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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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III. Abs. Der Zustand des Menschen.
diese verwandeln sich endlich in Knochen (c). Selbst die
linsenförmige Knochen gehören hieher, und die Knie-
scheibe ist davon nicht ausgenommen.

Die Bänder werden sehr hart, und sonderlich die-
jenigen, welche die Gelenke besezzt halten, vornämlich
aber zwischen den Wirbelbeinen (d), wo sie oftmals, so
wie zwischen den Knochen des Bekkens knochig wer-
den (d*).

Endlich, denn dieses ist eine neue Ursache von der
verminderten Bewegung im menschlichen Körper, wird
auch das Gehirn selbst hart. Dieses geschieht anfäng-
lich nur ein wenig. Das Gehirn zerfloß beinahe in der
Frucht: es konnte sich im Kinde noch nicht in seiner Lage
selbst erhalten, um sich in Windungen abzutheilen. Jm
Greise erhält es sich aber in seiner Figur, es bleibet nach
dem Schnitte unverändert, indem sich nunmehr die schon
härter gewordene Grundstoffe des harten Gehirns ein-
ander dergestalt anziehen, daß sie von ihrer Schwere
nicht so, wie bey jungen Personen, aus einander gezerrt
werden (e). Doch ich habe auch die Nerven (f) nach
dem Gefühle und Messer zu urtheilen, bei alten Perso-
nen hart gefunden.

Auch an der Kristallinse zeiget sich (g) die Undurch-
sichtigkeit, eine ebene Fläche (h), eine Härte (i) und
Dichtigkeit (k), und so gar in den damit angestellten
Versuchen.

Die
(c) [Spaltenumbruch] TREW chylos. fet. p. 49.
&c.
Am grossen Wadenmuskel des
Hundes, Affen, Menschen, an
der Sehne des langen Röhrenmus-
kels &c.
(d) Dieses habe ich an den Trä-
gern gesehen.
(d*) L. XXIX. Sect. V.
(e) Jn einem hohen Alter Phil.
trans. n. 306. add. WEPFER ci-
cut. aquat. p. 88. KEILY Phil.
trans. FISCHER de senio p. 81.
BAGLIV. fibr. motr. p.
15.
(f) [Spaltenumbruch] Phil. trans. n. 483. 492. daß
ein Knochen eines alten Thieres
kaum etwas zur Bildung eines
Beinbruchknorpels beitrage. FOU-
GEROUX p.
129. daß auch die Fa-
sern der Hölzer, wenn sie verhär-
tet sind, niemals feste werden, du
HAMEL Memoir. de l'Acad. ann.
1746. p.
321.
(g) L. XVI. p. 397.
(h) p. 400.
(i) p. 402.
(k) p. 503.
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III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
dieſe verwandeln ſich endlich in Knochen (c). Selbſt die
linſenfoͤrmige Knochen gehoͤren hieher, und die Knie-
ſcheibe iſt davon nicht ausgenommen.

Die Baͤnder werden ſehr hart, und ſonderlich die-
jenigen, welche die Gelenke beſezzt halten, vornaͤmlich
aber zwiſchen den Wirbelbeinen (d), wo ſie oftmals, ſo
wie zwiſchen den Knochen des Bekkens knochig wer-
den (d*).

Endlich, denn dieſes iſt eine neue Urſache von der
verminderten Bewegung im menſchlichen Koͤrper, wird
auch das Gehirn ſelbſt hart. Dieſes geſchieht anfaͤng-
lich nur ein wenig. Das Gehirn zerfloß beinahe in der
Frucht: es konnte ſich im Kinde noch nicht in ſeiner Lage
ſelbſt erhalten, um ſich in Windungen abzutheilen. Jm
Greiſe erhaͤlt es ſich aber in ſeiner Figur, es bleibet nach
dem Schnitte unveraͤndert, indem ſich nunmehr die ſchon
haͤrter gewordene Grundſtoffe des harten Gehirns ein-
ander dergeſtalt anziehen, daß ſie von ihrer Schwere
nicht ſo, wie bey jungen Perſonen, aus einander gezerrt
werden (e). Doch ich habe auch die Nerven (f) nach
dem Gefuͤhle und Meſſer zu urtheilen, bei alten Perſo-
nen hart gefunden.

