Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. Buch.
eben vorangegangner monatlicher Ordnung am fruchtbar-
sten sey (s). Die Sache ist indessen vollkommen wahr (t),
und auch sogar den Weiberchen nicht unbekannt, welche
sich zu dieser Zeit sehr in Acht nehmen, nicht bei den
Männern zu schlafen, so oft es ihnen ungelegen ist, ge-
schwängert zu werden.

Man könnte sich vorstellen, daß von dem abgefloß-
nen Blute (u) alle Theile schlaff gemacht werden, und
der Muttermund weiter offen stehe. Doch vielleicht ist
auch alsdenn alles zärter, und mehr zur Wollust aufge-
legt. Wenigstens hat die Scheide ein schärfer Gefühl,
wenn die monathliche Reinigung im Fliessen ist, und sie
verursacht bei einigen Schmerzen.

§. 12.
Was den Frauenspersonen während des Bei-
schlafes wiederfähret.

Das erste ist hier die Wollust. Die meisten wollen
davon gar nichts wissen (a), und sogar weigern sich die-
jenigen es zu gestehen, welche es ohne Furcht zu geste-
hen das Recht haben, sie versichern hingegen ohne eine
Empfindung des Angenehmen empfangen zu haben (b).
Andre, welche mit der Sprache schon aufrichtiger her-
ausgehen, bezeigen selbst einen Trieb zum Beischlafe,
und bekennen es, daß sie sich daran ergözzen. Es kann

aber
(s) [Spaltenumbruch] PLIN. L. VII. c. 15. 16.
GALEN. diss. vulv.
lezzte Kapitel
MAURICEAU T. 2. p. 205. HAR-
VEI gener. p. 272. DIONIS. acou-
chen. p.
127. 169.
(t) Zu dieser Absicht empfielet
diese Zeit PAULUS L. III. c. 74.
Catharina Medicea soll des-
wegen fruchtbar gewesen seyn, weil
sie sich dieser Zeit bediente VE-
NETTE p.
43.
(u) Auch nach zu starken men-
sibus Comm. Lit. Nor. ann.
1732.
[Spaltenumbruch] hebd. 6. nach einem Bluten La
MOTTE obs.
212. nach vorange-
gangenen Krankheiten, als Blat-
tern VALISNER. II. p. 272. auch
wenn die menses im Fliessen sind
MAURICEAU obs. 676.
(a) PECHLIN. obs. 44. L. I.
LANZON. anim. 32. SCHURIG.
syllepsiolog. p. 81. HORN. prae-
lect. p.
14.
(b) Nicht alle empfinden Wol-
lust dabei SOLING. ampt. p. 324.

Die Frucht. XXIX. Buch.
eben vorangegangner monatlicher Ordnung am fruchtbar-
ſten ſey (s). Die Sache iſt indeſſen vollkommen wahr (t),
und auch ſogar den Weiberchen nicht unbekannt, welche
ſich zu dieſer Zeit ſehr in Acht nehmen, nicht bei den
Maͤnnern zu ſchlafen, ſo oft es ihnen ungelegen iſt, ge-
ſchwaͤngert zu werden.

Man koͤnnte ſich vorſtellen, daß von dem abgefloß-
nen Blute (u) alle Theile ſchlaff gemacht werden, und
der Muttermund weiter offen ſtehe. Doch vielleicht iſt
auch alsdenn alles zaͤrter, und mehr zur Wolluſt aufge-
legt. Wenigſtens hat die Scheide ein ſchaͤrfer Gefuͤhl,
wenn die monathliche Reinigung im Flieſſen iſt, und ſie
verurſacht bei einigen Schmerzen.

§. 12.
Was den Frauensperſonen waͤhrend des Bei-
ſchlafes wiederfaͤhret.

