Zuerst scheint mir dieser Saft gelb und breyartig zu seyn (a).
Wenn sich derselbe etwa in ein Fadengewebe ergießt, darinnen still stehet, und hierauf, nach dem der wäßrige Theil vermittelst der Ausdampfung oder des Drukks fortgetrieben worden, so wird er nach und nach aschfar- ben, er läst sich hierauf zerschneiden, er wird einem Knorpel ähnlich, und er nimmt hierauf ein Wesen an, welches einem Knochen nicht unähnlich ist, indessen blei- bet derselbe doch jederzeit unorganisch, er hat keine Plat- ten oder Fasern, und er würde weniger Oehl und mehr Erde in der Probe von sich geben (b). Es halten be- rühmte Männer dieses für den Nahrungssaft der Kno- chen (c). Selbiger hat aber mit dem Gallerte mehr Aehnlichkeit.
Nach meiner Meinung ist kein einziges Stükk am menschlichen Körper vorhanden, woran man nicht der- gleichen Gelieferungen, selten in einem breyartigen, ge- meiniglich aber in einem knochigen Zustande angetroffen hatte.
Jch habe dergleichen zwischen den Membranen mit Augen gesehen, und es haben es auch andere berühmte Männer ebenfalls an der harten Gehirnhaut (d), an der Sichel (d*), an andern Stellen, wie auch an der dün- nen Gehirnhaut (e) beobachtet, und diese Erscheinung
ist
(a)[Spaltenumbruch]Elem. Physiol. L. XXVI. p. 209. Opusc. pathol. 47. progr. ad disp. WALBAUM K. Swensk. wetensk. handling T. XII. add. CRELL. art. coron. indurat.
(b) Der berühmte Aug. BU- DAEUS miscell. Berol. T. IV. p. 66.
(c)P. VALCARENGNUS Aneurysm. aort. p. 40. G. SCHE- SELDEN Introduct. to the osteo- graph.
(d)L. X. p. 98. am Greise von 130 Jahren Phil. trans. n. 306. [Spaltenumbruch]GERNET fibr. fen. n. 12. HEBEN- STREIT de ossium. incrementis Comm. Lit. 1744. hebd. 3. an ei- nem Erzbischofe. Geschehe mei- stentheils LIEUTAUD precis p. 427. zwischen der harten Gehirn- haut, und der Mittelgrube des cranii eine Gipsmaterie. Journ. Med. 1764. Aout.
(d*)Nov. Comm. Acad. Petr. IV. p. 367.
(e)L. X. p. 21. SUE p. 21.
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
Zuerſt ſcheint mir dieſer Saft gelb und breyartig zu ſeyn (a).
Wenn ſich derſelbe etwa in ein Fadengewebe ergießt, darinnen ſtill ſtehet, und hierauf, nach dem der waͤßrige Theil vermittelſt der Ausdampfung oder des Drukks fortgetrieben worden, ſo wird er nach und nach aſchfar- ben, er laͤſt ſich hierauf zerſchneiden, er wird einem Knorpel aͤhnlich, und er nimmt hierauf ein Weſen an, welches einem Knochen nicht unaͤhnlich iſt, indeſſen blei- bet derſelbe doch jederzeit unorganiſch, er hat keine Plat- ten oder Faſern, und er wuͤrde weniger Oehl und mehr Erde in der Probe von ſich geben (b). Es halten be- ruͤhmte Maͤnner dieſes fuͤr den Nahrungsſaft der Kno- chen (c). Selbiger hat aber mit dem Gallerte mehr Aehnlichkeit.
Nach meiner Meinung iſt kein einziges Stuͤkk am menſchlichen Koͤrper vorhanden, woran man nicht der- gleichen Gelieferungen, ſelten in einem breyartigen, ge- meiniglich aber in einem knochigen Zuſtande angetroffen hatte.
