Der Baum Bacbab erlangt innerhalb zwei hundert Jahren einen Durchmesser von fünf Fuß, sein Durch- messer ist, wenn der Baum seine völlige Reife erreicht, fünf und zwanzig Fuß (b), man ersiehet daraus, daß dieser Baum ein sehr hohes Alter erreicht, und man hat gewisse Anzeigen, daß unter diesen Bäumen einige bereits im vierzehnten Jahrhunderte gelebt haben müssen, welche man 1555 mit Aufschriften bezeichnet, deren Thevet(b*) Erwähnung thut. Ein dergleichen ungeheurer Baum hat im Durchmesser dreißig Fuß, und an den Wurzeln hundert und zehn Fuß (b+). Dahingegen wachsen Schwämme in zween Tagen, und vergehen am dritten Tage wieder. Doch es erreichen auch die grossen Bäume ein hohes Alter, so wie die kleinen kaum funfzig Jahre überleben (b**), und die von selbst wachsenden, die gesäete, oder die wenig fruchtbare, die fruchttragende an der Le- bensdauer übertreffen.
Unter den Thieren erreichen die meisten Jnsekten nur ein kurzes Alter, indem viele unter denen, welche sich verwandeln, noch in eben demselben Sommer auskrie- chen, das Leben einer Raupe durchleben, und nach der Verwandlung nicht einmal mehr Nahrung zu sich neh- men (c), weil sie ihrem Tode nunmehr nahe sind. Doch dauret auch ihre Begattung sehr lange Zeit (d), wie man an den Seidenwürmern sieht, gleich darauf legen die Weibchen (e) Eier, und sterben, und die Männchen leben nur noch etwas längere Zeit (f).
Ueber-
(b)[Spaltenumbruch]ADANSON voyag. p. 66. Mem.1761. leben 5150 Jahre. Praef. l. c.
(b*)ADANSON. Mem. de l'Acad. ann. 1761.
(b+)Pre ace p. CCXVII.
(b**)VERULAM p. 34.
(c) Acht Tage fliegt noch man- cher Schmetterling de GEER p. 246. MALPIGHI p. 41. so auch [Spaltenumbruch]
noch die Heuschrekken ZINANNI p. 48.
(d)ROESEL T. III. p. 55. SWAMMERDAM.
(e) Auch alle andere SWAM- MERDAM p. 600.
(f) Bisweilen begatten sie sich auch mit dem zweiten Weibchen. ROESEL.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Der Baum Bacbab erlangt innerhalb zwei hundert Jahren einen Durchmeſſer von fuͤnf Fuß, ſein Durch- meſſer iſt, wenn der Baum ſeine voͤllige Reife erreicht, fuͤnf und zwanzig Fuß (b), man erſiehet daraus, daß dieſer Baum ein ſehr hohes Alter erreicht, und man hat gewiſſe Anzeigen, daß unter dieſen Baͤumen einige bereits im vierzehnten Jahrhunderte gelebt haben muͤſſen, welche man 1555 mit Aufſchriften bezeichnet, deren Thevet(b*) Erwaͤhnung thut. Ein dergleichen ungeheurer Baum hat im Durchmeſſer dreißig Fuß, und an den Wurzeln hundert und zehn Fuß (b†). Dahingegen wachſen Schwaͤmme in zween Tagen, und vergehen am dritten Tage wieder. Doch es erreichen auch die groſſen Baͤume ein hohes Alter, ſo wie die kleinen kaum funfzig Jahre uͤberleben (b**), und die von ſelbſt wachſenden, die geſaͤete, oder die wenig fruchtbare, die fruchttragende an der Le- bensdauer uͤbertreffen.