Das erſte iſt hier die Wolluſt. Die meiſten wollen
davon gar nichts wiſſen (a), und ſogar weigern ſich die-
jenigen es zu geſtehen, welche es ohne Furcht zu geſte-
hen das Recht haben, ſie verſichern hingegen ohne eine
Empfindung des Angenehmen empfangen zu haben (b).
Andre, welche mit der Sprache ſchon aufrichtiger her-
ausgehen, bezeigen ſelbſt einen Trieb zum Beiſchlafe,
und bekennen es, daß ſie ſich daran ergoͤzzen. Es kann

aber
(s) [Spaltenumbruch] PLIN. L. VII. c. 15. 16.
GALEN. diſſ. vulv.
lezzte Kapitel
MAURICEAU T. 2. p. 205. HAR-
VEI gener. p. 272. DIONIS. acou-
chen. p.
127. 169.
(t) Zu dieſer Abſicht empfielet
dieſe Zeit PAULUS L. III. c. 74.
Catharina Medicea ſoll des-
wegen fruchtbar geweſen ſeyn, weil
ſie ſich dieſer Zeit bediente VE-
NETTE p.
43.
(u) Auch nach zu ſtarken men-
ſibus Comm. Lit. Nor. ann.
1732.
[Spaltenumbruch] hebd. 6. nach einem Bluten La
MOTTE obſ.
212. nach vorange-
gangenen Krankheiten, als Blat-
tern VALISNER. II. p. 272. auch
wenn die menſes im Flieſſen ſind
MAURICEAU obſ. 676.
(a) PECHLIN. obſ. 44. L. I.
LANZON. anim. 32. SCHURIG.
ſyllepſiolog. p. 81. HORN. præ-
lect. p.
14.
(b) Nicht alle empfinden Wol-
luſt dabei SOLING. ampt. p. 324.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0092" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
eben vorangegangner monatlicher Ordnung am fruchtbar-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;ey <note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PLIN.</hi> L. VII. c. 15. 16.<lb/>
GALEN. di&#x017F;&#x017F;. vulv.</hi> lezzte Kapitel<lb/><hi rendition="#aq">MAURICEAU T. 2. p. 205. HAR-<lb/>
VEI gener. p. 272. DIONIS. acou-<lb/>
chen. p.</hi> 127. 169.</note>. Die Sache i&#x017F;t inde&#x017F;&#x017F;en vollkommen wahr <note place="foot" n="(t)">Zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht empfielet<lb/>
die&#x017F;e Zeit <hi rendition="#aq">PAULUS L. III. c.</hi> 74.<lb/><hi rendition="#fr">Catharina Medicea</hi> &#x017F;oll des-<lb/>
wegen fruchtbar gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, weil<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich die&#x017F;er Zeit bediente <hi rendition="#aq">VE-<lb/>
NETTE p.</hi> 43.</note>,<lb/>
und auch &#x017F;ogar den Weiberchen nicht unbekannt, welche<lb/>
&#x017F;ich zu die&#x017F;er Zeit &#x017F;ehr in Acht nehmen, nicht bei den<lb/>
Ma&#x0364;nnern zu &#x017F;chlafen, &#x017F;o oft es ihnen ungelegen i&#x017F;t, ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;ngert zu werden.</p><lb/>
              <p>Man ko&#x0364;nnte &#x017F;ich vor&#x017F;tellen, daß von dem abgefloß-<lb/>
nen Blute <note place="foot" n="(u)">Auch nach zu &#x017F;tarken <hi rendition="#aq">men-<lb/>
&#x017F;ibus Comm. Lit. Nor. ann.</hi> 1732.<lb/><cb/> <hi rendition="#aq">hebd.</hi> 6. nach einem Bluten <hi rendition="#aq">La<lb/>
MOTTE ob&#x017F;.</hi> 212. nach vorange-<lb/>
gangenen Krankheiten, als Blat-<lb/>
tern <hi rendition="#aq">VALISNER. II. p.</hi> 272. auch<lb/>
wenn die <hi rendition="#aq">men&#x017F;es</hi> im Flie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind<lb/><hi rendition="#aq">MAURICEAU ob&#x017F;.</hi> 676.</note> alle Theile &#x017F;chlaff gemacht werden, und<lb/>
der Muttermund weiter offen &#x017F;tehe. Doch vielleicht i&#x017F;t<lb/>
auch alsdenn alles za&#x0364;rter, und mehr zur Wollu&#x017F;t aufge-<lb/>
legt. Wenig&#x017F;tens hat die Scheide ein &#x017F;cha&#x0364;rfer Gefu&#x0364;hl,<lb/>