Auch an der Kriſtallinſe zeiget ſich (g) die Undurch-
ſichtigkeit, eine ebene Flaͤche (h), eine Haͤrte (i) und
Dichtigkeit (k), und ſo gar in den damit angeſtellten
Verſuchen.

Die
(c) [Spaltenumbruch] TREW chyloſ. fet. p. 49.
&c.
Am groſſen Wadenmuskel des
Hundes, Affen, Menſchen, an
der Sehne des langen Roͤhrenmus-
kels &c.
(d) Dieſes habe ich an den Traͤ-
gern geſehen.
(d*) L. XXIX. Sect. V.
(e) Jn einem hohen Alter Phil.
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cut. aquat. p. 88. KEILY Phil.
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BAGLIV. fibr. motr. p.
15.
(f) [Spaltenumbruch] Phil. tranſ. n. 483. 492. daß
ein Knochen eines alten Thieres
kaum etwas zur Bildung eines
Beinbruchknorpels beitrage. FOU-
GEROUX p.
129. daß auch die Fa-
ſern der Hoͤlzer, wenn ſie verhaͤr-
tet ſind, niemals feſte werden, du
HAMEL Memoir. de l’Acad. ann.
1746. p.
321.
(g) L. XVI. p. 397.
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[899[901]/0953] III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen. dieſe verwandeln ſich endlich in Knochen (c). Selbſt die linſenfoͤrmige Knochen gehoͤren hieher, und die Knie- ſcheibe iſt davon nicht ausgenommen. Die Baͤnder werden ſehr hart, und ſonderlich die- jenigen, welche die Gelenke beſezzt halten, vornaͤmlich aber zwiſchen den Wirbelbeinen (d), wo ſie oftmals, ſo wie zwiſchen den Knochen des Bekkens knochig wer- den (d*). Endlich, denn dieſes iſt eine neue Urſache von der verminderten Bewegung im menſchlichen Koͤrper, wird auch das Gehirn ſelbſt hart. Dieſes geſchieht anfaͤng- lich nur ein wenig. Das Gehirn zerfloß beinahe in der Frucht: es konnte ſich im Kinde noch nicht in ſeiner Lage ſelbſt erhalten, um ſich in Windungen abzutheilen. Jm Greiſe erhaͤlt es ſich aber in ſeiner Figur, es bleibet nach dem Schnitte unveraͤndert, indem ſich nunmehr die ſchon haͤrter gewordene Grundſtoffe des harten Gehirns ein- ander dergeſtalt anziehen, daß ſie von ihrer Schwere nicht ſo, wie bey jungen Perſonen, aus einander gezerrt werden (e). Doch ich habe auch die Nerven (f) nach dem Gefuͤhle und Meſſer zu urtheilen, bei alten Perſo- nen hart gefunden. Auch an der Kriſtallinſe zeiget ſich (g) die Undurch- ſichtigkeit, eine ebene Flaͤche (h), eine Haͤrte (i) und Dichtigkeit (k), und ſo gar in den damit angeſtellten Verſuchen. Die (c) TREW chyloſ. fet. p. 49. &c. Am groſſen Wadenmuskel des Hundes, Affen, Menſchen, an der Sehne des langen Roͤhrenmus- kels &c. (d) Dieſes habe ich an den Traͤ- gern geſehen. (d*) L. XXIX. Sect. V. (e) Jn einem hohen Alter Phil. tranſ. n. 306. add. WEPFER ci- cut. aquat. p. 88. KEILY Phil. tranſ. FISCHER de ſenio p. 81. BAGLIV. fibr. motr. p. 15. (f) Phil. tranſ. n. 483. 492. daß ein Knochen eines alten Thieres kaum etwas zur Bildung eines Beinbruchknorpels beitrage. FOU- GEROUX p. 129. daß auch die Fa- ſern der Hoͤlzer, wenn ſie verhaͤr- tet ſind, niemals feſte werden, du HAMEL Memoir. de l’Acad. ann. 1746. p. 321. (g) L. XVI. p. 397. (h) p. 400. (i) p. 402. (k) p. 503. L l l 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 899[901]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/953>, abgerufen am 22.11.2024.