chen bewegen, so machen sich selbige vermittelst des Rei- bens, eine knorplige und glatte Fläche, über welche sie sich bewegen, und wir haben davon ein Exempel an dem inwendigen Verstopfen bei dem Hüftenknochen, bei dem Darmmuskel, an dem Darmknochen, an der Achylles- sehne, an dem Fersenknochen.
Daß die Schlagadern ein heftiges Reiben ausstehen, erhellet leicht aus denjenigen Furchen, welche sie an Kno- chen, ich meyne nicht diejenigen, welche noch weich sind, sondern vielmehr an den festen und erwachsenen Kno- chen der Hirnschale eindrükken, sonderlich aber erhellet dieses aus der Zerstörung der Wirbelbeine, der Ribben, und des Brustbeins, so bey einem Schlagadersakke (b) so oft vorkömmt. Wenn man ausserdem die Kraft der Muskelbewegung, und des Fiebers, so auf das Ver- zehren des Fettes eine so grosse Wirkung thut, mit hin- zufügt, so wird man leicht einsehen, was für eine grosse Gewaltthätigkeit sowol die Muskeln durch ihr öfteres Spiel, als die Schlagadern durch ihr starkes Pulstren auf das umherliegende Fadengewebe ausüben. Diese drükken nemlich nicht nur selbst die halbleimartige Fasern zusammen, sondern sie lassen sie auch wechselweise wieder loß, und es ist nichts so stark, als dieses wechselweise Kneten, um sie aufzulösen. Mit eben dieser Kraft rei- ben sich auch die Schlagadern, welche ebenfalls ganz und gar tellulöse sind, gegen ihre benachbarte Knochen, ge- gen ihre Muskeln, und gegen ihre Knorpel. Vielleicht rührt daher die, bereits vorhin gelobte Anmerkung des berühmten Wintringbam(c), daß an den Gliedmas- sen, und zwar innerhalb den Muskeln die Schlagadern stärker, hingegen an den Eingeweiden, und insonder- heit am Gehirn, wo sie keinen Drukk leiden, ganz weich sind. Wir nehmen dieses mit aller Sicherheit an, da
wir
(b)[Spaltenumbruch]L. VI. p. 234.
(c)[Spaltenumbruch]L. II. p. 74.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
chen bewegen, ſo machen ſich ſelbige vermittelſt des Rei- bens, eine knorplige und glatte Flaͤche, uͤber welche ſie ſich bewegen, und wir haben davon ein Exempel an dem inwendigen Verſtopfen bei dem Huͤftenknochen, bei dem Darmmuskel, an dem Darmknochen, an der Achylles- ſehne, an dem Ferſenknochen.
Daß die Schlagadern ein heftiges Reiben ausſtehen, erhellet leicht aus denjenigen Furchen, welche ſie an Kno- chen, ich meyne nicht diejenigen, welche noch weich ſind, ſondern vielmehr an den feſten und erwachſenen Kno- chen der Hirnſchale eindruͤkken, ſonderlich aber erhellet dieſes aus der Zerſtoͤrung der Wirbelbeine, der Ribben, und des Bruſtbeins, ſo bey einem Schlagaderſakke (b) ſo oft vorkoͤmmt. Wenn man auſſerdem die Kraft der Muskelbewegung, und des Fiebers, ſo auf das Ver- zehren des Fettes eine ſo groſſe Wirkung thut, mit hin- zufuͤgt, ſo wird man leicht einſehen, was fuͤr eine groſſe Gewaltthaͤtigkeit ſowol die Muskeln durch ihr oͤfteres Spiel, als die Schlagadern durch ihr ſtarkes Pulſtren auf das umherliegende Fadengewebe ausuͤben. Dieſe druͤkken nemlich nicht nur ſelbſt die halbleimartige Faſern zuſammen, ſondern ſie laſſen ſie auch wechſelweiſe wieder loß, und es iſt nichts ſo ſtark, als dieſes wechſelweiſe Kneten, um ſie aufzuloͤſen. Mit eben dieſer Kraft rei- ben ſich auch die Schlagadern, welche ebenfalls ganz und gar telluloͤſe ſind, gegen ihre benachbarte Knochen, ge- gen ihre Muskeln, und gegen ihre Knorpel. Vielleicht ruͤhrt daher die, bereits vorhin gelobte Anmerkung des beruͤhmten Wintringbam(c), daß an den Gliedmaſ- ſen, und zwar innerhalb den Muskeln die Schlagadern ſtaͤrker, hingegen an den Eingeweiden, und inſonder- heit am Gehirn, wo ſie keinen Drukk leiden, ganz weich ſind. Wir nehmen dieſes mit aller Sicherheit an, da
wir
(b)[Spaltenumbruch]L. VI. p. 234.
(c)[Spaltenumbruch]L. II. p. 74.
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[876[878]/0930]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
chen bewegen, ſo machen ſich ſelbige vermittelſt des Rei-
bens, eine knorplige und glatte Flaͤche, uͤber welche ſie
ſich bewegen, und wir haben davon ein Exempel an dem
inwendigen Verſtopfen bei dem Huͤftenknochen, bei dem
Darmmuskel, an dem Darmknochen, an der Achylles-
ſehne, an dem Ferſenknochen.
Daß die Schlagadern ein heftiges Reiben ausſtehen,
erhellet leicht aus denjenigen Furchen, welche ſie an Kno-
chen, ich meyne nicht diejenigen, welche noch weich ſind,
ſondern vielmehr an den feſten und erwachſenen Kno-
chen der Hirnſchale eindruͤkken, ſonderlich aber erhellet
dieſes aus der Zerſtoͤrung der Wirbelbeine, der Ribben,
und des Bruſtbeins, ſo bey einem Schlagaderſakke (b)
ſo oft vorkoͤmmt. Wenn man auſſerdem die Kraft der
Muskelbewegung, und des Fiebers, ſo auf das Ver-
zehren des Fettes eine ſo groſſe Wirkung thut, mit hin-
zufuͤgt, ſo wird man leicht einſehen, was fuͤr eine groſſe
Gewaltthaͤtigkeit ſowol die Muskeln durch ihr oͤfteres
Spiel, als die Schlagadern durch ihr ſtarkes Pulſtren
auf das umherliegende Fadengewebe ausuͤben. Dieſe
druͤkken nemlich nicht nur ſelbſt die halbleimartige Faſern
zuſammen, ſondern ſie laſſen ſie auch wechſelweiſe wieder
loß, und es iſt nichts ſo ſtark, als dieſes wechſelweiſe
Kneten, um ſie aufzuloͤſen. Mit eben dieſer Kraft rei-
ben ſich auch die Schlagadern, welche ebenfalls ganz und
gar telluloͤſe ſind, gegen ihre benachbarte Knochen, ge-
gen ihre Muskeln, und gegen ihre Knorpel. Vielleicht
ruͤhrt daher die, bereits vorhin gelobte Anmerkung des
beruͤhmten Wintringbam (c), daß an den Gliedmaſ-
ſen, und zwar innerhalb den Muskeln die Schlagadern
ſtaͤrker, hingegen an den Eingeweiden, und inſonder-
heit am Gehirn, wo ſie keinen Drukk leiden, ganz weich
ſind. Wir nehmen dieſes mit aller Sicherheit an, da
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(b)
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(c)
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 876[878]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/930>, abgerufen am 25.11.2024.
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