Unter den Thieren erreichen die meiſten Jnſekten nur ein kurzes Alter, indem viele unter denen, welche ſich verwandeln, noch in eben demſelben Sommer auskrie- chen, das Leben einer Raupe durchleben, und nach der Verwandlung nicht einmal mehr Nahrung zu ſich neh- men (c), weil ſie ihrem Tode nunmehr nahe ſind. Doch dauret auch ihre Begattung ſehr lange Zeit (d), wie man an den Seidenwuͤrmern ſieht, gleich darauf legen die Weibchen (e) Eier, und ſterben, und die Maͤnnchen leben nur noch etwas laͤngere Zeit (f).
Ueber-
(b)[Spaltenumbruch]ADANSON voyag. p. 66. Mem.1761. leben 5150 Jahre. Praef. l. c.
(b*)ADANSON. Mem. de l’Acad. ann. 1761.
(b†)Pre ace p. CCXVII.
(b**)VERULAM p. 34.
(c) Acht Tage fliegt noch man- cher Schmetterling de GEER p. 246. MALPIGHI p. 41. ſo auch [Spaltenumbruch]
noch die Heuſchrekken ZINANNI p. 48.
(d)ROESEL T. III. p. 55. SWAMMERDAM.
(e) Auch alle andere SWAM- MERDAM p. 600.
(f) Bisweilen begatten ſie ſich auch mit dem zweiten Weibchen. ROESEL.
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[928[930]/0982]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Der Baum Bacbab erlangt innerhalb zwei hundert
Jahren einen Durchmeſſer von fuͤnf Fuß, ſein Durch-
meſſer iſt, wenn der Baum ſeine voͤllige Reife erreicht,
fuͤnf und zwanzig Fuß (b), man erſiehet daraus, daß
dieſer Baum ein ſehr hohes Alter erreicht, und man hat
gewiſſe Anzeigen, daß unter dieſen Baͤumen einige bereits
im vierzehnten Jahrhunderte gelebt haben muͤſſen, welche
man 1555 mit Aufſchriften bezeichnet, deren Thevet (b*)
Erwaͤhnung thut. Ein dergleichen ungeheurer Baum
hat im Durchmeſſer dreißig Fuß, und an den Wurzeln
hundert und zehn Fuß (b†). Dahingegen wachſen
Schwaͤmme in zween Tagen, und vergehen am dritten
Tage wieder. Doch es erreichen auch die groſſen Baͤume
ein hohes Alter, ſo wie die kleinen kaum funfzig Jahre
uͤberleben (b**), und die von ſelbſt wachſenden, die geſaͤete,
oder die wenig fruchtbare, die fruchttragende an der Le-
bensdauer uͤbertreffen.
Unter den Thieren erreichen die meiſten Jnſekten nur
ein kurzes Alter, indem viele unter denen, welche ſich
verwandeln, noch in eben demſelben Sommer auskrie-
chen, das Leben einer Raupe durchleben, und nach der
Verwandlung nicht einmal mehr Nahrung zu ſich neh-
men (c), weil ſie ihrem Tode nunmehr nahe ſind. Doch
dauret auch ihre Begattung ſehr lange Zeit (d), wie man
an den Seidenwuͤrmern ſieht, gleich darauf legen die
Weibchen (e) Eier, und ſterben, und die Maͤnnchen
leben nur noch etwas laͤngere Zeit (f).
Ueber-
(b)
ADANSON voyag. p. 66.
Mem. 1761. leben 5150 Jahre.
Praef. l. c.
(b*) ADANSON. Mem. de
l’Acad. ann. 1761.
(b†) Pre ace p. CCXVII.
(b**) VERULAM p. 34.
(c) Acht Tage fliegt noch man-
cher Schmetterling de GEER p.
246. MALPIGHI p. 41. ſo auch
noch die Heuſchrekken ZINANNI
p. 48.
(d) ROESEL T. III. p. 55.
SWAMMERDAM.
(e) Auch alle andere SWAM-
MERDAM p. 600.
(f) Bisweilen begatten ſie ſich
auch mit dem zweiten Weibchen.
ROESEL.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 928[930]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/982>, abgerufen am 24.11.2024.
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