der eine Faser äusserlichen Körpern widerstehet. So wie sich aber das Gehirn verhärtet, so werden auch die Nerven härter. Und es ist das Herz in einem alten Hunde weniger reizbar (b).
§. 4. Die Veränderung der Säfte. 1) Abnahme.
Wenn sich im Menschen mehr Erde und harte Theile einfinden, so giebt es folglich in demselben weniger Flüs- sigkeiten. Man kann diese Verminderung nicht sogleich an den dikken Säften gewahr werden, und es scheinen Greise öfters vollblütig zu seyn. Jndessen betrügt doch diese Vollblütigkeit, und es rührt dieselbe von denen leer- gelassenen kleinen Gefässen her, welche nunmehro blind sind (a), oder dem Blute einen Widerstand entgegen stel- len, und daher kömmt es, daß wenn der Magen mit den Därmen einen guten Saft zubereitet, dieser meh[r] durch die rothe grosse Gefässe der Schlagadern und Blutadern seinen Lauf nimmt, und in die kleinen Ge- fässe nicht eben so hineindringt. Daher ist die Ausdün- stung bei den Greisen (b) so gar nach dem Gewichte be- rechnet, kleiner, man findet weniger Saamen in ihnen, es nimmt derjenige Dunst ab, welcher in die Fadengewebe herüber schwizzt, und es zeiget sich im Auge weniger wäßrige (c), gläserne und crystallinische Flüßigkeit, bei- nahe verschwindet aller Saft aus den einfachen Drüsen (d), welches dennoch der beste Auszug von der Lymphe war.
Es geschieht aber die Ernährung an den kleinsten Gefässen, durch welche der Dunst, und eine zarte Lym- phe fließt: folglich werden die Greise weniger ernähret,
veil
(b)[Spaltenumbruch]TOSETTI L. II. obs. X. Elem. Physiolog. L. IV. p. 469.
(a)p. 73.
(b)[Spaltenumbruch]L. XII. p. 80.
(c)L. XVI. p. 410.
(d)L. II. p. 184.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
der eine Faſer aͤuſſerlichen Koͤrpern widerſtehet. So wie ſich aber das Gehirn verhaͤrtet, ſo werden auch die Nerven haͤrter. Und es iſt das Herz in einem alten Hunde weniger reizbar (b).
§. 4. Die Veraͤnderung der Saͤfte. 1) Abnahme.
Wenn ſich im Menſchen mehr Erde und harte Theile einfinden, ſo giebt es folglich in demſelben weniger Fluͤſ- ſigkeiten. Man kann dieſe Verminderung nicht ſogleich an den dikken Saͤften gewahr werden, und es ſcheinen Greiſe oͤfters vollbluͤtig zu ſeyn. Jndeſſen betruͤgt doch dieſe Vollbluͤtigkeit, und es ruͤhrt dieſelbe von denen leer- gelaſſenen kleinen Gefaͤſſen her, welche nunmehro blind ſind (a), oder dem Blute einen Widerſtand entgegen ſtel- len, und daher koͤmmt es, daß wenn der Magen mit den Daͤrmen einen guten Saft zubereitet, dieſer meh[r] durch die rothe groſſe Gefaͤſſe der Schlagadern und Blutadern ſeinen Lauf nimmt, und in die kleinen Ge- faͤſſe nicht eben ſo hineindringt. Daher iſt die Ausduͤn- ſtung bei den Greiſen (b) ſo gar nach dem Gewichte be- rechnet, kleiner, man findet weniger Saamen in ihnen, es nimmt derjenige Dunſt ab, welcher in die Fadengewebe heruͤber ſchwizzt, und es zeiget ſich im Auge weniger waͤßrige (c), glaͤſerne und cryſtalliniſche Fluͤßigkeit, bei- nahe verſchwindet aller Saft aus den einfachen Druͤſen (d), welches dennoch der beſte Auszug von der Lymphe war.
Es geſchieht aber die Ernaͤhrung an den kleinſten Gefaͤſſen, durch welche der Dunſt, und eine zarte Lym- phe fließt: folglich werden die Greiſe weniger ernaͤhret,
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(b)[Spaltenumbruch]TOSETTI L. II. obſ. X. Elem. Phyſiolog. L. IV. p. 469.
(a)p. 73.
(b)[Spaltenumbruch]L. XII. p. 80.
(c)L. XVI. p. 410.
(d)L. II. p. 184.
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[904[906]/0958]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
der eine Faſer aͤuſſerlichen Koͤrpern widerſtehet. So
wie ſich aber das Gehirn verhaͤrtet, ſo werden auch die
Nerven haͤrter. Und es iſt das Herz in einem alten
Hunde weniger reizbar (b).
§. 4.
Die Veraͤnderung der Saͤfte.
1) Abnahme.
Wenn ſich im Menſchen mehr Erde und harte Theile
einfinden, ſo giebt es folglich in demſelben weniger Fluͤſ-
ſigkeiten. Man kann dieſe Verminderung nicht ſogleich
an den dikken Saͤften gewahr werden, und es ſcheinen
Greiſe oͤfters vollbluͤtig zu ſeyn. Jndeſſen betruͤgt doch
dieſe Vollbluͤtigkeit, und es ruͤhrt dieſelbe von denen leer-
gelaſſenen kleinen Gefaͤſſen her, welche nunmehro blind
ſind (a), oder dem Blute einen Widerſtand entgegen ſtel-
len, und daher koͤmmt es, daß wenn der Magen mit
den Daͤrmen einen guten Saft zubereitet, dieſer mehr
durch die rothe groſſe Gefaͤſſe der Schlagadern und
Blutadern ſeinen Lauf nimmt, und in die kleinen Ge-
faͤſſe nicht eben ſo hineindringt. Daher iſt die Ausduͤn-
ſtung bei den Greiſen (b) ſo gar nach dem Gewichte be-
rechnet, kleiner, man findet weniger Saamen in ihnen,
es nimmt derjenige Dunſt ab, welcher in die Fadengewebe
heruͤber ſchwizzt, und es zeiget ſich im Auge weniger
waͤßrige (c), glaͤſerne und cryſtalliniſche Fluͤßigkeit, bei-
nahe verſchwindet aller Saft aus den einfachen Druͤſen (d),
welches dennoch der beſte Auszug von der Lymphe war.
Es geſchieht aber die Ernaͤhrung an den kleinſten
Gefaͤſſen, durch welche der Dunſt, und eine zarte Lym-
phe fließt: folglich werden die Greiſe weniger ernaͤhret,
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(b)
TOSETTI L. II. obſ. X.
Elem. Phyſiolog. L. IV. p. 469.
(a) p. 73.
(b)
L. XII. p. 80.
(c) L. XVI. p. 410.
(d) L. II. p. 184.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 904[906]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/958>, abgerufen am 20.11.2024.
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