Jch habe dergleichen zwiſchen den Membranen mit Augen geſehen, und es haben es auch andere beruͤhmte Maͤnner ebenfalls an der harten Gehirnhaut (d), an der Sichel (d*), an andern Stellen, wie auch an der duͤn- nen Gehirnhaut (e) beobachtet, und dieſe Erſcheinung
iſt
(a)[Spaltenumbruch]Elem. Phyſiol. L. XXVI. p. 209. Opuſc. pathol. 47. progr. ad diſp. WALBAUM K. Swensk. wetensk. handling T. XII. add. CRELL. art. coron. indurat.
(b) Der beruͤhmte Aug. BU- DAEUS miſcell. Berol. T. IV. p. 66.
(c)P. VALCARENGNUS Aneuryſm. aort. p. 40. G. SCHE- SELDEN Introduct. to the oſteo- graph.
(d)L. X. p. 98. am Greiſe von 130 Jahren Phil. tranſ. n. 306. [Spaltenumbruch]GERNET fibr. fen. n. 12. HEBEN- STREIT de oſſium. incrementis Comm. Lit. 1744. hebd. 3. an ei- nem Erzbiſchofe. Geſchehe mei- ſtentheils LIEUTAUD precis p. 427. zwiſchen der harten Gehirn- haut, und der Mittelgrube des cranii eine Gipsmaterie. Journ. Med. 1764. Aout.
(d*)Nov. Comm. Acad. Petr. IV. p. 367.
(e)L. X. p. 21. SUE p. 21.
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[909[911]/0963]
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
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Wenn ſich derſelbe etwa in ein Fadengewebe ergießt,
darinnen ſtill ſtehet, und hierauf, nach dem der waͤßrige
Theil vermittelſt der Ausdampfung oder des Drukks
fortgetrieben worden, ſo wird er nach und nach aſchfar-
ben, er laͤſt ſich hierauf zerſchneiden, er wird einem
Knorpel aͤhnlich, und er nimmt hierauf ein Weſen an,
welches einem Knochen nicht unaͤhnlich iſt, indeſſen blei-
bet derſelbe doch jederzeit unorganiſch, er hat keine Plat-
ten oder Faſern, und er wuͤrde weniger Oehl und mehr
Erde in der Probe von ſich geben (b). Es halten be-
ruͤhmte Maͤnner dieſes fuͤr den Nahrungsſaft der Kno-
chen (c). Selbiger hat aber mit dem Gallerte mehr
Aehnlichkeit.
Nach meiner Meinung iſt kein einziges Stuͤkk am
menſchlichen Koͤrper vorhanden, woran man nicht der-
gleichen Gelieferungen, ſelten in einem breyartigen, ge-
meiniglich aber in einem knochigen Zuſtande angetroffen
hatte.
Jch habe dergleichen zwiſchen den Membranen mit
Augen geſehen, und es haben es auch andere beruͤhmte
Maͤnner ebenfalls an der harten Gehirnhaut (d), an der
Sichel (d*), an andern Stellen, wie auch an der duͤn-
nen Gehirnhaut (e) beobachtet, und dieſe Erſcheinung
iſt
(a)
Elem. Phyſiol. L. XXVI.
p. 209. Opuſc. pathol. 47. progr.
ad diſp. WALBAUM K. Swensk.
wetensk. handling T. XII. add.
CRELL. art. coron. indurat.
(b) Der beruͤhmte Aug. BU-
DAEUS miſcell. Berol. T. IV.
p. 66.
(c) P. VALCARENGNUS
Aneuryſm. aort. p. 40. G. SCHE-
SELDEN Introduct. to the oſteo-
graph.
(d) L. X. p. 98. am Greiſe von
130 Jahren Phil. tranſ. n. 306.
GERNET fibr. fen. n. 12. HEBEN-
STREIT de oſſium. incrementis
Comm. Lit. 1744. hebd. 3. an ei-
nem Erzbiſchofe. Geſchehe mei-
ſtentheils LIEUTAUD precis p.
427. zwiſchen der harten Gehirn-
haut, und der Mittelgrube des
cranii eine Gipsmaterie. Journ.
Med. 1764. Aout.
(d*) Nov. Comm. Acad. Petr.
IV. p. 367.
(e) L. X. p. 21. SUE p. 21.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 909[911]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/963>, abgerufen am 27.11.2024.
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