ben, ſo ſind ſie auch lange der Gefahr unterworfen. Vom
Seeaal, (muraena) der ſechszig Jahr alt geworden, ſchreibt
Verulamius (u) ein anderer von einem Hechte, der
vierzig Jahre (u*), von einem Karpfen, der hundert (v),
und hundert und funfzig (x) Jahre gelebt, ohne einmal
ſeine rechte Groͤſſe erreicht zu haben.

Die vierfuͤßigen eierlegenden Thiere, welche unter
den Fiſchen und vierfuͤßigen Thieren von warmen Blute
das Mittel ſind, leben ebenfalls ſehr lange. So waͤchſt
der Krokodill (y) aus einem ſehr kleinen Ei zu einem groſ-
ſen Ungeheuer an, er hoͤrt nicht auf zu wachſen, und iſt
ebenfalls ein Thier, ſo ſehr lange lebt.

Eine Schildkroͤte waͤchſt (z) innerhalb zwanzig Jah-
ren nur um einige wenige Zolle, und man koͤnnte alſo

glau-
(s) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM l. c.
(t) Von funfzig Jahren alt
GRUNDIG. T. II p. 312.
(u) p. 89.
(u*) VERULAMIUS p. 89.
(v) BRADLEY Philoſ. account.
p.
66.
(x) [Spaltenumbruch] BUFFON p. 309.
(y) PLIN. L. VIII. c. 29. ROR-
RICH hermet. Aegypt. ſup. p.

274.
(z) Lettres curieuſes & edifian-
tes T. XVI. p. 10. add. DAMPIER
I. p.
108.
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[930[932]/0984] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. und waͤchſt alle Jahr um etwas groͤſſer. Jch glaube, daß Roͤſel recht hat, wenn er ſagt, daß er bis zum zwanzig- ſten Jahr hingelange. Wiederum leben diejenigen in dieſer Claſſe lange, welche langſam wachſen, hingegen haben diejenigen Jn- ſekten nur ein kurzes Leben, welche ſich aus einem Wur- me geſchwinde in eine vollkommene Fliege verwandeln (s). Fiſche wachſen ungemein langſam, und vielleicht be- ſtaͤndig fort, vielleicht, weil ihre Knochen biegſam ſind. Die alten erzaͤhlen viel Exempel von ihnen, und unſere Fiſcher thun eben das (t), wenigſtens von den Karpfen, welche erſt nach vielen Jahren ihre rechte Groͤſſe bekom- men. Dieſes iſt wohl nach meiner Vermuthung die Ur- ſache, warum die Fruchtbarkeit der Fiſche ſo nothwen- dig geweſen; da ſie nemlich lange Zeit uͤber klein blei- ben, ſo ſind ſie auch lange der Gefahr unterworfen. Vom Seeaal, (muraena) der ſechszig Jahr alt geworden, ſchreibt Verulamius (u) ein anderer von einem Hechte, der vierzig Jahre (u*), von einem Karpfen, der hundert (v), und hundert und funfzig (x) Jahre gelebt, ohne einmal ſeine rechte Groͤſſe erreicht zu haben. Die vierfuͤßigen eierlegenden Thiere, welche unter den Fiſchen und vierfuͤßigen Thieren von warmen Blute das Mittel ſind, leben ebenfalls ſehr lange. So waͤchſt der Krokodill (y) aus einem ſehr kleinen Ei zu einem groſ- ſen Ungeheuer an, er hoͤrt nicht auf zu wachſen, und iſt ebenfalls ein Thier, ſo ſehr lange lebt. Eine Schildkroͤte waͤchſt (z) innerhalb zwanzig Jah- ren nur um einige wenige Zolle, und man koͤnnte alſo glau- (s) SWAMMERDAM l. c. (t) Von funfzig Jahren alt GRUNDIG. T. II p. 312. (u) p. 89. (u*) VERULAMIUS p. 89. (v) BRADLEY Philoſ. account. p. 66. (x) BUFFON p. 309. (y) PLIN. L. VIII. c. 29. ROR- RICH hermet. Aegypt. ſup. p. 274. (z) Lettres curieuſes & edifian- tes T. XVI. p. 10. add. DAMPIER I. p. 108.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 930[932]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/984>, abgerufen am 28.11.2024.