wenn die monathliche Reinigung im Flie&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, und &#x017F;ie<lb/>
verur&#x017F;acht bei einigen Schmerzen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 12.<lb/><hi rendition="#b">Was den Frauensper&#x017F;onen wa&#x0364;hrend des Bei-<lb/>
&#x017F;chlafes wiederfa&#x0364;hret.</hi></head><lb/>
              <p>Das er&#x017F;te i&#x017F;t hier die Wollu&#x017F;t. Die mei&#x017F;ten wollen<lb/>
davon gar nichts wi&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">PECHLIN. ob&#x017F;. 44. L. I.<lb/>
LANZON. anim. 32. SCHURIG.<lb/>
&#x017F;yllep&#x017F;iolog. p. 81. HORN. præ-<lb/>
lect. p.</hi> 14.</note>, und &#x017F;ogar weigern &#x017F;ich die-<lb/>
jenigen es zu ge&#x017F;tehen, welche es ohne Furcht zu ge&#x017F;te-<lb/>
hen das Recht haben, &#x017F;ie ver&#x017F;ichern hingegen ohne eine<lb/>
Empfindung des Angenehmen empfangen zu haben <note place="foot" n="(b)">Nicht alle empfinden Wol-<lb/>
lu&#x017F;t dabei <hi rendition="#aq">SOLING. ampt. p.</hi> 324.</note>.<lb/>
Andre, welche mit der Sprache &#x017F;chon aufrichtiger her-<lb/>
ausgehen, bezeigen &#x017F;elb&#x017F;t einen Trieb zum Bei&#x017F;chlafe,<lb/>
und bekennen es, daß &#x017F;ie &#x017F;ich daran ergo&#x0364;zzen. Es kann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0092] Die Frucht. XXIX. Buch. eben vorangegangner monatlicher Ordnung am fruchtbar- ſten ſey (s). Die Sache iſt indeſſen vollkommen wahr (t), und auch ſogar den Weiberchen nicht unbekannt, welche ſich zu dieſer Zeit ſehr in Acht nehmen, nicht bei den Maͤnnern zu ſchlafen, ſo oft es ihnen ungelegen iſt, ge- ſchwaͤngert zu werden. Man koͤnnte ſich vorſtellen, daß von dem abgefloß- nen Blute (u) alle Theile ſchlaff gemacht werden, und der Muttermund weiter offen ſtehe. Doch vielleicht iſt auch alsdenn alles zaͤrter, und mehr zur Wolluſt aufge- legt. Wenigſtens hat die Scheide ein ſchaͤrfer Gefuͤhl, wenn die monathliche Reinigung im Flieſſen iſt, und ſie verurſacht bei einigen Schmerzen. §. 12. Was den Frauensperſonen waͤhrend des Bei- ſchlafes wiederfaͤhret. Das erſte iſt hier die Wolluſt. Die meiſten wollen davon gar nichts wiſſen (a), und ſogar weigern ſich die- jenigen es zu geſtehen, welche es ohne Furcht zu geſte- hen das Recht haben, ſie verſichern hingegen ohne eine Empfindung des Angenehmen empfangen zu haben (b). Andre, welche mit der Sprache ſchon aufrichtiger her- ausgehen, bezeigen ſelbſt einen Trieb zum Beiſchlafe, und bekennen es, daß ſie ſich daran ergoͤzzen. Es kann aber (s) PLIN. L. VII. c. 15. 16. GALEN. diſſ. vulv. lezzte Kapitel MAURICEAU T. 2. p. 205. HAR- VEI gener. p. 272. DIONIS. acou- chen. p. 127. 169. (t) Zu dieſer Abſicht empfielet dieſe Zeit PAULUS L. III. c. 74. Catharina Medicea ſoll des- wegen fruchtbar geweſen ſeyn, weil ſie ſich dieſer Zeit bediente VE- NETTE p. 43. (u) Auch nach zu ſtarken men- ſibus Comm. Lit. Nor. ann. 1732. hebd. 6. nach einem Bluten La MOTTE obſ. 212. nach vorange- gangenen Krankheiten, als Blat- tern VALISNER. II. p. 272. auch wenn die menſes im Flieſſen ſind MAURICEAU obſ. 676. (a) PECHLIN. obſ. 44. L. I. LANZON. anim. 32. SCHURIG. ſyllepſiolog. p. 81. HORN. præ- lect. p. 14. (b) Nicht alle empfinden Wol- luſt dabei SOLING. ampt. p. 324.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/92
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/92>, abgerufen am 20.11.2024.